Klumpenrisiko Wie die USA den Index MSCI All Countries World dominieren
Anleger, die weltweit breit gestreut investieren möchten, setzen oft auf den MSCI All Countries World Index (MSCI ACWI), der Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern enthält und damit – so die Erwartung – weniger Klumpenrisiken mit sich bringt als etwa der Welt-Index für Industrieländer, MSCI World. Allerdings hat der Anteil von US-Unternehmen in dem globalen Aktienbarometer in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, zeigt eine Analyse von Jan Tachtler, Portfoliomanager beim Multi Family Office HQ Trust.
Aktuell enthält der MSCI ACWI 2687 Aktien. Darunter sind 595 US-Aktien, die in Summe aber 65,10 Prozent des Indexgewichts ausmachen. Das bedeutet: Wer 100 Euro in den globalen Aktienindex MSCI All Countries World Index (MSCI ACWI) investiert, kauft mittlerweile für 65,10 Euro US-Titel. Auf Apple entfallen davon allein 4,30 Euro – damit ist der Konzern Spitzenreiter. Zum Vergleich: Deutsche Aktien kommen in Summe gerade einmal auf 1,97 Euro.
Insgesamt machen die Magnificent 7 – Apple, Nvidia, Alphabet, Meta, Amazon, Tesla und Microsoft – 19,63 Prozent des Index aus. „Wer 100 Euro in einen MSCI-ACWI-ETF investiert, legt also 19,63 Euro in den sogenannten Mag 7 an“, sagt Tachtler. Schaut man sich nur die US-Aktien an, so liegt der Anteil der Top 10 am Gesamtgewicht bei 33 Prozent.
US-Aktien im MSCI ACWI: Von 51 auf 65 Prozent in zehn Jahren
Wie stark sich dieser Anteil erhöht hat, zeigt Tachtlers Berechnung des Gewichts der US-Aktien am MSCI ACWI auf Monatsbasis. Der HQ-Trust-Portfoliomanager schaute sich dafür den Zeitraum von Oktober 1998 bis Oktober 2024 an. Anschließend splittete er das Ergebnis auf, in die zehn größten Aktien – und den Rest.
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Das Ergebnis: „Vor fünf Jahren lag der Anteil der US-Aktien noch bei 55,6 Prozent des MSCI ACWI“, so der Portfoliomanager. Die zehn größten Titel standen zu diesem Zeitpunkt für 20,8 Prozent der US-Titel. Vor zehn Jahren entfielen 51 Prozent des Indexgewichts auf Unternehmen aus den USA. Die Top 10 stellten damals lediglich 16,8 Prozent dieses Anteils. Allerdings war der Anteil der Top 10 schon einmal ähnlich hoch wie heute: Mitte 2000 waren es ebenfalls knapp 33 Prozent. Das größte Unternehmen war damals noch General Electric.
Anleger, die in globale Aktienindizes wie den MSCI ACWI investieren, sollten sich Tachtler zufolge der hohen Gewichtung von US-Aktien sowie Technologietiteln bewusst sein: „Eventuell verstärken sie mit einem solchen Investment das Klumpenrisiko in ihrem Portfolio, anstatt für zusätzliche Streuung zu sorgen.“ Sein Tipp: „Mit Blick auf ein bestehendes Depot könnte es daher sinnvoller sein, breiter zu diversifizieren und beispielsweise auf andere Länder oder Sektoren zu setzen.“