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Wie Baloise und Helvetia vor der Fusion in Deutschland dastehen

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Die Schweizer Versicherer Helvetia und Baloise haben angekündigt, zu fusionieren und mittelfristig auch ihr Deutschlandgeschäft unter einem Dach zu bündeln. Geplant ist die Gründung einer gemeinsamen Geschäftseinheit „Helvetia Baloise“ für den deutschen Markt mit einem gemeinsamen Markenauftritt.
Die Umsetzung steht jedoch noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aktionäre beider Unternehmen ...
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Die Schweizer Versicherer Helvetia und Baloise haben angekündigt, zu fusionieren und mittelfristig auch ihr Deutschlandgeschäft unter einem Dach zu bündeln. Geplant ist die Gründung einer gemeinsamen Geschäftseinheit „Helvetia Baloise“ für den deutschen Markt mit einem gemeinsamen Markenauftritt.
Die Umsetzung steht jedoch noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aktionäre beider Unternehmen sowie der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden. Mit einem Abschluss dieses Prozesses wird frühestens Ende 2025 gerechnet.
Viele offene Fragen
Bis zur formellen Fusion treten Helvetia und Baloise weiterhin getrennt am deutschen Markt auf. Der genaue Zuschnitt der gemeinsamen Einheit, die künftige Produktlandschaft und eine mögliche Vereinheitlichung oder Ausdünnung des Angebots sind noch nicht entschieden. Auch bleibt offen, wie die Integration der Marken erfolgen wird – bis auf Weiteres bleibt der Wettbewerb zwischen den Gesellschaften bestehen. Für Kunden und Vertriebspartner soll sich nach Aussagen der Unternehmen zunächst nichts ändern.
Ein aktueller Medienbericht des Fachportals „Platow“ spricht bei der anstehenden Fusion von einer Mammutaufgabe für die deutschen Gesellschaften. Zitiert wird ein Schweizer Marktinsider. Er rechne damit, dass beide Gruppen für die nächsten zwei Jahre „erst einmal gelähmt sein werden“, bis sie sich konsolidiert haben. Da der deutsche Markt zwar wichtig sei, aber nur einer von acht der beiden Konzerne ist, dürfte das den Prozess verlangsamen. Ein Tempo wie beim Zusammenschluss von Barmenia und Gothaer sei nicht zu erwarten.
Stellenabbau in unbekannter Höhe bereits fix
Klar ist zumindest, dass die Fusion zu einem Stellenabbau in Deutschland führen soll. Helvetia-Vorstandschef Fabian Rupprecht bestätigte laut Medienberichten entsprechende Pläne auf einer Analystenkonferenz. Ähnlich äußerte sich Baloise-Chef Michael Müller in einem Interview mit DAS INVESTMENT. Immer wieder ist in diesem Zusammenhang von Synergien die Rede. Wo diese genau liegen, bleibt derweil unklar. Von einem Helvetia-Sprecher heißt es dazu: „Das größte Potenzial für Synergien besteht dort, wo Überschneidungen bestehen, das heißt bei den Konzernfunktionen.“
Der Abbau soll laut der beiden Unternehmen möglichst sozialverträglich ablaufen. In den Statements ist von natürlicher Fluktuation und Frühpensionierungen die Rede. Umgesetzt werden soll dies vor dem Jahr 2028. Insgesamt sind in Deutschland rund 2.300 Beschäftigte betroffen (Baloise: circa 1.300, Helvetia: 880). Laut des „Platow“-Berichts mache sich in den Unternehmen allerdings bereits Unruhe breit und Mitarbeiter planten, sich beruflich umzuorientieren.
Die Leitung der neuen deutschen Einheit soll vom bisherigen Baloise-Deutschlandchef Jürg Schiltknecht übernommen werden. Die Zukunft des bisherigen Helvetia-Deutschlandchefs Volker Steck ist somit ungewiss. Er steht bereits zehn Jahre an der Spitze der Tochtergesellschaft.
Verbesserte Geschäftszahlen 2024
Trotz Verkaufsgerüchten bei Helvetia und Unmut des Hauptinvestors Cevian bei Baloise über das Deutschlandgeschäft waren die Zahlen zuletzt nicht so schlecht. Nach einem Verlust 2023 verbuchte die Helvetia 2024 einen Gewinn in Deutschland von 56 Millionen Franken (umgerechnet knapp 60 Millionen Euro). Die Beitragseinnahmen stiegen auf 756 Millionen Franken (circa 805 Millionen Euro).
Bei der Baloise stieg das addierte Prämienvolumen der beiden deutschen Tochtergesellschaften Sach und Leben ebenfalls kräftig auf circa 1,45 Milliarden Euro. Der Gewinn kletterte um über 9 Prozent auf 102,2 Millionen Franken (umgerechnet derzeit fast 109 Millionen Euro).
