Eine Anleihe der Europäischen Union zeigt, wie bescheiden Anleger inzwischen geworden sind. Sieben Jahre soll sie laufen, bis zum 4. Oktober 2028. Der Zinskupon liegt bei genau null Prozent. Wenn man die Anleihe zeichnet, erleidet man bis Laufzeitende einen garantierten Verlust von 0,28 Prozent im Jahr. Die Spezialisten des Hamburger Anleihemanagers Nordix rechnen aus, dass das 5 Basispunkte, also 0,05 Prozentpunkte mehr sind als bei vergleichbaren umlaufenden Anleihen der EU. Im Fachjargon nennt man das „Neuemissionsprämie“.
„Frechheit“, würde jetzt der Laie sagen, „Geld borgen, ohne Zinsen zu zahlen.“ Doch die Profis sind Kummer gewohnt und greifen zu: Statt der geplanten 9 Milliarden Euro hätte die EU auch gut und gerne 103 Milliarden einsammeln können, damit ist die Anleihe mehr als elffach überzeichnet. Am Ende gehen 36 Prozent von ihr an Investmentfonds, 32 Prozent an Zentralbanken und andere öffentliche Einrichtungen und 21 Prozent an Banken. Vorgänge wie dieser sind seit Jahren am Anleihemarkt die Regel. Selten passte die Warnung, vergangene Gewinne seien kein Indikator für die Zukunft, dermaßen gut wie hier.