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Nach US-Bankenpleiten und Credit-Suisse-Krise Experten-Ausblick: Wie geht es jetzt mit den Banken weiter?

Logo an Credit-Suisse-Gebäude in London
Logo an Credit-Suisse-Gebäude in London: Die Notrettung durch die UBS wird auch kritisch gesehen. | Foto: Imago Images / UPI Photo

Anfang März erschütterten die Nachrichten von Bankenpleiten sowie Liquiditätsproblemen Sparer und Anleger und stellten das Vertrauen – die Grundlage eines funktionierenden Finanzsystems – auf den Prüfstand. Wie könnten sich diese Ereignisse kurz- und langfristig auswirken? 

Große Geschäftsbanken dürften profitieren – müssen aber auch zahlen

Im Zeitalter von Internet und Handy ist es vergleichsweise einfach, Vermögenswerte an große Geschäftsbanken zu übertragen, und unter den gegenwärtigen Bedingungen werden diese von vielen Bankkunden und Finanzvorständen als weniger risikobehaftet wahrgenommen. Auf kurze Sicht ist es zwar nicht notwendig, doch wir wären nicht überrascht, wenn Spareinlagen von regionalen Geldinstituten zu größeren Banken transferiert würden. Vermutlich findet die US-Regierung keinen Gefallen an Finanzinstituten, die „zu groß zum Scheitern“ sind („Too big to fail“). Jedoch entwickelt sich der Markt gerade in diese Richtung, und die Großen werden noch größer werden.

 

Das heißt nicht unbedingt, dass für die großen Banken alles eitel Sonnenschein ist. Sie mögen vielleicht Einlagen sammeln, müssen allerdings auch für die Finanzierung der Einlagensicherung aufkommen. Denn auch in den USA wird die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) nicht durch die Steuerzahler finanziert; sondern durch ein Umlagesystem: Banken und Sparkassen zahlen entsprechend ihrer Größe in den FDIC-Einlagensicherungsfonds ein.

Auf Regionalbanken kommen weitere Regulierungen zu

Im Jahr 2018 nahm der US-Kongress kleine Banken von der Überprüfung durch die Aufsichtsbehörden aus. Dagegen sind die Großbanken nach wie vor damit konfrontiert, beispielsweise mit dem jährlichen CCAR-Bankenstresstest der US-Notenbank. Wir gehen davon aus, dass diese Überprüfungen auch für Regionalbanken wieder eingeführt werden.

Mithilfe dieser Tests bewertet die Bankenaufsicht, ob eine Bank stark genug ist, um große Verluste zu verkraften. Nun dürften die Stresstests in größerem Umfang auch bei Regionalbanken durchgeführt werden. Denn die Aufsichtsbehörden sind sich darüber im Klaren, dass sogar kleinere Banken eine Destabilisierung des Finanzsektors bewirken können. Kapital- und Liquiditätsvorschriften, die momentan nur für systemrelevante Banken gelten, also große Geschäftsbanken, überregionale Banken und Treuhandbanken, können ebenfalls auf andere Ebenen ausgeweitet werden – inklusive Regionalbanken.

Dazu gehören unter anderem Kapitalvorschriften zur Gesamtverlust-Absorption. Diese erfordern, dass diese größeren Banken vorrangig besicherte Schuldtitel  als Schutz gegen Verluste begeben, und sehen vor, dass nicht realisierte Verluste aus Anleihenportfolios, die als zur Veräußerung verfügbar gelten, bei der Berechnung des regulatorischen Kapitals mit einbezogen werden.

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Mehr Regulierung bedeutet für Regionalbanken höhere Kosten. Zwar wird die Anwendung dieser Vorschriften wahrscheinlich über einige Jahre schrittweise umgesetzt, um den Banken ausreichend Zeit zu geben, die Anforderungen zu erfüllen. Dennoch dürften die zusätzlichen Regeln zu einer Verringerung der Rentabilität sowie einer niedrigeren der Bewertung von Bankaktien führen – obgleich sie die Anleger zuversichtlicher stimmen.

Des Weiteren werden Regulierungsbehörden generell eine größere Rolle spielen, da sie um die Aufrechterhaltung des Vertrauens in das Finanzsystem bemüht sind. Die ausgehandelte Übernahme der Credit Suisse durch die UBS liefert ein gutes Beispiel dafür, genauso wie die gemeinsamen Anstrengungen der US-Notenbank Fed mit anderen Zentralbanken zur Stabilisierung der First Republic Bank.

Banken sind rentabler geworden – aber es wird schwieriger

Der Nettozinsertrag (NZE) ist der Geldbetrag, den eine Bank an Zinsen auf Kredite erwirtschaftet, abzüglich der Zinsen, die sie auf Einlagen zahlt. Der NZE bestimmt die Rentabilität einer Bank. Aufgrund des Zinsanstiegs konnten die Banken den NZE durch die höheren Erträge auf Kredite steigern, während sie gleichzeitig den Sparern geringere Zinsen auf ihre Spareinlagen zahlten.

Die Nettozinsmarge (NZM) bildet der NZE, der durch die verzinslichen Aktiva der Bank dividiert wird. Unserer Meinung nach hat die NZM wahrscheinlich ihren Höchstwert erreicht, da Bankkunden auf höherverzinsliche Möglichkeiten aufmerksam geworden sind, etwa Geldmarktfonds. Eine Bank, deren Einlagen abfließen, muss entweder ihre Zinsen erhöhen oder Kredite zu höheren Zinssätzen aufnehmen. In jedem Fall verringert sich die NZM. Dennoch: Auch wenn die NZM vielleicht einen Höchstwert erreicht hat, gilt dies möglicherweise nicht für den NZE, denn die Vermögenswerte einiger Banken wachsen stärker, als die NZM sinkt. Für Anleger bedeutet das unterm Strich, dass möglicherweise Bankgewinne und Bewertungen beeinträchtigt werden könnten.

Auf der nächsten Seite: Warum Übernahmen angeschlagener Banken im aktuellen Umfeld schwierig sind und welche Auswirkungen das Zinsumfeld auf Institute hat.

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