Private Krankenversicherung (PKV) Wie Privatpatienten das Gesundheitssystem stützen
Rund jeden vierten Euro erhalten Deutschlands Arztpraxen von Kunden der Privaten Krankenversicherung (PKV): Das Statistische Bundesamt (Destatis) beziffert den Anteil der Einnahmen aus Privatabrechnungen am bundesweiten Gesamtvolumen aller Praxen hierzulande auf 25,9 Prozent. Zum Vergleich: Lediglich rund 10 Prozent der deutschen Bevölkerung haben eine private Krankenvollversicherung abgeschlossen.
Laut @destatis erzielen Arztpraxen 25,9 Prozent ihrer Einnahmen aus Privatabrechnungen - obwohl in Deutschland nur 10 Prozent privat versichert sind. Damit stützen Privatpatienten das gesamte Gesundheitssystem. Das kommt allen zugute. https://t.co/3Z4VmxMAv4 pic.twitter.com/6LdTGvzfqW
— PKV-Verband (@pkv_verband) 7. Dezember 2021
Die neuen Destatis-Daten bestätigen entsprechende Berechnungen des Wissenschaftlichen Instituts der PKV. Demnach würden jeder Arztpraxis ohne Privatpatienten mehr als 55.000 Euro pro Jahr fehlen. Das entspricht etwa anderthalb Stellen von medizinischen Fachangestellten, die eine Praxis dann nicht mehr beschäftigen könnte. Dem gesamten Gesundheitssystem gingen 12,7 Milliarden Euro pro Jahr verloren.


„In Deutschland können alle Menschen auf ein gemeinsames Versorgungssystem aus Ärzten, Krankenhäusern und Apotheken zurückgreifen“, kommentiert PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther. „Privatpatienten tragen durch ihre Zahlungen überproportional zum Erhalt und zur Weiterentwicklung dieses Systems bei. Davon profitieren übrigens Arztpraxen in ländlichen Regionen besonders stark. Das kommt allen zugute: privat und gesetzlich Versicherten.“
Wie berichtet hat der Bund seinen GKV-Zuschuss aktuell um 5 Milliarden Euro auf insgesamt 19,5 Milliarden Euro erhöht, um das erwartete Defizit der Krankenkassen im Jahr 2021 zu decken. Im kommenden Jahr soll der Steuerzuschuss auf 28,5 Milliarden Euro steigen.
Volker Ulrich, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth und Eberhard Wille, Wirtschaftsprofessor an der Universität Mannheim haben ein Gutachten für den PKV-Verband erstellt, in dem sie die Folgen der staatlichen Zuschüsse auf das Gesundheitssystem untersuchen.
Ihr Fazit: Im Kampf um staatliche Hilfen konkurriert die GKV mit anderen Ressorts wie Verkehr, Bildung, Digitales, Klima oder Infrastruktur. Dies könnte in „einer medizinischen Versorgung nach Kassenlage“, also einer massiven Kürzung der Gesundheitsleistungen für gesetzlich Versicherte enden.