Feri-Chefvolkswirt Axel Angermann
Wie hoch steigt die Inflation noch?
Feri-Chefvolkswirt Axel Angermann. Foto: Feri
Steigende Energiepreise treiben die Inflation aktuell deutlich nach oben. Ob der Trend anhält, ist unter Experten umstritten. Feri-Chefvolkswirt Axel Angermann rechnet langfristig mit einer hohen Teuerungsrate.
Was folgt daraus für die Preisentwicklung der nächsten zwölf Monate? Insbesondere die hohen Energiepreise und die anhaltenden Lieferengpässe für Vorprodukte werden zusammen mit Basiseffekten bis zum Jahresende die Inflationsraten weiter nach oben treiben: In den USA wird sowohl die Headline-Inflation als auch die Kerninflation am Jahresende bei mehr als 5 Prozent liegen. Im Euroraum wird die Headline-Inflation mindestens auf knapp 4 Prozent steigen, die Kerninflation dürfte an das 2 Prozent-Niveau heranreichen. In der ersten Hälfte des Jahres 2022 machen sich dann wegfallende Basiseffekte bemerkbar: Die Inflationsrate könnte auf diese Weise in den USA und im Euroraum auf ein Niveau von etwa 3...
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Was folgt daraus für die Preisentwicklung der nächsten zwölf Monate? Insbesondere die hohen Energiepreise und die anhaltenden Lieferengpässe für Vorprodukte werden zusammen mit Basiseffekten bis zum Jahresende die Inflationsraten weiter nach oben treiben: In den USA wird sowohl die Headline-Inflation als auch die Kerninflation am Jahresende bei mehr als 5 Prozent liegen. Im Euroraum wird die Headline-Inflation mindestens auf knapp 4 Prozent steigen, die Kerninflation dürfte an das 2 Prozent-Niveau heranreichen. In der ersten Hälfte des Jahres 2022 machen sich dann wegfallende Basiseffekte bemerkbar: Die Inflationsrate könnte auf diese Weise in den USA und im Euroraum auf ein Niveau von etwa 3 Prozent sinken.
Das Zwischenfazit lautet also: Zwar ist ein Teil der aktuell hohen Inflation tatsächlich besonderen Umständen in einer noch immer von Corona geprägten Weltwirtschaft geschuldet – dieser Teil könnte im Zeitablauf geringer werden oder sich sogar ganz auflösen. Die Hoffnungen und Erwartungen der Notenbanken auf eine schnelle „Normalisierung“ der Inflation hin zu den angestrebten Zielgrößen werden sich aber nicht erfüllen.
Damit wird die Frage relevant, welche längerfristigen Effekte ein hohes Inflationsniveau hat und wie dies mit strukturellen Veränderungen der kommenden Jahre zusammenwirkt.
Roger Bootle hatte den „Tod der Inflation“ besonders aus den Wirkungen der Globalisierung und dem Rückzug des Staates aus der Wirtschaft abgeleitet. Beide Faktoren verlieren bereits seit einiger Zeit deutlich an Wirksamkeit, und in beiden Punkten erweist sich die Corona-Pandemie als Verstärker und Beschleuniger dieser Prozesse.
Abnehmende Globalisierung
Bereits vor der Corona-Pandemie nahm die Zahl protektionistischer Eingriffe in den weltweiten Handel zu. Die letzten globalen Handelsabkommen GATS und TRIPS wurden im Jahr 1995 geschlossen. Die Tendenz zu bilateralen Handelsabkommen mag zwar in Teilbereichen eine hilfreiche Ausweichreaktion sein, birgt aber grundsätzlich die Gefahr der Bildung unterschiedlicher Handelsräume und der Behinderung des Handels mit jenen Ländern, die dem jeweiligen Abkommen nicht angehören.
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