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Wie Berater ihren Kunden die Emerging Markets erklären

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Kennziffern, von denen Industrieländer nur träumen Alexander Suyter, Dr. Suyter GmbH, München
  • „Die türkische Staatsverschuldung ist mit unter 40 Prozent weniger als halb so hoch wie in Deutschland und liegt deutlich unter der Grenze der Maastricht-Kriterien von 60 Prozent.
  • Etwa 4 Prozent Wirtschaftswachstum erwarten Volkswirte für das Land für 2013 nach einem Plus von 3,2 Prozent 2012. 
  • Die demografische Entwicklung stützt das Wachstum. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 30 Jahre. Das bedeutet ein erhebliches Wachstumspotenzial für den heimischen Konsummarkt.
  • Die Ratingagentur Fitch stufte die Türkei im November 2012 auf Basis der sich sukzessive verbessernden Fundamentaldaten auf Investmentgrade herauf. 
  • Auch die geopolitische Lage spricht für den Staat: Die Türkei liegt zwischen zwei Kontinenten und kann beim Export die fallende Nachfrage aus Europa durch mehr Ausfuhren in den Mittleren Osten und nach Nordafrika ausgleichen.“

So sieht eine Argumentationskette aus, mit der Alexander Suyter (Bild) seinen Kunden erklärt, warum sie in den Emerging Markets investieren sollten – in diesem Fall in der Türkei.

Der Geschäftsführer der Münchner Vermögensberatung Dr. Suyter GmbH nutzt in seiner Anlageberatung zu Emerging Markets vor allem Argumente, die auf harten wirtschaftlichen Daten beruhen, wie sie Notenbanken oder große Institute (zum Beispiel Weltbank, Internationaler Währungsfonds) liefern.

„Manche Emerging Markets haben Kennziffern, von denen die etablierten Industrieländer nur träumen können“, weiß Suyter. Als weiteres Argument führt er gern die Bevölkerungsstruktur an: „Sie ist in den meisten Emerging Markets im Gegensatz zu den Industriestaaten sehr vorteilhaft.“

Typische Kommentare: Kenne ich nicht, das ist zu weit weg

Gerade bei Emerging Markets sei aber auch der politische Hintergrund des jeweiligen Landes entscheidend. „Gibt es ausreichend Rechtsicherheit? Wie demokratisch ist das Land? Wenn es politisch auf wackligen Beinen steht, können auch Wirtschaft und Börse schnell kippen“, so Suyter.
Viele Kunden haben nach Erfahrung Suyters noch Vorbehalte gegen ein Investment in Schwellenländern. Kenne ich nicht, das ist zu weit weg – sind typische Kommentare, die der Anlageberater mitunter hört. Er versucht ihnen mit einer anschaulichen Argumentation aus Fakten zu begegnen.

Beispiel: „Der Anteil der Schwellenländer am weltweiten Konsum ist noch sehr gering und hat hohen Nachholbedarf.“ Und zur Veranschaulichung folgt die Ergänzung: „2010 hatten in Deutschland 510 von 1000 Menschen ein Auto, in China waren es erst 34 von 1000. VW produziert in China inzwischen jedes dritte Auto, in Deutschland nur noch jedes vierte.“

Nicht alle Emerging Markets eignen sich für jeden Anleger

Ein weiterer Vorbehalt, den Kunden gegenüber Suyter häufiger äußern, ist die Angst, nicht mehr an das eigene Geld heranzukommen. Eine teilweise durchaus berechtigte Angst etwa wegen des Risikos möglicher Kapitalverkehrskontrollen. „Ausreichende Liquidität sollte daher bei einem Investment sichergestellt sein. Ebenso muss klar sein, ob Währungspositionen mit Chancen und Risiken eingegangen oder diese abgesichert werden sollen“, meint Suyter.

Nicht alle Emerging Markets eignen sich seiner Ansicht nach für jeden Anleger. Er teilt die Märkte daher anhand von wirtschaftlichen und politischen Faktoren in Reifegrade ein: „Schwellenland ist nicht gleich Schwellenland. Die meisten afrikanischen Länder etwa bergen mehr Risiken für ein Investment als Brasilien.“ Zu Ländern mit niedrigem Reifegrad rät er nur bestimmten Kunden. Emerging Markets mit hohem Reifegrad hingegen eignen sich seiner Meinung nach nicht nur als Beimischung, sondern auch als Kerninvestment.

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„Spielgeld“ ist der falsche Weg

Den Kunden müsse wegen der Schwankungen der Kapitalmärkte jedoch bewusst sein, dass es sich um eine langfristige Anlage handelt. Dazu präsentiert er gern Performance-Charts über 20 Jahre – und zeigt dazu auch kurzfristigere Zeitabschnitte, in denen die Märkte nicht so gut gelaufen sind.

Suyter: „Die Kunden sollen wissen, worauf sie sich einlassen.“ Ist man von den Emerging Markets nicht überzeugt, solle man nicht investieren. Dort nur ein wenig „Spielgeld“ zu platzieren, um zu sehen, was daraus wird, hält Suyter für den falschen Weg. Seite 2: Kennziffern, von denen Industrieländer nur träumen (Alexander Suyter, Dr. Suyter GmbH, München) Seite 3: Mit Wirtschafts-Grafiken Kundenbedenken ausräumen (Gregor Müller, Novethos Financial Partners, München) Seite 4: Risiken der Industrieländer aufzeigen (Peter Stowasser, Franklin Templeton, Frankfurt) Seite 5: Unsere Kunden wollen von sich aus in den Schwellenländern investieren (Eric Wiese, Hamburger Vermögen, Hamburg)
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