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Wie man ohne große Pools erfolgreich sein kann

DAS INVESTMENT: Herr Haid, Sie arbeiten mit der Aruna nur mit einem Maklerpool zusammen. Das ist ja durchaus unüblich. Warum haben Sie sich so aufgestellt?
Alexander Haid: Ich bin seit knapp 20 Jahren Makler, war davor bei einem Strukturvertrieb. Ab dem Moment der Selbständigkeit war ich Einzelkämpfer und bin es auch heute noch. Für mich stellte sich damals die Frage, wie ich als Makler möglichst schnell Zugriff auf die Produkte vieler Anbieter bekomme. Zu 150 oder mehr Versicherern zu gehen, um Courtagevereinbarungen zu schließen, wäre völlig utopisch gewesen. Deshalb war der Weg zu einem Pool quasi vorgezeichnet. Dass es mit der Aruna nur einer ist, liegt an der Struktur, an der Führung und den Menschen, die dort arbeiten.
Natürlich gibt es größere Pools, die vielleicht punktuell technisch etwas weiter vorn sind oder vereinzelt höhere Courtagen zahlen. Die Kehrseite ist: Bei den Marktgrößen steigen mittlerweile Investoren ein. Ob bei Fondsfinanz, Jung, DMS und Cie oder mittlerweile in kleinen Teilen auch Blau Direkt. Diese Entwicklung sehe ich kritisch. Ich möchte nicht, dass Investoren aus den Daten meiner Kunden Profit schlagen. Das ist bei der Aruna nicht der Fall, und da mache ich mir auch für die Zukunft keine Sorgen.
Herr Salzburg, Sie sind zu einem ähnlichen Zeitpunkt in die Selbstständigkeit gegangen, hatten aber schon ein viel größeren Erfahrungsschatz. Wie haben Sie damals die Frage einer Poolanbindung beurteilt?
Michael Salzburg: Als ich im „Fairsicherungsbüro“ anfing, bestanden schon fast alle Anbindungen an Versicherer. Mein Vorgänger Friedel Rohde hat das als Einzelkämpfer irgendwann mal in Angriff genommen und so sein Geschäft aufgebaut. Damals gab es aber auch noch gar keine Pools. Die Leidensphase, bei den Gesellschaften um Courtagezusagen zu betteln, musste ich deshalb nicht miterleben. Wir haben zu 120 Versicherern Anbindungen, davon sind 60 bis 80 ernst gemeint. Ich habe vorher schon als Einzelkämpfer ohne Pools gearbeitet und hatte insofern keine Veranlassung die bestehende Infrastruktur hier in Frage zu stellen.
Vor rund 20 Jahren war die Pool-Landschaft deutlich kleiner und es gab noch keine externen Kapitalgeber. Nach welchen Kriterien kann man herausfinden, wer der richtige Partner für einen ist?
Salzburg: Entscheidend bei der Frage ist, welche Aufgaben man an Pools delegieren möchte. Klassische Pools, die eine Maklerbetreuung haben, Weiterbildung anbieten und über die man ansonsten nur einreicht, werden immer seltener. Große Anbieter wie Blau Direkt oder Fondsfinanz haben mal als stinknormale Pools angefangen, die nur Overhead kassierten, aber nach zehn oder 15 Jahren wollten sie in erster Linie technischer Dienstleister sein. Makler, die genau das wollen, müssen sich den Pool nach dem besten dahingehenden Leistungsangebot aussuchen. Ich wollte das aber nie.
Haid: Damals waren es für mich ganz klar die persönlichen Gespräche, auch mit den Entscheidern bei der Aruna sowie der Eindruck, den ich vor Ort gewonnen habe. Das scheint heutzutage für Nachwuchsmakler eine untergeordnete Rolle zu spielen. Ihnen geht es primär um Reichweite, technische Unterstützung und um möglichst hohe Vergütung. Zudem ist es heutzutage schwieriger geworden, den richtigen Pool für sich zu finden. Bei dem ganzen Marketing hinter die Kulissen zu schauen, ist am Anfang und ohne ausreichende Erfahrung sehr schwer.
Dabei sollte man nicht zuletzt hinterfragen, was mit dem eigenen Bestand und Kunden passiert, wenn der Pool seine Ausrichtung ändert, gerade wenn die Kapitalgeber andere Pläne haben. Auch im schlimmsten Fall, dem einer Insolvenz, sollte eine Regelung getroffen worden sein, die den Bestand des Maklers schützt. Und die würde ich mir genau angucken. Das habe ich damals bei meinem Pool auch gemacht und weiß, dass ich mir hier keine Sorgen um meinen Bestand machen muss.
