In China ist die Ausfuhr von Schmuck und anderen Produkten aus Gold ebenfalls erlaubt. Dieser Passus ermöglicht den Abfluss von unbearbeiteten Goldklumpen vom Festland über Hongkong auf den Weltmarkt. Laut Medienberichten nahm dieser Schmuggel Mitte 2020 deutlich zu: Die Weltmarktpreise erreichten bei einem Höchststand von über 2.000 US-Dollar einen Rekordwert von 80 US-Dollar pro Unze über dem chinesischen Inlandspreis. Zum Vergleich: Die normalen Aufschläge liegen bei etwa 8 bis 9 US-Dollar pro Unze – und wurden in den letzten Wochen in Shanghai wieder erreicht, sind derzeit jedoch mit 5 US-Dollar pro Unze leicht rückläufig.

Internationale Handelsdaten zeigen: Die Goldeinfuhren nach China sind im Jahr 2021 stark angestiegen. Dies ist ein klares Indiz für den Aufschwung der Inlandsnachfrage, der durch die Verschärfung der Finanzkrise im hochverschuldeten chinesischen Immobiliensektor noch weiter angekurbelt werden könnte.

Indien senkt Steuern, um Schmuggel einzudämmen

In Indien sieht die Lage ähnlich aus. Auch hier liegen die Goldeinfuhren klar vor denen der Jahre 2019 und 2020. Dass Indien noch immer einen Abschlag gegenüber London verzeichnet, ist größtenteils darauf zurückzuführen, dass die hohen Einfuhrzölle und Steuern immer wieder für Konfusionen sorgen. Um das wachsende Schmuggelgeschäft einzudämmen, wurden die Steuern im Februar 2021 von 12,5 auf 10,75 Prozent gesenkt. Gerüchten zufolge erwägt jedoch die Regierung von Narendra Modi nun eine Erhöhung der allgemeinen Verkaufssteuer (ähnlich der Mehrwertsteuer). Auf dem legalen indischen Markt haben die Großhandelspreise für Gold im Jahr 2021 im Durchschnitt einen Abschlag von 5 US-Dollar pro Unze gegenüber London. Dies liegt deutlich unter dem durchschnittlichen Abschlag von 18 US-Dollar in den Jahren 2019 und 2020 und deutet auf eine bessere lokale Nachfrage hin. Ein Trend, der von den Einzelhändlern bestätigt wird, die während der jüngsten Diwali-Saison gute Umsätze verzeichneten.

Auch wenn sich die Goldnachfrage aufgrund steigender Corona-Zahlen derzeit wieder verlangsamt, wird sie in China wieder anziehen, wenn die Mondneujahrsfeiertage am 1. Februar näher rücken. Experten erwarten dann eine Erholung der Märkte und einen starken Anstieg der Verbrauchernachfrage im Jahr 2022. Sowohl für Indien als auch für China wird prognostiziert, dass die Grundnachfrage nach dem Edelmetall enorm bleiben wird. Kurzfristig wird sich diese Nachfrage aufgrund der Blockade des freien Goldflusses kaum auf die globalen Goldpreise auswirken. Langfristig wird, je mehr Gold nach China und Indien fließt, weniger Edelmetall für den globalen Freihandelsmarkt zur Verfügung stehen. Dies könnte den zugrundeliegenden Goldpreis zukünftig in die Höhe treiben.