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Unternehmensberater Philip Kalus Wie Corona den Fondsvertrieb neu sortiert

in AnalysenLesedauer: 4 Minuten
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Alles richtig gemacht habe der Vermögensverwalter Blackrock. Dass der Asset Manager in Europa aktuell schon mehr Umsätze als in den USA erziele, liegt für Kalus nicht etwa nur herausragenden Produkten oder niedrigen Gebühren. Vielmehr sei entscheidend, dass Blackrock seinen Kunden den digitalen Zugang stark erleichtere. Die Zeichen der Zeit haben allerdings nicht unbedingt nur große Häuser erkannt, räumt Kalus ein. „Es gibt auch eine Reihe von Fondsboutiquen, oft mit winzigen Vertriebsressourcen, die in diesem Umfeld sehr beeindruckende Geschäfte in Europa gewonnen haben.“

Neben der Pandemie hat aber auch das Thema Nachhaltigkeit neue Entwicklungen in der Fondsindustrie befördert. Bei nachhaltigen Finanzen sei Europa bislang unangefochtener Weltmarktführer, beobachtet Kalus: 82 Prozent des weltweit nachhaltig angelegten Fondsvermögens stecke in europäischen Produkten. Die USA steuerten mit einem Anteil von 14 Prozent dagegen vergleichsweise wenig dazu bei. Zumindest vorläufig, denn: „Viele US-Vermögensverwalter nehmen ESG sehr ernst und holen auf“, beobachtet Kalus.

Entsprechend an Bedeutung gewinne in der öffentlichen Wahrnehmung das Thema Greenwashing – die übertriebene Selbstdeklaration von Fondsanbietern, wie nachhaltig ihre Produkte vermeintlich seien. Die Greenwashing-Gefahr sei immer schon dagewesen, meint Kalus. „Aber jetzt, da buchstäblich alle Vermögensverwalter auf den ESG-Zug aufgesprungen sind, ist sie sicherlich erhöht.“ Für Druck auf die Fondshäuser, sich bei Nachhaltigkeitsversprechen nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, sorgten zunehmend auch die Anleger.

Kalus äußerte sich auch zum Thema Passivanlagen – in der Fondsbranche ebenfalls ein allgegenwärtiger Topos. Indexfonds werden in Europa kaum einen ähnlichen Marktanteil wie in den USA gewinnen, ist der Unternehmensberater überzeugt. Immerhin brächten die Passivvehikel Kunden diesseits des Atlantiks keinen Steuervorteil. Eine erfolgreiche Zukunft sagt der Branchenkenner dagegen dem vollumfänglich aktiven Fondssegment voraus: „Ich bin überzeugt, dass echte aktive Fonds die passiven beim Anteil am europäischen Marktwachstum übertreffen werden.“

Ein beliebtes Argument pro Passivfonds mag Kalus übrigens nicht so stehen lassen: Anleger schauen bei der Fondsauswahl nicht vor allem nur auf niedrige Gebühren, ist der Unternehmensberater überzeugt. Immerhin fänden sich unter den europäischen Ansatzrennern auch hochpreisige Fonds. Sein Fazit: „Aktive Vermögensverwalter können sich durch Netto-Alpha und eine gute Kundenerfahrung positiv abheben, aber kaum durch den Preis.“ Jemand, der es noch billiger mache, finde sich immer. Wer dagegen als Fondsmanager gute Leistungen bringe, könne es sich auch leisten, auch höhere Gebühren aufzurufen.

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