Personalexpertin Karin Schambach
Wie Homeoffice die Arbeitswelt verändert

Karin Schambach ist Gründerin und Geschäftsführerin der Personalberatung Indigo Headhunters. Foto: Indigo Headhunters
Der Trend zum Homeoffice stellt neue Anforderungen an Unternehmen. Sollen einzelne Arbeitnehmer und das Geschäftsmodell selbst nicht zurückfallen, muss sich im Arbeitsalltag einiges ändern. Ein Gastbeitrag von Karin Schambach, Gründerin der Personalberatung Indigo Headhunters.
Die Effizienzgewinne, die uns die Technologie einräumt, nutzen wir oft nicht, um uns Freiräume zu schaffen, sondern um das Pensum zu erhöhen. In der Logik der Gewinnmaximierung bleibt der oder die Einzelne leicht auf der Strecke. Das zeigt sich nicht nur anhand einer steigenden Zahl von Führungskräften und Arbeitnehmern, die sich gefährlich nahe am Burn-out bewegen, sondern auch in einer sinkenden Verfügbarkeit von Führungskräften: Wenn der Chef kaum noch erreichbar ist, dann bleiben zuerst die stilleren, introvertierten Teammitglieder auf der Strecke. In einem reinen Sales-Team mag das unproblematisch sein, weil die Mitglieder typischerweise extrovertiert und kommunikativ sind, doch in interdisziplinären...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Effizienzgewinne, die uns die Technologie einräumt, nutzen wir oft nicht, um uns Freiräume zu schaffen, sondern um das Pensum zu erhöhen. In der Logik der Gewinnmaximierung bleibt der oder die Einzelne leicht auf der Strecke. Das zeigt sich nicht nur anhand einer steigenden Zahl von Führungskräften und Arbeitnehmern, die sich gefährlich nahe am Burn-out bewegen, sondern auch in einer sinkenden Verfügbarkeit von Führungskräften: Wenn der Chef kaum noch erreichbar ist, dann bleiben zuerst die stilleren, introvertierten Teammitglieder auf der Strecke. In einem reinen Sales-Team mag das unproblematisch sein, weil die Mitglieder typischerweise extrovertiert und kommunikativ sind, doch in interdisziplinären Teams sieht die Situation anders aus.
Hier wird es Aufgabe der Führungskraft sein, den Einzelnen und die Einzelne wahrzunehmen und anzusprechen: Wie hoch ist die Arbeitsbelastung? Welche Ideen bringt ein Kollege ein oder möchte er gerne einbringen? Wie sieht es mit der Motivation aus – fühlt sich eine Kollegin für ihre Arbeit wertgeschätzt, fühlt sie sich wahrgenommen? Sind Teams produktiv, verfügen sie über die nötigen Fähigkeiten und Kompetenzen, um gemeinsam eine bestimmte Aufgabe zu stemmen?
Antworten auf diese Fragen zu finden, noch dazu ohne persönlichen Kontakt, wird ein höheres Maß an Einfühlungsvermögen und Geschick erfordern, als manche Führungskräfte es bislang an den Tag gelegt haben. Zugespitzt könnte man sagen, die Führungskraft der Zukunft ist eher Coach als Boss.
Aufwertung des Analogen
Meeting, Einkauf, Familienfeier oder Politik – in der Pandemie sind weite Lebensbereiche online verfügbar geworden. Nie war es so leicht, aus dem eigenen Wohnzimmer heraus am Leben teilzuhaben, vorausgesetzt, man verfügt über eine gute Internetverbindung. Die Folge: Soll ich mir trotzdem noch die Mühe machen und meine Wohnung verlassen, so muss es sich lohnen. Wir stehen gerade ganz am Anfang einer Entwicklung, die wir aus einzelnen Lebensbereichen bereits kennen. Seit Bücher, Zeitungen und Zeitschriften in digitaler Form verfügbar sind, versuchen Verlage, mit hochwertigeren Print-Erzeugnissen die Gunst der Leser zu gewinnen. Gleiches gilt zum Beispiel in der Musikbranche für besondere CD- oder Vinyl-Ausgaben.
Und gleiches gilt in Zukunft auch für das Büro. Das Büro der Zukunft muss einen Fun- oder Entertainment-Charakter aufweisen und zum Besuch einladen. Dazu gehören wie schon angesprochen attraktive Meeting-Flächen in unterschiedlicher Ausstattung und Größe. Dazu können Start-up-ähnliche Angebote gehören, vom Tisch-Kicker zur Liege für den Mittagsschlaf. Und dazu gehört die Lage des Büros. Gesichtslose Zweckbauten im Gewerbegebiet werden es schwer haben gegenüber attraktiven Büros in der Innenstadt, in deren unmittelbarer Umgebung Geschäfte, Restaurants und Freizeitangebote locken.
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