LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 03.12.2021 - 15:46 Uhrin AnalysenLesedauer: 5 Minuten

Indien und China im Check Wie Asien künftig den Goldpreis bestimmt

Seite 2 / 3

In den letzten Monaten ließ die steigende Inflationsrate in den USA den internationalen Goldpreis weiter ansteigen. Aktuell beläuft sich der Preis für eine Feinunze Gold auf dem Londoner Goldmarkt auf 1.780 US-Dollar. Das bedeutet, dass die Terminkontrakte an der Comex, die in 6 Monaten abgerechnet werden, einen Aufschlag von 10 US-Dollar pro Unze auf den Londoner Goldbarrenpreis haben. Händler, die diesen eher geringen Abstand gewinnbringend nutzen wollen, werden allerdings scheitern: Er spiegelt nur die Lagerungs- und die mit Goldpreis-Wetten verbundenen Zinskosten wider – nicht aber die Probleme in der Lieferkette oder die Gewinnmöglichkeiten.

Aufschlag auf Londoner Preise werden zum Anreiz für neue Importe

Fest steht: Noch immer unterscheiden sich die lokalen Preise, die auf den großen Verbrauchermärkten Asiens gefordert werden, deutlich von der Londoner Basislinie. Da diese Unterschiede Rückschlüsse auf die Inlandsnachfrage zulassen, wird ein Aufschlag auf die Londoner Preise zum wichtigen Anreiz, um neue Importe zu generieren. Für Indien heißt das: Es kauft große 400-Unzen-Barren mit einem Feingehalt von 995 in London, die anschließend nach Delhi, Mumbai oder Hyderabad transportiert werden. Wenn chinesische Käufer Goldbarren in London kaufen, werden die Importe in der Regel zunächst in die Schweiz geflogen. Dort wird das Metall raffiniert und in höherreine 999-Kilogramm-Barren gegossen. Dann transportiert der Käufer in China das Gold nach Hongkong oder Shanghai, um es als Anlage zu lagern – oder nach Shenzhen, um daraus Schmuck zu produzieren oder Technologiehersteller zu beliefern.

Zu klären bleibt, warum China und Indien die Ausfuhr von Goldbarren verbieten. Die Ausgangslage: China führt das Ranking der Goldförderländer an, während Indien keinerlei Mienen im eigenen Land hat. In beiden Nationen gibt es allerdings strenge Devisenkontrollen für ihre Währungen. Ein Vorgang, der den freien Goldfluss beeinträchtigen kann. Bei einer großen inländischen Goldnachfrage scheinen beide Länder starke Devisenabflüsse zu befürchten. Die Folge: China und Indien sind bemüht, neue Importe innerhalb der eigenen Grenzen zu halten. Ein Abfluss und ein späterer Re-Import werden auf diese Weise vermieden.

Goldbarrenströme als Exporte von „Fertigprodukten“ getarnt

Doch es gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. Im Frühjahr 2009 wurde Indien für kurze Zeit zum Nettoexporteur von Gold: Durch die weltweite Finanzkrise sank die Nachfrage. Parallel gab es immer mehr Notverkäufe von Haushalten, die Bargeld beschaffen mussten. Die Goldbarren, die im Zuge dieser Entwicklung exportiert wurden, tarnte Indien als Exporte von „Fertigprodukten“ zur Herstellung von Schmuck, Medaillen oder Münzen. Neu-Delhi besteuerte dabei den Wert, der vom Hersteller hinzugefügt wurde.

Tipps der Redaktion