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Goodbye, Donald! Wie Impfstoff und US-Wahl die Märkte umkrempeln – könnten

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Dass die Unsicherheit gestiegen ist, stellt auch Ifo-Präsident Clemens Fuest fest: „Die zweite Corona-Welle hat die Erholung der deutschen Wirtschaft unterbrochen.“ Die Manager beurteilen den Ausblick für ihre Geschäfte nun weit pessimistischer, so der Top-Ökonom. Trotzdem kritisiert Fuest die Absicht der Regierung, 2021 erheblich mehr neue Schulden aufzunehmen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz will Medienberichten zufolge 2021 rund 160 Milliarden Euro zusätzlich auf Pump ausgeben. Mit ihrer Freigiebigkeit steht Deutschlands Große Koalition international nicht allein da.

Der Kampf gegen die Corona-Pandemie treibt die Staatsschulden vielerorts in die Höhe. Der Internationale Währungsfonds (IWF) überschreibt das fiskalpolitische Handeln der europäischen Regierungen mit „Whatever it takes“, dem legendären Motto von Ex-EZB-Chef Mario Draghi gegen die Euro-Krise. Die EU will mit Billionensummen vor allem die angeschlagenen Südstaaten Italien und Spanien vor einem Taumel in die Insolvenz bewahren. Weltweit erwartet der IWF einen beispiellosen Anstieg der Verbindlichkeiten auf 100 Prozent des Bip.

„Damit entsprechen die Staatsschulden der gesamten weltweiten Wirtschaftsleistung eines Jahres. Besonders drastisch sieht es bei den großen G7-Wirtschaftsnationen aus, wo die öffentlichen Schulden bis Ende 2020 von 120 auf mehr als 140 Prozent des Bip steigen“, erklärt Jörn Quitzau, Volkswirt der Berenberg Bank. Die fragile Konjunktur habe die umfangreichen Stützen aber unverzichtbar gemacht. Der IWF mahnt sogar, die Ausgaben 2021 nicht zu früh zurückzufahren, weist aber zugleich auf den Zielkonflikt zwischen Hilfen und Solidität hin. „Langfristig drohen die aufgetürmten Schuldenberge zum Problem zu werden und die Stabilität des Finanzsystems zu gefährden“, weiß auch Quitzau.

Die Lage erinnert ihn an die Situation vor zehn Jahren, als schuldenbasierte Konjunkturpakete die weltweite Finanzkrise eindämmen mussten. Seitdem erleichtern die Zentralbanken mit niedrigen Leitzinsen und Anleihekäufen die Schuldenlast der Regierungen. Derzeit sichern die Währungshüter so die Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Krise ab.

Das werden auch die Vereinigten Staaten bitter nötig haben. Experten beziffern das US-Haushaltsdefizit allein 2020 mit sagenhaften 16 Prozent. In den nächsten Jahren kann das Minus zwar geringer ausfallen, wird aber auch unter dem neuen Präsidenten bleiben. Joe Bidens Programm sieht zusätzliche Ausgaben in Höhe von 7,5 Billionen US-Dollar vor, die er nur teilweise mit höheren Steuern finanzieren will. Dass Investoren solche schuldentreibenden Ideen nicht mit steigenden Zinsen bestrafen, ist der US-Notenbank zu verdanken. „Weil die Fed durch die fortwährend unsolide Finanzpolitik in Geiselhaft genommen wird und mit ihren Anleihekäufen höhere Zinsen verhindert, bleibt die negative Rückmeldung der Finanzmärkte aus“, bestätigt Quitzau.