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Aktualisiert am 22.05.2023 - 12:09 Uhrin Asset AllocationLesedauer: 10 Minuten

Rendite-Sieger über fünf Jahre Wie Mischfonds nach dem Anleihen-Comeback wieder durchstarten

Ein Flugzeug startet durch: Nach langer Durststrecke lässt sich mit Anleihen wieder Geld verdienen – das gibt auch gemischten Strategien wieder Auftrieb.
Ein Flugzeug startet durch: Nach langer Durststrecke lässt sich mit Anleihen wieder Geld verdienen – das gibt auch gemischten Strategien wieder Auftrieb. | Foto: imago images/Arnulf Hettrich

Aktien runter, Anleihen runter: Das Krisenjahr 2022 hat die lange als Alleskönner gefeierten klassischen Mischfonds vor eine harte Bewährungsprobe gestellt. Anleger haben sich davon jedoch nicht schrecken lassen, zeigen Daten des Fondsverbands BVI. Mit Netto-Zuflüssen von mehr als 12 Milliarden Euro lagen Mischfonds auf Rang eins der absatzstärksten Fondskategorien in Deutschland – in einem Jahr, in dem die Branche insgesamt Abflüsse hinnehmen musste. Besonders beliebt waren mit einem Anteil von knapp 60 Prozent am Neugeschäft ausgewogene Strategien. Etwas mehr als ein Drittel der Netto-Zuflüsse entfiel auf aktienbetonte Produkte.

Nichtsdestotrotz hat das schwierige Börsenjahr Spuren hinterlassen. So ging das Gesamtvolumen der Mischfonds im Vergleich zum Vorjahr von 403 auf knapp 359 Milliarden Euro zurück. Besonders schwer hatten es in der langen Nullzins-Phase defensive Strategien mit hohem Rentenanteil, die zuletzt auch von den Anlegern verschmäht wurden. Lediglich 3 Prozent der Netto-Zuflüsse im vergangenen Jahr entfielen auf rentenlastige Strategien, wie aus den Zahlen des BVI hervorgeht. Dabei konnten defensive Strategien mit Wertverlusten von im Schnitt 11 Prozent das Krisenjahr noch am besten abfedern. Flexible Mischfonds verloren Fondsweb zufolge durchschnittlich 12 Prozent, ausgewogene Portfolios 13 Prozent. Am tiefsten hinab ging es für dynamische Produkte mit einem Minus von im Schnitt 15 Prozent.

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Daten des Analysehauses Morningstar zufolge zogen Anleger in Europa in der zweiten Jahreshälfte 2022 erstmals seit März 2020 wieder Geld aus gemischten Strategien ab. Vermutlich zu Unrecht, wie Jason Kephart, bei Morningstar für Multi-Asset-Ratings zuständig, betont: „Wir glauben nicht, dass Anleihen ein weiteres Jahr wie 2022 erleben werden.“

Fondsmanager holen sich wieder Anleihen ins Portfolio

Nach der Trendwende am Rentenmarkt sollte es nun für die gemischten Strategien wieder aufwärtsgehen. Bekannte Mischfonds-Manager haben ihre Portfolios bereits angepasst. „Kurzlaufende Euro-Staatsanleihen bieten als Liquiditätsersatz mit Renditen von mehr als 3 Prozent wieder eine attraktive Verzinsung“, so Bert Flossbach, Manager des 24 Milliarden Euro schweren Flossbach von Storch Multiple Opportunities (ISIN: LU0323578657).

Der Kölner Vermögensverwalter hat die Anleihe-Quote seines flexiblen Mischfonds jüngst auf 12 Prozent heraufgeschraubt, den Aktienbestand reduziert. Flossbach mischt auch Edelmetalle – insbesondere Gold – bei, nutzte aber den jüngsten Preisanstieg, um seine Position zu reduzieren. Bei Aktien agiert Flossbach, der für das Kalenderjahr 2022 ein Minus von 12 Prozent ausweisen musste, aktuell weiter vorsichtig: „Vor dem Hintergrund der gestiegenen Zinsen erscheinen uns viele Bewertungen noch zu hoch.“

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Dabei konnten im unsicheren Umfeld der vergangenen fünf Jahre vor allem Manager flexibler Strategien ihre Stärken ausspielen, wie unsere Auswertung zeigt. Im Vergleich mit ausgewogenen, defensiven und dynamischen Mischfonds fuhren Produkte ohne feste Vorgaben in diesem Zeitraum die höchsten Renditen ein. Mit dem Fundament Total Return (DE000A2H5YB2) und dem Capital Growth Fund (DE000DWS0UY5) liegen dabei ausgerechnet zwei Strategien mit Europa-Fokus vorn.

Elmar Baur und Ralph Blum von Fundament Capital – verantwortlich für den Rendite-Sieger – setzen fast ausschließlich auf mittelständische Unternehmen aus Deutschland und Europa. Ins Portfolio kommen Firmen in Sondersituationen, etwa Umstrukturierung oder Übernahme, sowie günstig bewertete Aktien. Momentan liegt die Aktienquote bei knapp zwei Dritteln, je 18 Prozent des Portfolios machen Anleihen und Barmittel aus. Zu den Lieblingsbranchen des Management-Duos gehören Energie, Banken sowie Schiffslogistik. Letztere ist durch die Tankschiff-Unternehmen Okeanis aus Griechenland und Hafnia mit Sitz in Singapur und Kopenhagen vertreten. Weitere Top-Werte sind die deutsche Bergbau-Firma K+S, der norwegische Öl- und Gasproduzent Aker BP und das britische Energieunternehmen Serica Energy, das Erdgas aus der Nordsee fördert.

Fundament Total Return: jährlich 10 Prozent Rendite

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Über fünf Jahre kommt das Management-Duo des Anfang 2018 gestarteten Fonds auf eine jährliche Rendite von 10 Prozent. Im Vergleich zur Konkurrenz lief der Fonds zudem ruhig – über fünf Jahre liegt die Volatilität bei unter 9 Prozent. Seit Jahresbeginn mussten die Augsburger allerdings ein kleines Minus hinnehmen. Baur und Blum haben ihre Aktien abgesichert, das drückte die Performance. Der guten Stimmung an den Märkten trauen die Fondslenker nicht: Steigende Zinsen treffen auf hohe Lohnabschlüsse, zudem steigen die Materialkosten der Unternehmen, die Gewinne dürften zurückgehen. Die Zentralbanken seien dadurch zunehmend mit einer Lohn-Preis-Spirale konfrontiert. „Damit wird die Rally der vergangenen Monate ad absurdum geführt“, so die Analyse der Manager.

Auf der nächsten Seite: Auf welche unterschiedlichen Strategien die besten Fondsmanager setzen und warum nicht jeder wieder an Anleihen glaubt.

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