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Wie können sich Anleger gegen sinkende Aktienkurse absichern?

Mirko Kohlbrecher
Mirko Kohlbrecher
Wie kann man sich gegen sinkende Aktienkurse absichern? Wenn man als Anleger mit dieser Fragestellung konfrontiert wird, hat man möglicherweise schon zwei Antworten im Kopf: Stopp-Loss-Kurse oder Short-Produkte wie zum Beispiel Short ETFs. Doch beide Möglichkeiten bieten nach unserer Meinung kaum einen sinnvollen Schutz vor Kursverlusten.

Beispiel Stopp-Loss: Die Finanzbranche und auch viele Börsenbriefe schreiben so viel über Stopp-Loss, dass wir auch immer wieder danach gefragt werden. Die verhaltenswissenschaftliche Finanzforschung hat aufgezeigt, dass Anleger eine Heidenangst vor Kursschwankungen haben. Man nennt das Verlustaversion. Aber Kursschwankungen sind der Preis, den man für Rendite bezahlen muss. Stopp-Loss sind somit zwar gut für die Nerven, aber sie vernichten aus drei Gründen Kapital: Erstens verkauft man oftmals billiger, als man einkauft, und das kann keine gute Strategie sein. Zweitens wird bei der Stopp-Marke ja nur die Verkaufsorder ausgelöst, und das meistens in einem ungünstigen Moment, wenn andere auch verkaufen wollen.

Man kann also unter Umständen gar nicht nahe der Marke verkaufen, sondern weit darunter. Drittens, und das ist das Wichtigste: im Moment fühlt man sich zwar gut, wenn der Markt runtergeht, aber wann soll man wieder einsteigen? „Wenn der Boden gefunden ist, natürlich“, werden nun einige sagen. Nun, es gibt wohl kaum einen dümmeren Spruch. Ob sich ein Boden ausgebildet hat, weiß man nämlich immer erst hinterher.

Mit Aktien nachhaltig und langfristig Geld verdienen gelingt am ehesten, wenn man als Anleger eine nach klaren Kriterien ausgerichtete disziplinierte wertorientierte Kauf- bzw. Verkauf-Strategie verfolgt. Das bedingt allerdings auch, dass man sich detailliert mit seinen Aktieninvestments auseinandersetzt. Dabei sollte man sowohl die qualitativen Kriterien wie z.B. das Geschäftsmodell oder die nachhaltigen Wettbewerbsvorteile, als auch die quantitativen Kriterien anhand der wichtigsten Bilanzdaten überprüfen. Das Interessante dabei ist, dass diese Techniken bzw. Prinzipien gar nicht so schwer zu erlernen sind, sie aber konsequent umzusetzen, viel schwieriger ist. „Value Investing is simple but not easy.“ So hat es der Altmeister des wertorientierten Anlegens Warren Buffet einmal formuliert. Günstig kaufen, warten, irgendwann teuer verkaufen.

Als Anleger sollte man bei der Aufstellung seines Aktienanteils des Vermögens mit der Basis anfangen. Diese sollte aus Aktien bestehen, die Dinge des täglichen Bedarfs herstellen und von der Konjunktur eher weniger abhängig sind. In der aktuellen Marktphase ist dieses allerdings etwas schwieriger, da sich die Anleger in den letzten Jahren bereits stark auf diese Qualität gestürzt haben und viele dieser Aktien mittlerweile fair bewertet sind.

Aber Qualitätsaktien kann man auch zu fairen Preisen kaufen, die langfristige Ertragserwartung liegt dann immer noch bei 4-5% p.a., die teilweise schon durch die Ausschüttungen generiert wird. Steht diese Basis, kann man sich auch an die „normalen“ Aktien wagen, also Aktien, die eher zyklisch sind bzw. mit einigen Fragezeichen versehen sind. Beim Kauf dieser Aktien sollte der sogenannte Sicherheitsabschlag zum fairen Preis allerdings deutlich höher sein als bei Qualitätsaktien, um mögliche Risiken besser abfedern zu können. Auch die Salamitaktik ist insbesondere bei Aktien, die eine längere Zeit bereits fallen, von Vorteil. Durch einen klar definierten sukzessiven Kaufprozess lässt sich dann ein guter durchschnittlicher Einstandskurs erzielen.

Ein unter diesen Aspekten ausgerichtetes stark diversifiziertes Depot, ergänzt mit einer klaren Kauf- und Verkaufsstrategie bietet langfristig den besten Schutz vor Vermögensverlusten mit Aktien. Allerdings gibt es immer wieder Phasen, wo man als Anleger seine Nerven behalten muss, das ist dann der Zeitpunkt, wo die Umsetzung der Strategie eben alles andere als „easy“ ist.

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