Merger-Experte Kai Lucks
Warum Fusionen misslingen
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Übernahmen sind komplex und verlangen Managern viel ab. Kai Lucks vom Bundesverband Mergers & Acquisitions erklärt, welche Fallstricke am M&A-Markt lauern.
Bezüglich der obersten Führungsebene stellt sich die Frage, welche Zuordnung der Aufgaben zwischen CEO und CFO und welche Durchdringungstiefe des Aufsichtsrates sich bei M&A angesichts der Breite der Funktionen besonders bewähren.
Als vorteilhaftes Modell hat sich in der Praxis eine Machtteilung erwiesen, vergleichbar mit der staatlichen Gewaltenteilung. Die drei Gewalten Legislative, Exekutive und Judikative entsprechen in der Konzernwelt dem Konzernvorstand, der Leitung des operativen Geschäfts und der M&A-Fachabteilung in der Konzernzentrale.
Genehmigung in mehreren Stufen
Die Praxis hat gezeigt, dass die oberste Führungsebene auch die...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Bezüglich der obersten Führungsebene stellt sich die Frage, welche Zuordnung der Aufgaben zwischen CEO und CFO und welche Durchdringungstiefe des Aufsichtsrates sich bei M&A angesichts der Breite der Funktionen besonders bewähren.
Als vorteilhaftes Modell hat sich in der Praxis eine Machtteilung erwiesen, vergleichbar mit der staatlichen Gewaltenteilung. Die drei Gewalten Legislative, Exekutive und Judikative entsprechen in der Konzernwelt dem Konzernvorstand, der Leitung des operativen Geschäfts und der M&A-Fachabteilung in der Konzernzentrale.
Genehmigung in mehreren Stufen
Die Praxis hat gezeigt, dass die oberste Führungsebene auch die volle Kontrolle über die M&A-Prozesse benötigt. Gewünscht ist aber ebenfalls, dass sich etwa Geschäftsführer auf der zweiten Ebene Gedanken über den Ausbau des Geschäfts machen. Auch wird dieser Personenkreis immer wieder von Externen angesprochen. Man trifft sich auf Messen, in Verbänden oder – mehr oder weniger zufällig - an der Hotelbar.
Ein Problem wird dies aber spätestens dann, wenn ein externer Gesprächspartner die Aussagen eines Geschäftsführers als eine vorvertragliche Zusage zu einem Deal wertet. Auch wenn die angebliche Zusage mangels Vertretungsbefugnis nicht juristisch verbindlich ist, kann dadurch erheblicher Druck auf Konzern und Vorstand erzeugt werden, sogar börsenrechtlich. Es kam schon vor, dass ein Vorstand einem nicht von ihm angestoßenen oder genehmigten Deal zustimmen musste, um Imageschäden abzuwenden.
Auch deshalb dominieren heute M&A-Führungsmodelle, die durch klare Meilensteine definiert sind:
- Strategische Entscheidung zum externen Ausbau oder Rückbau eines Geschäftes meist in den jährlichen strategischen Durchsprachen der Geschäfte
- Formaler Start des M&A-Projektes durch Freigabe von Sondierungen beziehungsweise Verhandlungen in speziellen Tagesordnungspunkten
- Freigabe von Investitionen nach Durchführung entsprechender Untersuchungen, etwa einer Due Diligence sowie Vorlage einer Bewertung des Falles
- Genehmigung zur Umsetzung der Maßnahmen
- Abschluss des Projektes unter Vorlage einer vorläufigen Bewertung des Maßnahmenprogramms und des Managementteams, bestehend aus den Merger-Partnern
- Etwa zwei Jahre nach dem Closing: Performance-Bericht, Erfahrungsbericht, Vorlage weiterer Programme, etwa Weiterveräußerungen, Schließungen, weiterführender organischer Umbau.
Die Vorbereitungsphase
Beteiligungsvorhaben erfordern je nach Typ und Ausgangslage von Geschäft und Konzern und dem bestehenden Zeitdruck eine unterschiedliche Vorbereitung. Wenn zum Beispiel das Geschäft erodiert, und es gilt, eher schnell zu verkaufen, müsste ein notwendiger Carve-Out parallel zum Verkaufsprozess durchgeführt werden. Dies gilt auch, wenn nicht alle Werte gehoben werden können, die den Verkaufspreis in die Höhe treiben.
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