Ist es in der Gegenwart überhaupt noch realistisch, ohne Pools anzufangen, weil die Produktgeber es Einzelmaklern doch immer schwerer machen?
Salzburg: Wenn man anfängt und nur kleines Geschäft irgendwo hinbringt, dürfte das extrem schwierig sein. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Versicherern sehr groß. Es gibt einige, die partout nicht wollen, dass Pools noch mehr Marktmacht bekommen und deswegen die Mehrkosten und die Mühe für kleinere Einzelmakler in Kauf nehmen. Das beste Beispiel ist die VHV. Die hat ihr eigenes Maklerverwaltungsprogramm unter anderem deswegen gemacht, damit Einzelmakler nicht abwandern. Es sind vor allem die klassischen Maklerversicherer, die diesen Weg gehen, zum Beispiel die Stuttgarter oder der Volkswohl Bund.
Große Versicherer wie die Allianz sagen: Wenn du nicht einen Bestand über X hast, kommst du als Z-Makler hier nicht in die Betreuung, sondern kannst im Servicecenter anrufen. Wer als beginnender Makler bei der Allianz eine Direktanbindung haben will, muss schon irgendjemanden kennen. Und selbst dann bekommt man keine vernünftigen Konditionen, wenn man die Anbindung tatsächlich haben sollte. Das ist in Summe sicherlich schwieriger geworden als damals.
Die Macht der Pools wird immer größer. Kritiker sagen, dass gefährde die Unabhängigkeit des Maklers. Braucht es überhaupt den Zugang zu allen Gesellschaften?
Salzburg: Unsere Zahl an Anbindungen braucht sich hinter keinem Pool verstecken. Aber man braucht sie natürlich nicht alle. Es geht nur um die hinreichende Marktübersicht, die sie gewährleisten müssen. Wir empfehlen auch nur sehr wenige Gesellschaften in den Standardsparten und beraten nur Top-Level-Produkte. Davon suchen wir uns vorher fünf bis sechs aus. Die Deckungsinhalte nach denen Kunden fragen könnten, bieten diese Produkte sowieso.
Im Sinne der Unabhängigkeit gibt es mit Verbünden und Genossenschaften wie Charta, Vema oder German Broker Net auch Alternativen, die man in Anspruch nehmen kann. Diese haben auch alle ihre angegliederten Pools, aber die sind in Maklerhand und das Problem einer Abhängigkeit besteht nicht. Wir nutzen das auch, wenn wir mal partout bei einem bestimmten Versicherer etwas eindecken müssen, zu dem aber keine Anbindung besteht. Mit dem Einzelvertrag wird man nicht reich, bietet aber Kundenservice. Das ist eine mir sympathischere Alternative, bei der ich weiß, dass ich mit Maklern auf einer Ebene bin und nicht mit einem Betrieb, in dem Geldgeber wie Hedgefonds drinstecken.
Haid: Mir persönlich und auch dem Kunden geben die Pools die nötige Unabhängigkeit. Wobei ich schon bei Michael Salzburg bin, dass ich nicht alle der über 150 Anbindungen, die es bei Aruna gibt, benötige. Meine Kunden verteilen sich auf etwas über 80 Versicherer, das sind insbesondere für einen „Einzelkämpfer“ schon relativ viele. Ansonsten läuft es bei mir aber genauso wie bei meinem Kollegen, zumindest im Privatkundengeschäft. Da gibt es beispielsweise drei bis sechs hervorragende Haftpflicht-Anbieter, die ich vorrangig empfehle.
Diese Erfahrungen muss man sich erst einmal erarbeiten, wenn man Nachwuchsmakler ist. Ansonsten ist es aber auch die Frage, welche Struktur und welchen Geschäftsschwerpunkt man hat. Spezialmakler für Ärzte beispielsweise beschränken sich meist auf sechs bis sieben Anbieter, die für diese Zielgruppe ernsthaft in Frage kommen. In solchen Fällen geht es nicht um einen umfassenden Marktüberblick.
Bei den Pools sind die technischen Dienstleistungen stark in den Vordergrund gerückt, zum Beispiel Vergleichsrechner. Wie arbeiten Sie damit?
Haid: Grundsätzlich braucht man die Pool-Anbindung für einen Zugang zu Vergleichsrechnern nicht, man kann sich diese auch direkt von den Anbietern besorgen. Allerdings dürften die Zugänge über Pools in der Regel günstiger sein. Mein Pool bietet jedem neuen Vertriebspartner ein Jahr lang kostenlosen Zugang zu allen Vergleichsrechnern. Für jeden, der im zweiten Jahr der Zusammenarbeit mindestens 10.000 Euro über den Pool abwickelt, bleibt dieser Service kostenfrei. Das ist für Nachwuchsmakler eine große Hilfe ist. Dass nicht immer alle Anbieter und alle Produkte in den Vergleichsrechnern auftauchen, liegt zum Teil an den IT-Dienstleistern, zum Teil an den Produktgebern, in seltenen Fällen sicher auch an der Zusammenarbeit zwischen Pool und Versicherer.
Die Erfahrung zeigt auch, dass es bei den Ergebnissen der Vergleichsrechner zuweilen Abweichungen oder Fehler gibt im Gegensatz zu den direkten Rechnern der Versicherer. Ich nutze trotzdem oftmals den Vergleichsrechner, in dem schon alle Kundendaten hinterlegt sind, und gleiche das mit dem Ergebnis der Software des Versicherers ab. Wenn die Ergebnisse übereinstimmen, generiere ich den Abschluss über den Vergleichsrechner. Das hat den Vorteil, dass im Hintergrund die Verarbeitungsstrecke auf den Pool angepasst ist. Das reicht von der automatischen Zusendung der Unterlagen per E-Mail an die Kunden und an mich bis zur Antragsmeldung an den Pool. Auch das ist ein Effizienzgewinn.
Salzburg: Ohne Pool hat man keine qualitativen Nachteile, bekommt immer die Originalversionen. Wir nutzen den Kfz-Vergleichsrechner „NAFI“, den auch die Fondsfinanz hat, zahlen dafür Lizenzgebühren. Wir nutzen auch die Angebote von Franke und Bornberg und Morgen und Morgen. Alternativ kann man mehrere Lizenzen auch über einen Anbieter wie Charta gebündelt bekommen, bei denen man Aktionär wird und dann monatlich um die 300 Euro bezahlt. Am Ende arbeiten wir auch fast ausschließlich mit Vergleichsrechnern und definieren unsere eigenen Mindeststandards. Da bleiben in Regel drei, vier oder fünf Produkte übrig, die beinhalten, was der Kunde braucht und auf dieser Basis mache ich dann ein Angebot.
Und wie sieht es mit Makler-Verwaltungsprogrammen aus?
Haid: Die Aruna hatte zunächst ein eigenes Maklerverwaltungsprogramm (MVP) und dann über Jahre eine Zusammenarbeit mit einem externen Anbieter. Dieser wurde dann Ende 2022 von einem anderen Maklerpool aufgekauft. Man geht nun einen neuen Weg und gibt, je nach Größe und Ausrichtung des jeweiligen Maklerbüros, lediglich qualifizierte Tipps, welches MVP geeignet sein könnte. Auf dem jährlichen Komposit-Tag der Aruna haben Makler die Möglichkeit, ausgewählte MVP-Anbieter kennenzulernen. Es gibt Demos, man bekommt Test-Zugänge und den persönlichen Kontakt zum Anbieter.
Andere Pools bieten hauseigene MVP, vor allem aus dem Interesse heraus, möglichst viele Daten bei sich zu bündeln. Das ist hier anders. Dennoch habe ich auch eine technische Verquickung mit dem von mir individuell gewählten MVP. Selbst wenn ich ein Angebot über den Rechner eines Versicherers erstelle und später den Vertrag ins MVP eingebe, werden die Daten automatisch an die Aruna übermittelt. So wird mir der Vertrag und nicht zuletzt auch die Courtage zugeordnet. Das ist eine enorme Arbeitserleichterung. Ohne solch eine Vereinheitlichung hätte ich bei 50 Einzelanbindungen auch 50 verschiedene Systeme und 50 verschiedene Abrechnungen. Das wäre im täglichen Arbeitsablauf für mich nicht darstellbar.
Salzburg: So ist es bei uns ohne Poolanbindung aber eben auch nicht. Wir nutzen „NAFI“, haben Schnittstellen zur Vema und zur Charta. Das sind zwar unterschiedliche Oberflächen, aber die Abläufe über Online-Antragsstrecken, bei denen man direkt seine Deckungsbestätigung bekommt, sind fast immer die gleichen. Der Unterschied ist, dass bei uns kein Pool dazwischen sitzt, der einen zwingt, sein MVP zu nutzen. Das müsste man aber, um die wesentliche Dienstleistung des Pools, das Daten-Clearing, in Anspruch nehmen zu können.
Das Problem dabei ist, dass diese Programme zwar für Makler sehr bequem sind was den Datentransfer angeht, aber darüber hinaus aus meiner Sicht nicht zu gebrauchen sind. Programme wie „Ameise“ von Blau Direkt oder „Venta“ von Fondsfinanz haben einen für unsere Zwecke zu geringen Funktionsumfang. Ich benutze unser eigenes für Selektionen, Vertriebsaktionen und vieles mehr. Für mich ist das der Dreh- und Angelpunkt meiner Arbeit. Die Software, die wir nutzen, ist mal für Strukturvertriebe programmiert worden. Inzwischen ist es auch schon gut auf unsere Bedürfnisse angepasst und wir können zum Beispiel selbst Regeln definieren, die Prozesse auslösen.
Das stört mich halt bei den gängigen Programmen der Pools, dass die das nicht zulassen. Das MVP muss zu dem Makler passen und da sind die Bedürfnisse eben ganz unterschiedlich. Zum Beispiel brauche ich bei zehn Mitarbeitern ein vernünftiges Berechtigungssystem, oder es geht darum, dass manche stationär und andere online arbeiten wollen. One-Size-fits-all-Lösungen der Pools sind für einige Makler einfach nicht passend.
Spiegelt das auch eine Entwicklung wider, dass Pools das Marktgeschehen immer mehr selbst bestimmen wollen?
Haid: Einige haben sicher solche Ziele. Natürlich sind die eigenen MVP erstmal eine erhebliche einmalige Investition. Es stärkt aber langfristig die Marktposition. Und wenn ein Pool – eben auch durch ein eigenes MVP – viele Makler an sich bindet, dann sinken im Verhältnis auch die laufenden Kosten der Pflege und Weiterentwicklung des Programms. Die Makler liefern zudem ja nicht nur das Geschäft. Sie liefern vor allem Daten und die sind das Gold der Zukunft, das lockt dann wiederum die Großinvestoren. Als Einzelmakler hat man dem wenig entgegen zu setzen und von Vermittlerverbänden hört man dazu auch nichts. Ein weiterer Grund, bei der Wahl des Pools genau hinzuschauen.
Salzburg: Ein Verband wie der AfW konzentriert sich stark auf die Interessenvertretung der Spezies Makler, die über Pools einreicht. Dort hat man vor allem die Interessen der Vertriebe und Pools sowie deren angegliederter Makler im Blick. Das Hauptaugenmerk des BDVM liegt traditionell bei Großmaklern wie Funk und Aon, was sich aber langsam ändert. Der BVK ist immer noch ausschließlichkeitsdominiert. So hat jeder der großen Verbände sein Stammklientel.
Aber es gibt noch den „Arbeitskreis Beratungsprozesse“, in dem ich mitarbeite und bei dem alle genannten Verbände beteiligt sind. Es gibt dort ein Bewusstsein, dass man für kleine Makler, die ohne Pools arbeiten, etwas machen muss. Also zum Beispiel Formulare, Arbeitshilfen, Risikoanalysen oder Datenschutzeinwilligungserklärungen zur Verfügung zu stellen. In dieser Runde funktioniert die Zusammenarbeit. Im bilateralen Verhältnis sind die Verbände offensichtlich einander mehr zugetan, als sie nach außen erkennen lassen.
Wie steht es um die sonstigen Dienstleistungen wie fachliche Unterstützung, Weiterbildung oder Beratung in Sachen Regulatorik? Würde da ohne Pools nicht eine zentrale Unterstützung fehlen?
Haid: Ja. Ich bin im Komposit- und Gewerbebereich breit aufgestellt und muss mir immer wieder Input besorgen, der bezüglich der Produktgeber neutral sein sollte – was nicht so einfach ist. Die Aruna nutze ich dafür mittlerweile sehr intensiv, weil es gut funktioniert. Neben dem fachlichen Input geht es aber auch um Hilfestellungen bei Problemen mit den Anbietern.
Ich habe nicht das Vertriebsgewicht wie vielleicht Michael Salzburg, um mit Produktgebern in den Ring zu steigen. Hierfür nutze ich den Pool mit großer Erfolgsquote, bedingt durch dessen Marktposition und gute, persönliche Kontakte zu den Versicherern. Das ist in Summe für mich eine Riesenhilfe. Beim Weiterbildungsangebot muss man differenzieren. Es gibt Präsenzveranstaltungen in der eigenen Akademie der Aruna, Angebote in Kombination mit Versicherern, aber natürlich werden auch Fortbildungsveranstaltungen von Versicherern beworben.
Wenn man dann ohne Poolanbindung unterwegs ist, müsste Ihnen Herr Salzburg das doch fehlen?
Salzburg: Natürlich müssen sie zum Beispiel bei Gesetzesänderungen oder Brüsseler Initiativen die Information irgendwoher bekommen. Grundsätzlich stimmt es schon, dass es ein Mehrwert von Pools ist, wenn sie Maklern das schnell und zuverlässig liefern und auch Handreichungen anbieten, wie man das im Arbeitsalltag umsetzen kann. In meinem Fall funktioniert das, weil ich dank meiner Tätigkeit für den „Arbeitskreis Beratungsprozesse“ immer gut informiert bin. Ich nutze auch deren Materialien, zum Beispiel neue Erstinformationen.
In der Expertengruppe Recht sitzen viele Juristen von den Gesellschaften, die schon frühzeitig wissen was los ist, zum Beispiel beim Geldwäschegesetz. Es wird dabei auch versucht, die Verbandsinitiativen unter einem Dach zu bündeln, es gibt also einen regen Austausch. Insgesamt bin ich deshalb auch ohne Pool hier gut aufgestellt.
Ein Kritikpunkt an Poolanbindungen ist, dass etwas im persönlichen Kundekontakt verloren geht. Wie sind da Ihre Erfahrungen?
Haid: Es gibt nur einen minimalen Anteil von Kunden, der überhaupt danach fragt, wieso im Vertrag nicht ich als Makler angegeben bin. Manchen sehen es nicht, andere interessiert es nicht und denen, die danach fragen, erklärt man es einfach. Insofern wird da so ein bisschen ein Problem aufgebauscht, das gar keines ist. Zudem kann man sich bei Pools auch Unter-Nummern bei den Versicherern einrichten lassen und steht dann auch als Vermittler in den Policen.
Dass es Fälle gibt, in denen der Kunde den Pool anruft und mir der Kontakt verlorengeht, kann ich überhaupt nicht bestätigen. Wenn ich den persönlichen Kontakt halte, passiert so etwas nicht. So arbeite ich seit fast 20 Jahren, und das funktioniert super, ohne dass ich regelmäßig jeden Kunden anrufe und ohne, dass ich in jeder Police angegeben bin. Dieses Argument gegen Pools lasse ich daher nicht gelten.
Und wie ist mit der Ansprechbarkeit der Versicherer?
Haid: Da wird Michael Salzburg bestimmt einen besseren Draht zu diversen Versicherern durch die Direktanbindungen haben. Mittlerweile werden aber immer mehr Drähte gekappt und davon sind nicht nur Makler, sondern auch Ausschließlichkeitsvertreter betroffen. Ein Beispiel ist die HDI. Da wurde mir berichtet, dass selbst alteingesessene Agenturisten zentral anrufen und sich weiterverbinden lassen müssen. Ansonsten hängt es natürlich auch an der Größe des Maklerbestands beim jeweiligen Versicherer.
Zu denjenigen, die ich oft bediene und die mich besser kennen, habe ich auch einen guten Draht und brauche den Pool nicht. Der kann aber bei Problemfällen, wie erwähnt, eine Hilfe sein. Das setzt aber auch ein gewisses Standing und eine intensive Zusammenarbeit des Maklers mit dem Pool voraus. Da weiß ich nicht, ob die ganz großen Pools Einzelmaklern wie mir so einen Service bieten würden. In meinem Fall kümmert sich der Pool auch, wenn es nur um einen Jahresbeitrag von 300 Euro geht.
Salzburg: Als Sachwalter des Kunden will man grundsätzlich sein Anliegen schon selbst vorbringen können. Ich glaube nicht, dass ein Pool das besser kann als wir. Wenn ich anrufe, dann weiß ich genau, warum ich das tue, was ich genau erreichen will und was die Interessen der Gegenseite sind. Aber das Problem, dass man von der Bestandsgröße abhängig ist, hat man im Umgang mit Versicherern immer. Manche reagieren auf unsere Anliegen, weil wir geschätzte Geschäftspartner sind, bei anderen werden wir als Z-Klasse-Makler abgespeist. Ob dieses Problem nun gegenüber dem Versicherer oder dem Pool besteht, halte ich für relativ unerheblich.
Bedauerlicherweise sagen Unternehmensberatungen den Versicherern, dass sie auf keinen Fall mehr Telefonnummern herausgeben sollen, weil das ja nur die Mitarbeiter unnötig beschäftigt. Die Entwicklung hat dazu geführt, dass wir stetig weniger werdende direkte Ansprechpartner haben. Es gibt eine Handvoll von Versicherern bei denen wir für bestimmte Konzepte einen guten Kontakt haben und darüber bin ich auch heilfroh. Aber bei anderen Versicherern ist das nicht so. Also muss man es manchmal auch eskalieren lassen, indem man dem Vorstand schreibt oder sich an den Ombudsmann wendet.
Welche Rolle spielen Pools aus ihrer Sicht bei Bestandsübertragungen und welche eigenen Pläne verfolgen Sie hier?
Haid: Ich bin ja noch vergleichsweise jung und blicke aktuell aus der Perspektive des Bestandsübernehmers auf dieses Thema. Bei einer Poolanbindung ist dieser natürlich immer involviert und grundsätzlich kein Hemmnis, sondern kann, ganz im Gegenteil, unterstützen, weil er die Prozesse kennt und die Übertragung sicherstellen kann. Grundsätzlich hat es Vorteile, Bestände von Kollegen zu übernehmen, die mit demselben Pool arbeiten wie man selbst. Dadurch ist sichergestellt, dass man zum Stichtag der Übernahme alle übertragenen Verträge, die komplette Post und die Courtage erhält.
Kritisch sehe ich persönlich wiederum die Übernahme von Beständen, die von Pools verwaltet werden, bei denen Investoren engagiert sind, wie zum Beispiel dem Branchenprimus Fondsfinanz. Eine solche Anbindung käme für mich nicht in Frage. Schwierig ist es auch, wenn man einen Bestand mit vielen Einzelanbindungen übernimmt. Da müsste ich mich fragen, ob ich all diese Anbindungen behalten will und diese Frage stellen sich ihrerseits auch die Versicherer – vor allem, wenn der Bestand dort sehr gering ist.
Ich stand im vergangenen Jahr in Verhandlung mit einem Kollegen, der 116 Einzelanbindungen hatte und auf deren Erhalt bestand. Das hätte bei der Übernahme theoretisch auch 116 unterschiedliche Ansprechpartner und Abrechnungen bedeutet. Das ergab für mich keinen Sinn und deshalb sind wir auch nicht zusammengekommen.
Salzburg: Es gibt natürlich noch eine ganz andere Perspektive. Bei einer bestimmten Käuferklientel wird es nicht gerne gesehen, wenn da einer der großen Pools drinsteht. Das größte Problem ist aber, dass die Zusage von Pools, dass der Bestand der höchstpersönliche des Mitglieds und jederzeit und unter allen Umständen übertragbar ist, angezweifelt wird. Und wenn die Übertragbarkeit angezweifelt wird, schmälert das in der Konsequenz auch den Firmenwert.
Es gibt Kaufmodelle der Pools und die Möglichkeit einer Maklerrente. Damit habe ich mich mal aus Altersgründen befasst, aber dagegen entschieden. Was mich daran stört ist, dass die Pools das quasi als Lead benutzen. Die ganzen Kundenadressen gehen raus an die Poolmitglieder, damit die Anschlussgeschäft machen können.
In unserem Fall ist es so, dass wir zwei Prokuristen haben, die das Fairsicherungsbüro weiterführen wollen. Wir als Inhaber bekommen eine Tantieme und das wird dann unsere Altersvorsorge. Es gibt für uns mehrere Alternativen, aber alle sind darauf ausgerichtet, dass das Unternehmen so bestehen bleibt. Wir wollen niemanden im Regen stehen lassen und ich möchte ungern die Straßenseite wechseln müssen, wenn mir Mitarbeiter entgegenkommen.