Liebe Whisky-Freunde,
eine kubanische Cohiba glimmt im Aschenbecher, daneben ein Glas mit bernsteinfarbenem Macallan. 200 Euro Genuss auf dem Tisch – ist das nun Lebenskunst oder Geldverschwendung? Ein guter Bekannter stellte mir neulich genau diese Frage, und sie verdient eine ehrliche Antwort.
Ich selbst bin eher Purist und brauche zum Ausklang nichts weiter als einen tollen Malt oder vielleicht zwei. Aber ich verstehe die Faszination der Kombination „Whisky meets Cigar“ – und warum sie für einige zum perfekten Abend gehört. Sensorisch betrachtet ist dieses Pairing allerdings anspruchsvoll, ja sogar problematisch.
Stellen Sie sich vor: Eine kräftige kubanische Robusto trifft auf einen fassstarken Ardbeg mit 50ppm Phenolen und gut 55% Alkohol. Klar passen die kräftigen Tabak-Raucharomen „irgendwie“ zum torfig-rauchigen Whisky. Mir wäre das zu viel des Guten – eine unnötige Dopplung des Ähnlichen und zu wenig komplementär.
Am anderen Ende des Spektrums: Ein leichter, ungetorfter Speysider wie ein schöner Cragganmore 12yo geht in den üppigen Aromen einer Cohiba schlicht unter. Die Zigarre dominiert, der Whisky verliert.
Besonders deutlich wird das Problem bei Tastings. Wer fünf oder sieben verschiedene Whiskys zur Zigarre verkosten soll, wird zwar noch Whisky schmecken – aber die feinen Unterschiede? Die differenzierten Aromen der einzelnen Preziosen? Fast unmöglich zu erfassen. Macht wahrscheinlich Spaß, aber aus meiner Sicht wenig Sinn.
Trotzdem: Sollten Sie zu einer besonderen Gelegenheit Lust auf beides verspüren, habe ich einen Tipp. Wählen Sie einen kräftigen, sherrybetonten und ungetorften Malt. Mein persönlicher Favorit – und ja, das ist eine subjektive Empfehlung – sind die Einzelfass-Abfüllungen der kleinen HeiligenBergFeld-Brennerei am Ammersee. Die ausschließlich in „1st Fill“ Sherry-, Portwein- und Süßwein-Fässern gereiften Whiskys mit rund 58% Alkohol harmonieren hervorragend mit einer Partagás D4 oder 898.
Also: Lebenskunst oder Geldverschwendung? Meine Antwort: Wenn Sie wirklich beide Genüsse schätzen und sich Zeit nehmen, sie bewusst zu erleben, dann ist es Ihr Geld wert. Aber erwarten Sie keine Aromenwunder von der Kombination. Manchmal ist weniger mehr – ein großartiger Whisky für sich allein kann der perfekte Ausklang sein.
Slainte und Cheers!