Wie Baloise und Helvetia produktseitig aufgestellt sind
Doch wie gut passen die Unternehmen zusammen? Beide Versicherer setzen nach eigenen Angaben in Deutschland auf einen Mix aus Exklusivvertrieb und freien Vermittlern. Auch ein Baloise-Sprecher bestätigt gegenüber DAS INVESTMENT, dass die Vertriebsstruktur sehr ähnlich sei. Produktseitig dürften Doppelangebote beider Versicherer langfristig konsolidiert werden, ähnlich wie bei der Barmenia-Gothaer-Fusion.
Die Helvetia ist traditionell stark in der privaten und gewerblichen Sachversicherung und im Spezialgeschäft. Doch die Sach-Sparte bespielt auch die Baloise stark. Der Zusammenschluss könnte zum Wegfall erfolgreicher Produkte führen. Besser harmonieren könnte eine gemeinsame Leben-Sparte. Hier kann die Baloise innovative Produkte mit hoher Marktakzeptanz einbringen, während die Helvetia eher für ihre vergleichsweise hohen Kosten bekannt ist.
Die Frage nach den stärksten Produktbereichen beantworten beide Unternehmen ausweichend. „Für unsere Geschäftsbereiche fahren wir sehr erfolgreich eine Zielsegment-Strategie für Nichtleben und Leben, in der wir uns auf klare Zielsparten fokussieren. Hier liegen der Fokus von Baloise und Helvetia nah beieinander“, sagt der Baloise-Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion.
Die vom Helvetia-Sprecher genannten Geschäftsfelder zeigen einen Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen und Spezialrisiken. Ansonsten äußert sich der Unternehmenssprecher nur sehr allgemein: „Helvetia Deutschland ist in allen Sparten der Lebens-, Sach- und Personenversicherung für Privat- und Firmenkunden tätig.“
Stärken und Schwächen: Das sagen Vermittler über die Fusionskandidaten
DAS INVESTMENT hat sich auch unter Maklern umgehört, wie deren Erfahrungen mit den beiden Gesellschaften aussehen. In der größten Facebook-Community Versicherungsvermittler Deutschland sind die Stimmen dazu sehr uneinheitlich.
Versicherungsmakler Matthias Melcher schreibt: „Baloise, auch wenn die lieber Basler geblieben wären, hat am deutschen Markt von der Bekanntheit und Produkten meiner Auffassung nach ein weitaus besseres Standing beim Makler. Helvetia ist im Service und Schadensfall träger und altbacken.“ Das sieht Alessandro Attianese nicht so: Aus seiner Sicht ist die Helvetia näher an den Maklern. Maklerbetreuer und Underwriter setzen sich sehr ein und hätten sich bei ihm auch persönlich vorgestellt.
Er bescheinigt beiden Anbietern gute Produkte. Bei der Baloise sei dies insbesondere die Unfallversicherung. Bei der Helvetia gefallen ihm die Hausratversicherung und Privathaftpflicht-Tarife. Und: „Die Helvetia geht auch bei Betrieben und Vereinen individuell auf den Tarif-Aufbau ein. So konnten wir einigen Vereinen und Betrieben auf diese zugeschnittene Produkte anbieten, mit den Erweiterungen, die dort benötigt wurden.“ Negativ hingegen sei die explodierende Prämienentwicklung in der Gebäudeversicherung, besonders für die Elementarschadendeckung, so Attianese.
Ein anderer Vermittler kritisiert den sehr rigiden Kurs der Baloise in der Sachversicherung bei der einst übernommenen Securitas. „Da wurden langjährige Verträge wirklich ohne Not von heute auf morgen einfach gekündigt. Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln, mag für manche Branchen eine Strategie sein, in der Versicherungsbranche in Deutschland aber nicht“, so seine Einschätzung.
Beide Gesellschaften mittlerweile verzichtbar?
Florian Schulz von Finanzmakler F. Schulz & Team und neuer Experte bei DAS INVESTMENT sagt, dass er beide Versicherer im SHUK-Geschäft mittlerweile für verzichtbar hält. Im Bereich Leben habe die Helvetia eh noch nie eine Rolle gespielt. „Sie waren einmal gut aufgestellt, haben jedoch für uns heute kaum noch Relevanz.“ Schulz weiter: „Die Helvetia galt früher als Premium-Anbieter, insbesondere im Bereich von Rahmenverträgen. Leider wiesen die konventionellen Produkte häufig Mängel in den Grundlagen auf, was sie teilweise unvermittelbar machte.“ In den letzten Jahren habe man versucht, mit Dumping-Tarifen und Eins-zu-Eins-Übernahmen noch gegenzusteuern, was ihn jedoch nicht überzeugte.
Die Baloise sei einen ähnlichen Weg gegangen. Schulz: „Einige gute Produkte gibt es dort immer noch, aber durch deutliche Prämienerhöhungen, mittelmäßige Schadenbearbeitung und insgesamt unzureichende Kommunikation haben wir sukzessive versucht, sämtliche Bestände umzudecken.“ Früher konnte ihn der Anbieter mit innovativen Ansätzen bei der Beitragskalkulation überzeugen – „insgesamt hat aber auch hier die Qualität deutlich nachgelassen“, so Schulz.



