DAS INVESTMENT Academy: Welche Fehler machen Anfänger:innen beim Investieren am häufigsten?
Es gibt unzählige Analysen über die Effizienz der Kapitalmärkte, die besagen, dass alle vorhandenen Informationen innerhalb kürzester Zeit vollumfänglich eingepreist sind. Das heißt, der aktuelle Kurs spiegelt diese bereits wider.
Jeglicher Versuch den Markt zu timen, gleicht somit immer einem Münzwurf – man kann zu je 50 Prozent richtig oder falsch liegen.
Gerd Kommer: In Ergänzung zu dem, was Herr Weis hier richtigerweise betont – dass aktives Timing im Mittel mehr Schaden anrichtet als Nutzen stiftet – besteht ein damit eng verwandter Anleger:innenfehler im „prozyklischen Investieren“.
Damit meine ich zwei Dinge:
- Erstens: vorwiegend in Anlageprodukte oder Anlageklassen zu investieren, die in den vergangenen sechs Monaten bis drei Jahren besonders gut gelaufen sind.
- Und zweitens: Von Investments, die in den vergangenen sechs Monaten bis drei Jahren besonders schlecht gelaufen sind, genau deswegen die Finger zu lassen.
Andersherum funktioniert es statistisch besser also antizyklisch vorgehen.
Am allerbesten funktioniert die schön einfache Grundregel:
„Immer sofort investieren, wenn einem Geld zum Investieren zufließt.“
So habe ich es in den verganenen 30 Jahren gemacht und bin damit insgesamt wunderbar gefahren. So vorzugehen entspricht übrigens auch der Empfehlung der Wissenschaft.
Wie können Anfänger:innen Fehler vermeiden?
Weis: Die wichtigste Grundregel beim Investieren ist Disziplin. Es geht darum, sich nicht von dem täglichen Rauschen der Kapitalmärkte zu taktischen Handlungen verleiten zu lassen.
Eine gute Strategie ist es, sein Investment langfristig auszulegen und diszipliniert durchzuhalten.
Interessant?
Kommer: Ja, erfolgreiches Investieren hat unheimlich viel mit stoischer Disziplin, Rationalität und Geduld zu tun.
Wer das Reagieren auf die täglichen Börsennachrichten zu einem wesentlichen Grundprinzip seines Investmentansatzes macht, wird damit wahrscheinlich auf die Nase fliegen und auf lange Sicht weniger verdienen als jemand, der stures Buy-and-Hold betreibt und Kosten minimiert.
„Börsennachrichten sind nutzlos, weil die eine Hälfte davon einfach Nonsens oder Clickbaiting ist und die andere Hälfte, die das nicht ist, im Moment ihrer Verbreitung längst in den Marktkursen enthalten ist.“
Was sind die größten Fehler, die ihr selbst gemacht habt?
Weis: Als der neue Markt und Technologieaktien im Jahr 1998 bis 2000 hip waren, habe ich als Kapitalmarktneuling natürlich einen viel zu großen Anteil an diesen Aktien in meinem Depot gehabt. Ich habe schmerzlich erfahren müssen, dass Diversifikation über alle Regionen und Branchen eine wichtige Grundregel ist, von der man sich nicht abbringen lassen sollte.
Hohe Aktienquote für junge Anleger:innen optimal
Kommer: Als ich Anfang der 1990er Jahre nach einem BWL-Studium als Trainee im Firmenkundenkreditgeschäft in einer großen Bank anfing, ließ ich mir von meiner Kundenbetreuerin eine kapitalbildende Lebensversicherung, einen Bausparvertrag und ein „Zielsparvertrag“ aufschwatzen. Drei teure, unrentable und für mich unpassende Produkte.
Bis ich das merkte, waren aber schon vier Jahre vergangen, in denen der Aktienmarkt fantastisch rentiert hatte. Diese Renditen hatte ich verpasst, weil ich in drei dumme renditearme Produkte investiert hatte.
Mit welchen Produkten sparen junge Anleger:innen am besten fürs Alter und was sind die Gründe dafür?
Weis: Aus unserer Sicht sind globale breit gestreute Aktien-ETFs, die idealerweise alle Länder und Aktiengrößen beinhalten am besten für die Altersvorsorge geeignet. Hier bietet SPDR zum Beispiel mit dem MSCI All Country und All Cap Index, dem ACWI IMI einen der am breitesten gestreuten Welt-ETFs.
Kommer: Ja, junge Menschen haben an sich die idealen Voraussetzungen dafür, mit einer hohen Aktienquote zu investieren und Aktien sind nun einmal die Anlageklasse mit den höchsten Langfristrenditen, höher als die von Immobilien oder Gold.
Der Hauptgrund dafür, dass junge Anleger:innen im Prinzip für hohe Aktienquoten geeignet sind, liegt in ihrem noch sehr umfangreichen „Humankapital“, also dem Gegenwartswert ihres zukünftigen Gehaltseinkommen bis zur Beendigung des Berufslebens mehrere Jahrzehnte später. Dieses Humankapital ist sehr risikoarm und gleicht daher exzellent ein relativ risikoreiches Aktieninvestment aus.