Personalexpertin Karin Schambach
Wie Homeoffice die Arbeitswelt verändert

Karin Schambach ist Gründerin und Geschäftsführerin der Personalberatung Indigo Headhunters. Foto: Indigo Headhunters
Der Trend zum Homeoffice stellt neue Anforderungen an Unternehmen. Sollen einzelne Arbeitnehmer und das Geschäftsmodell selbst nicht zurückfallen, muss sich im Arbeitsalltag einiges ändern. Ein Gastbeitrag von Karin Schambach, Gründerin der Personalberatung Indigo Headhunters.
Weniger Staus, mehr Zeit für die Familie, Flexibilität – es gibt eine Menge Argumente für das Homeoffice. Viele Arbeitnehmer haben es in den letzten 20 Monaten schätzen gelernt, zumindest einen Teil ihrer Arbeitszeit nicht im Büro ableisten zu müssen. Für viele Firmen bedeutete diese Entwicklung einen Technologiesprung, für viele Arbeitnehmer und Führungskräfte einen Crash-Kurs in Online-Technologie und -Etikette. Je selbstverständlicher wir diese Herausforderungen inzwischen meistern, desto mehr lohnt ein Blick über die unmittelbaren Hürden hinaus, auf die längerfristigen Auswirkungen der neuen Arbeitswelt.
Nur wenn der oder die Einzelne keine Nachteile erleidet und das Unternehmen wettbewerbsfähig...
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
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Weniger Staus, mehr Zeit für die Familie, Flexibilität – es gibt eine Menge Argumente für das Homeoffice. Viele Arbeitnehmer haben es in den letzten 20 Monaten schätzen gelernt, zumindest einen Teil ihrer Arbeitszeit nicht im Büro ableisten zu müssen. Für viele Firmen bedeutete diese Entwicklung einen Technologiesprung, für viele Arbeitnehmer und Führungskräfte einen Crash-Kurs in Online-Technologie und -Etikette. Je selbstverständlicher wir diese Herausforderungen inzwischen meistern, desto mehr lohnt ein Blick über die unmittelbaren Hürden hinaus, auf die längerfristigen Auswirkungen der neuen Arbeitswelt.
Nur wenn der oder die Einzelne keine Nachteile erleidet und das Unternehmen wettbewerbsfähig und erfolgreich bleibt, kann die digitale Arbeitswelt dauerhaft Erfolg haben. Dabei kommt es auf viele einzelne Stellschrauben an: Kommunikation, Einfühlungsvermögen, gelebte Unternehmenskultur und attraktive Arbeitsplätze. Dreh- und Angelpunkt aber werden eine neue Unternehmenskultur und ein neuer Führungsstil sein.
Homeoffice-Option zwischen Wunsch und Zwang
Nicht alle sind vom Homeoffice begeistert. Der eine arbeitet gerne im Büro ohne störenden Kinderlärm, der andere legt Wert auf eine räumliche Trennung von Arbeit und Privatem. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass es langfristig weniger Wahlmöglichkeiten geben wird. Erste Unternehmen geben heute schon vor, welches Verhältnis von Büro- und Heimarbeit sie von ihren Angestellten verlangen und reduzieren die verfügbare Bürofläche. Wenn rechnerisch auf fünf Arbeitnehmer nur noch zwei Arbeitsplätze kommen, dann kann kaum noch jemand fünf Tage die Woche ins Büro gehen.
Trotzdem wird es aller Voraussicht auch in Zukunft Kollegen geben, die stärker zum Homeoffice tendieren als andere. In der Praxis wird es dann häufiger zu Hybrid-Veranstaltungen kommen als bisher, ein Teil des Teams ist im Büro anwesend, ein anderer Teil telefonisch oder per Videokonferenz zugeschaltet. Man braucht kein Hellseher zu sein, um vorauszusagen, dass Führungskräfte und männliche Kollegen tendenziell eher „live“ dabei sein werden, Kolleginnen hingegen eher zugeschaltet. Frauen haben gerade in der Corona-Krise wieder den Löwenanteil der Familienarbeit gestemmt und werden das aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin tun. Wer wird dann mit der nächsten wichtigen Aufgabe betraut, der anwesende Mann, oder die zugeschaltete Frau? Wessen Arbeit wird weiter oben im Unternehmen eher wahrgenommen? Wer hat größere Chancen, zur rechten Zeit mit dem rechten Vorschlag auf sich aufmerksam zu machen.
Klar, das sind rhetorische Fragen. Wer Diversity ernst nimmt und einen Roll-back vermeiden will, der muss diesen Mechaniken entgegentreten. Strukturell können Verzerrungen vermieden werden, wenn das Unternehmen gleiche Büro- und Homeoffice-Zeiten für alle vorgibt. Dann entfällt allerdings auch der Flexibilitätsvorteil, auf den aktuell viele Arbeitnehmer hoffen. Und auch in der Gegenrichtung kann man über die Sinnhaftigkeit streiten, jemanden ins Homeoffice zu schicken, der oder die gerne im Büro arbeiten möchte.
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