Allein gegen alle
Wie Rentenfondsmanager mit Inflation und Niedrigzins fertig werden wollen
Krasse Inflation, Renditen unter null und Zentralbanken außer Rand und Band – kein einfaches Umfeld, in dem Rentenfondsmanager
unterwegs sind. Einige nutzen jedoch ihre großen Freiheiten, um in einer scheinbar zinslosen Welt starke Ergebnisse zu erreichen.
Bronze-Statue des angstfreien Mädchens gegenüber dem Wall-Street-Bullen in New York: Auch Rentenfondsmanager sehen sich derzeit vielen mächtigen Gegnern gegenüber| Foto: Imago Images / Xinhua
Eine Anleihe der Europäischen Union zeigt, wie bescheiden Anleger inzwischen geworden sind. Sieben Jahre soll sie laufen, bis zum 4. Oktober 2028. Der Zinskupon liegt bei genau null Prozent. Wenn man die Anleihe zeichnet, erleidet man bis Laufzeitende einen garantierten Verlust von 0,28 Prozent im Jahr. Die Spezialisten des Hamburger Anleihemanagers Nordix rechnen aus, dass das 5 Basispunkte, also 0,05 Prozentpunkte mehr sind als bei vergleichbaren umlaufenden Anleihen der EU. Im Fachjargon nennt man das „Neuemissionsprämie“.
„Frechheit“, würde jetzt der Laie sagen, „Geld borgen, ohne Zinsen zu zahlen.“ Doch die Profis sind Kummer gewohnt und greifen zu: Statt der geplanten 9 Milliarden Euro hätte die EU auch gut und gerne 103 Milliarden einsammeln können, damit ist die Anleihe mehr als elffach überzeichnet. Am Ende gehen 36 Prozent von ihr an Investmentfonds, 32 Prozent an Zentralbanken und andere öffentliche Einrichtungen und 21 Prozent an Banken. Vorgänge wie dieser sind seit...
Dieser Artikel richtet sich ausschließlich an professionelle Investoren. Bitte melde dich daher einmal kurz an und mache einige berufliche Angaben. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Eine Anleihe der Europäischen Union zeigt, wie bescheiden Anleger inzwischen geworden sind. Sieben Jahre soll sie laufen, bis zum 4. Oktober 2028. Der Zinskupon liegt bei genau null Prozent. Wenn man die Anleihe zeichnet, erleidet man bis Laufzeitende einen garantierten Verlust von 0,28 Prozent im Jahr. Die Spezialisten des Hamburger Anleihemanagers Nordix rechnen aus, dass das 5 Basispunkte, also 0,05 Prozentpunkte mehr sind als bei vergleichbaren umlaufenden Anleihen der EU. Im Fachjargon nennt man das „Neuemissionsprämie“.
„Frechheit“, würde jetzt der Laie sagen, „Geld borgen, ohne Zinsen zu zahlen.“ Doch die Profis sind Kummer gewohnt und greifen zu: Statt der geplanten 9 Milliarden Euro hätte die EU auch gut und gerne 103 Milliarden einsammeln können, damit ist die Anleihe mehr als elffach überzeichnet. Am Ende gehen 36 Prozent von ihr an Investmentfonds, 32 Prozent an Zentralbanken und andere öffentliche Einrichtungen und 21 Prozent an Banken. Vorgänge wie dieser sind seit Jahren am Anleihemarkt die Regel. Selten passte die Warnung, vergangene Gewinne seien kein Indikator für die Zukunft, dermaßen gut wie hier.
Wohl dem, der ausreichende Freiheiten hat, solchen Renditeausfällen aus dem Weg zu gehen. Die Datenbank der Rating-Agentur Morningstar führt für derartige Fondsmanager einige Kategorien mit dem Zusatz „flexibel“. Wobei für Anleger aus Deutschland jene mit Euro-Anleihefonds und globalen Fonds am interessantesten sein dürften. Letztere haben den Vorteil, dass Anleihen außerhalb Europas oder gar in den Schwellenländern deutlich höhere laufende Renditen mit sich bringen. Allerdings mit dem Nachteil, dass die Fonds meist in US-Dollar aufgelegt sind und somit der Wechselkurs zum Euro eine wichtige Rolle spielt. Was aber wiederum in Krisen ein Vorteil sein kann, weil dann normalerweise viel Geld zurück in die USA fließt und den Dollar aufwertet – was bei Euro-Anlegern Verluste abfedern kann. Der Anleihemarkt hat viele Dimensionen.
Drei bekannte Ursachen für Inflation
Eine der wichtigsten ist derzeit die Frage, wie es mit der zuletzt heftig aufgepoppten Inflation weitergeht (siehe Tabelle). Die Ursachen sind weitgehend geklärt: Engpässe in Lieferketten und auf Rohstoffmärkten, starker Aufschwung nach der Corona-Krise, der die Nachfrage ankurbelt, und eine nach wie vor irre Geldflut von den Zentralbanken. Zieht man nun die enormen Inflationsraten von den ohnehin schon niedrigen Renditen ab, ergeben sich reale Renditen, wie sie lange nicht zu finden waren. In den USA zum Beispiel liegt die reale Rendite zehnjähriger Staatsanleihen seit März 2020 unter null, derzeit bei etwa minus einem Prozent. In einem Marktbericht der britischen Fondsgesellschaft Waverton heißt es einigermaßen fassungslos: „Wir dachten lange Zeit, dass negative Realzinsen nicht lange anhalten und zu einem normalen Niveau von plus 2 bis 3 Prozent zurückkehren.“