LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche

Themen-Experte Die Spezialisten für globale Geldanlage

ANZEIGE
ANZEIGE

Schwellenmärkte Wie China, Indien und Brasilien durch die Krise kommen

Skyline von Mumbai, Indien
Skyline von Mumbai, Indien: Auf dem Subkontinent haben sich Indikatoren wie Treibstoffverbrauch und Kreditkartennutzung verbessert und nähern sich dem Niveau vor der Pandemie an. | Foto: imago images / Hindustan Times
Manraj Sekhon, Franklin Templeton

Covid-19 hat einigen langfristigen Themen Schub gegeben. Diese Entwicklung wird sich wahrscheinlich im Jahr 2021 fortsetzen, wodurch gute Aussichten für Anleger entstehen.

Drei wichtige Trends hat die Pandemie in den Schwellenländern verstärkt. Erstens zeigt sich eine erhöhte institutionelle Widerstandsfähigkeit. Zweitens führen das Wachstum von Konsum und Technologiedurchdringung zu einer stärkeren Diversifizierung der Volkswirtschaften. Drittens setzt die wachsende Innovation in den Schwellenländern die Unternehmen zunehmend in die Lage, Wettbewerber aus den entwickelten Märkten zu „überspringen“.

In Asien könnte die Aktienmarkt-Rally anhalten

Rückblickend betrachtet haben sich die Aktien der Schwellenländer insgesamt als widerstandsfähig erwiesen, wobei der MSCI Emerging Markets Index im bisherigen Jahresverlauf leicht im Plus lag und sich im Großen und Ganzen im Einklang mit den Indizes S&P 500 und MSCI World entwickelt hat. Es gibt jedoch große Unterschiede zwischen den Ländern und Sektoren. Die asiatischen Schwellenländer haben die globalen Industrie- und Schwellenländerindizes übertroffen, wobei China, Südkorea und Taiwan in der Region führend sind. Im Gegensatz dazu haben im globalen Rahmen Schwellenländer wie Brasilien und Russland Mühe mitzuhalten.

Ähnliche Divergenzen sind innerhalb der Sektoren zu beobachten. Zwar sind die Bewertungen von Schwellenländer-Aktien insgesamt gestiegen; das hängt jedoch weitgehend mit der Spitzengruppe von Internet-, Technologie-, Verbraucher- und anderen „New Economy“-Unternehmen zusammen, die durch Covid-19 befeuert worden sind.

China, Indien, Brasilien: Signale stehen auf grün

Im Gegensatz zu vielen entwickelten Ländern hat ein Großteil der asiatischen Schwellenländer die Pandemie bisher erfolgreich gemeistert. Dadurch könnte sich die gegenwärtige Aktienmarkt-Rally auf das vierte Quartal dieses Jahres und das Jahr 2021 ausweiten. In China zum Beispiel legen die Erträge von Zementherstellern zu, nachdem die Bautätigkeit wieder eingesetzt hat. Starke Exportzahlen, ein dynamisches Produktionswachstum, höhere Ausgaben für Luxusprodukte und eine Zunahme der Inlandsflüge bestätigen eine V-förmige wirtschaftliche Erholung.

In Indien verlief das Kreditwachstum bislang nur schleppend, weil die Banken angesichts des Konjunktureinbruchs vorsichtig bleiben. Indische Finanzwerte, deren Bewertungen ins Rutschen geraten waren, sind jedoch weiterhin für ein längerfristiges Wachstum gut positioniert. Auf dem Subkontinent haben sich Indikatoren wie Treibstoffverbrauch und Kreditkartennutzung verbessert und nähern sich dem Niveau vor der Pandemie an.

Auch brasilianische Finanztitel scheinen aussichtsreich zu sein, gefolgt von Betreibern von Shopping-Malls und privatwirtschaftlichen Bildungseinrichtungen. Brasiliens Wirtschaft hat von erhöhten Staatsausgaben zur Stützung der Wirtschaft profitiert – besser als erwartet ausgefallene Daten haben zu einer Anhebung der Wirtschaftsprognosen für das Gesamtjahr geführt.

Strukturreformen haben unverändert hohen Stellenwert

Ungeachtet von Covid-19 haben einzelne Schwellenländer ihre Strukturreformen weiter vorangetrieben. Sie sind der Grundstein für eine dauerhafte wirtschaftliche Erholung. So ist China seinem längerfristigen Ziel treu geblieben, den Binnenkonsum zu einem wichtigen Konjunkturtreiber auszubauen, um gegen externe Schocks besser gewappnet zu sein. Jüngste Maßnahmen der Regierung zur Verstärkung des lokalen Luxuskonsums tragen Früchte: Deckten die chinesischen Verbraucher ihren Bedarf an Luxusgütern vor der Pandemie weitgehend im Ausland, steigen durch neue Zollregelungen die Umsätze im Inland. Zu erwarten ist, dass Chinas Reise- und Duty-Free-Industrie im Inland in den nächsten Jahren auf einen Boom zusteuert.

Das beträchtliche Haushaltsdefizit Indiens hat die Fähigkeit der Regierung eingeschränkt, Ausgaben zur Stützung der Wirtschaft zu tätigen. Zu erwarten ist, dass Privatisierungen und weitere Wirtschaftsreformen neue Investitionen anziehen. Die „Make in India“-Initiative des Landes, die auf ein Wachstum des Fertigungssektors abzielt, scheint gut positioniert zu sein, um von mehreren Trends zu profitieren: So bringen die globalen Handelsspannungen und die Pandemie Länder und Unternehmen dazu, nach alternativen Produktionsstandorten zu suchen, um Vielfalt und Sicherheit der Lieferketten zu erhöhen. Nicht zuletzt haben die Scharmützel an Indiens Grenze zu China die Akzeptanz von verstärkt lokaler Fertigung im Land erhöht.

Brasilien hat ebenfalls seine Strukturreformen trotz der wirtschaftlichen Störungen fortgesetzt. In den kommenden Jahren dürften die Reformen umfangreiche Investitionen anziehen. Geplante Steuer- und Verwaltungsreformen scheinen auf gutem Weg und auch die Pläne der Regierung für Infrastrukturmaßnahmen sind weit gediehen.

Trotz vieler Chancen bestehen weiterhin Unsicherheiten

Ungeachtet eines freundlichen Ausblicks für viele Schwellenländer sollten Anleger mit Marktvolatilität rechnen. Die angesichts von Covid-19 arg strapazierten öffentlichen Haushalte könnten populistischen Tendenzen Vorschub leisten. In Brasilien haben die notwendigen immensen Ausgaben zur Eindämmung der Pandemiefolgen die Bemühungen der Regierung um Schuldenstabilisierung untergraben und schüren die Sorge vor Steuererhöhungen.

Der wahrscheinlich auch unter einer Biden-Regierung anhaltende Konflikt zwischen den USA und China sorgt für weitere Unsicherheiten am Markt. Die Feindseligkeit gegenüber China hat im gesamten politischen Spektrum der USA zugenommen.

Solange die Corona-Pandemie anhält, dürften Länder und Unternehmen, die die Krise wirksam bewältigen und ihre Geschäftsmodelle anpassen können, weiterhin gut abschneiden. Darüber hinaus dürfte die zunehmende Erholung in großen Teilen der Old Economy dazu führen, dass die aktuell noch hohen Bewertungsabschläge ab Ende 2020 und im Jahr 2021 kompensiert werden können.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen