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Aktualisiert am 12.03.2021 - 15:37 Uhrin FondsLesedauer: 6 Minuten

Doch keine blaue Welle Wie Manager globaler Aktienfonds mit der US-Wahl umgehen

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Auch Brent Puff kann mit dem Wahlergebnis ganz gut leben, nur aus einem anderen Grund: „Es ist gut für Unternehmen und Wirtschaft, weil es die Wahrscheinlichkeit dramatisch verringert, dass eine neue Regierung die Unternehmenssteuern aggressiv erhöht.“ Damit spielt er auf die Reform unter Trump an, die die Sätze für Unternehmensteuern enorm drückte. Biden hatte angekündigt, die Reform wieder zurückzudrehen – was wiederum die Unternehmensgewinne drücken würde. „Das kann er aber nicht, wenn er die Mehrheit im Senat verfehlt“, meint auch Michael Keppler, ein Deutscher, der mit seinem Unternehmen Keppler Asset Management in New York sitzt.

Sébastien Galy, Makro-Stratege von Nordea Asset Management, sieht hingegen in der knappen Wahl eine vertane Chance. „Sie verhindert eine Blaue Welle, die das Wachstum widerstandsfähiger gemacht hätte, indem Haushalte mit niedrigen Einkommen bevorzugt worden wären“, meint er. Außerdem sei es nun weniger wahrscheinlich, dass Biden sein Programm für Klima und Infrastruktur im Wert von 2 Billionen US-Dollar durchbringt. Oder wie es Investmentchef Benjamin Melman von Edmond de Rothschild Asset Management (EdRAM) abwägt: „Die Märkte scheinen glücklich mit der Aussicht darauf zu sein, dass die Republikaner weiter den Senat kontrollieren.

Alle Stimulus-Pläne für die Wirtschaft mögen dann zwar weniger ambitioniert sein, aber die von Trump gesenkten Steuern sind gesichert.“ Und dann ist da noch die Corona-Krise, die am Aktienmarkt deutliche Spuren hinterlassen hat. Johan Swahn, Manager des Nordea 1 Global Stars Equity (LU0985320059), beobachtet eine Schere zwischen Gewinnern und Verlierern: „Die Pandemie führte dazu, dass negativ beeinflusste Aktien sehr günstig und positiv beeinflusste Aktien sehr teuer geworden sind. Wir erwarten, dass sich das im kommenden Jahr umkehrt, wenn die Impfstoffe auf den Markt kommen.“

Das Thema treibt auch Didier Saint-Georges um. Der Marktstrategie der französischen Fondsgesellschaft Carmignac schränkt aber ein, dass manche Corona-Gewinner mehr sind als einfache Wir-bleiben-zu-Hause-Titel und sieht diese angesichts der Wachstumsperspektiven somit nicht als zu teuer an: „Allerdings sind einige Wieder-Eröffnungs-Wetten wirklich günstig, falls 2021 flächendeckend Impfstoffe verteilt werden.“

Diese ganze Mischung könnte dazu führen, dass Europas Aktien demnächst besser laufen als US-amerikanische. „Sie sind konjunktursensibler und haben den stärkeren Value-Einschlag“, sagt Alexander Roose, Investmentchef für fundamentale Aktien bei Degroof Petercam Asset Management. Kommt Value zurück und damit der große Favoritenwechsel? Zählt der Preis heute wieder mehr als das Wachstum morgen? Laufen europäische Aktien besser als amerikanische? Eine Prognose von State Street Global Advisors unterstellt genau das. Demnach gesteht man US-Standardaktien für die kommenden drei bis fünf Jahre eine Gesamtrendite von 5,6 Prozent im Jahr zu. Für Europäer erwartet man hingegen 6,0 Prozent und für Nebenwerte gar 6,7 Prozent. Auf Sicht von zehn Jahren sind es 5,7 Prozent für Standards in den USA und 6,4 Prozent in Europa, und für Nebenwerte sogar 7,1 Prozent.

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