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Von , , in RisikomanagementLesedauer: 10 Minuten
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Konsolidierung ist keine Lösung

Während der Großen Finanzkrise bestand ein gängiges Instrument der Aufsichtsbehörden zur Rettung einer angeschlagenen Institution darin, einen willigen Käufer zu suchen, d. h. eine finanzkräftige Bank. Für die Fed ist diese Lösung im gegenwärtigen Umfeld aus vier Gründen nicht verfügbar:

  • Erstens waren Banken, die anderen in Schwierigkeiten geratenen Finanzinstituten während der globalen Finanzkrise zu Hilfe kamen, nachträglich mit intensiven Prüfungen seitens der Regulierungsbehörden konfrontiert. Gleichzeitig wurden im Eifer der Verhandlungen gewährte Zugeständnisse nicht eingehalten.
  • Zweitens muss der Käufer die erworbene Bilanz nach den aktuellen Rechnungslegungsvorschriften zum Marktwert bewerten: Kredite, Wertpapiere und Einlagen gleichermaßen. Da sämtliche Kredite und Wertpapiere zu geringeren Kursen geschaffen oder erworben wurden, würden diese Bewertungen für den Erwerber zu Verlusten führen, die seine Eigenkapitalquoten beeinträchtigen würden. Käufer hätten gerne, dass diese Tatsache im Anschaffungspreis reflektiert wird (d. h. er würde niedrig sein), was den Verkäufer demotiviert und den Wert der Bankaktien zusätzlich negativ beeinflusst.
  • Der dritte Grund ist, dass es den größten Banken ohne Erlaubnis der Aufsichtsbehörden nicht gestattet ist, durch Übernahmen noch größer zu werden.
  • Schließlich rührt die aktuelle Krise daher, dass die Bankkunden den Banken ganz unvermittelt massenweise den Rücken kehren, häufig per Online-Banking und Smartphone-Apps. Dieses Phänomen macht es Regulierungsbehörden extrem schwer, Käufer zu finden und ihnen die notwendigen Informationen zu liefern, damit sie zeitnah eine sichere, fundierte Entscheidung treffen können. Es ist unwahrscheinlich, dass eine Konsolidierung eine unter Druck stehende Bank retten kann.

Zinsumfeld setzt Banken unter Druck

Nur ein kleiner Kreis von Banken ist von einem Abfluss der Einlagen betroffen, und augenscheinlich hat dies aus Sicht der Rentabilität erhebliche Auswirkungen für diese Banken. Dies gilt insbesondere, wenn sie ihre Mittel auffüllen, indem sie teure Kredite oder Asset-Swaps im Rahmen der neuen Fed-Fazilität aufnehmen.

Ein weiterer Kreis von Banken, der die Aufmerksamkeit der Anleger verdient sind jene Finanzinstitute, die keinen Einlagenabfluss erleben, aber eine hohe Allokation in Anlagen haben, die bis zur Endfälligkeit gehalten werden. Sie verzeichnen zudem erhebliche Verluste aus Anleihen in ihren zum Verkauf verfügbaren Anleihenportfolios und unterliegen fernerhin Liquiditätsbeschränkungen. Wir nehmen an, dass viele dieser Banken versuchen werden, ihre Anleihenportfolios schnellstmöglich neu zu gewichten: Anleihen mit längerer Laufzeit zu verkaufen und stattdessen Titel mit kürzerer Laufzeit zu kaufen.

 

Ein Katalysator, der die Situation in den Anleihenportfolios rasch entspannen könnte, sind niedrigere Zinsen. Die raschen Zinserhöhungen der Fed nach vielen Jahren der Nullzinsen führten zu Liquiditätsengpässen, und jede Zinssenkung dürfte den Druck nehmen und den Banken die Möglichkeit zur Verkürzung ihrer Duration geben. Daher wird jegliche Erleichterung bei den Inflationsdaten letztendlich ein besseres Umfeld für die Banken bewirken.

Kommunikation im Internet beschleunigt Bankkrisen

Die Geschwindigkeit, mit der die Silicon Valley Bank zusammenbrach, war spektakulär: Am 8. März gab die Bank ihren Plan zur Kapitalaufnahme bekannt, und am 10. März wurde sie von der FDIC übernommen. Zuletzt geriet die Credit Suisse unter Druck, nachdem ein Investor aus Saudi-Arabien angedeutet hatte, dass er der Bank kein zusätzliches Kapital zur Verfügung stellen würde. In beiden Fällen erzeugte die Informationsgeschwindigkeit im Internet ein Umfeld mit der Devise „erst schießen, dann fragen“, da Finanzvorstände und Risikomanager versuchten, ihre Risiken zu begrenzen.

Das Internet wird nicht verschwinden. Somit obliegt es den Banken, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die der Überprüfung im Internet sowie der Motivation dubioser Akteure, die jene Plattformen möglicherweise manipulieren, standhalten können. Niemand hat den perfekten Einblick, welche Probleme den Unternehmen bevorstehen oder wann die Emotionen die Logik übertönen. Die andere Seite dieser Dynamik ist, dass diese Verzerrungen auch Chancen hervorbringen

 

Die Verwerfungen, die die Marktvolatilität verursacht – insbesondere wenn es sich um emotionsbedingte Verwerfungen handelt –  können Kaufgelegenheiten für jene schaffen, die bereit sind, die nötigen Nachforschungen anzustellen. Eine intensive Beschäftigung mit der Materie und die analytische Arbeit können in manchen Fällen gute Möglichkeiten aufzeigen.

Auswege aus der Krise: Die Politik ist gefragt

Banken nehmen Gelder entgegen und verleihen sie an Unternehmen, die expandieren und Ausstattung kaufen und Mitarbeiter einstellen wollen. In der Vergangenheit konnten Banken darauf vertrauen, dass ihnen diese Einlagen jahrelang zur Verfügung standen. Daher fühlten sie sich sicher, wenn sie das Geld an Unternehmen verliehen, um langfristige Investitionen zu finanzieren. Die Marktteilnehmer zogen ihre Einlagen in den vergangenen Wochen deswegen ab, weil sie die Bewertung von langfristigen Krediten und Investments, die auf eine Haltedauer von mehreren Jahren ausgelegt waren, in Frage stellten. Dies führte zu Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Tragfähigkeit von Banken.

Banken müssen in der Lage sein, wachstumsorientierte Kreditnehmer nach Kräften mit langfristigem Kapital zu versorgen, ohne befürchten zu müssen, dass kurzfristige Faktoren sie in ihrer Fähigkeit diesbezüglich beeinträchtigen. Politische Entscheidungsträger sollten sich auf die Ursachen dafür konzentrieren, wie wir in diese Lage geraten sind, und einen Weg in die Zukunft finden.

Über die Autoren:
William Davies ist globaler Investmentchef bei Columbia Threadneedle Investments und leitet in dieser Position alle Investmentteams des Vermögensverwalters. Dick Manuel ist als Aktienanalyst verantwortlich für den Bereich Kapitalmärkte. Aktienanalyst Peter Tiletnick verantwortet den Bereich Banken.

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