Ruhestand planen Wie Selbstständige ohne staatliche Rente vorsorgen können
Viele Selbstständige und Unternehmer haben durch die Corona-Pandemie Einbußen hinnehmen müssen. Die Folge ist, dass sie weniger Geld für ihre Altersvorsorge bereitstellen können. Mittlerweile macht sich eine hohe Zahl von Selbstständigen und Unternehmern große Sorgen um ihre finanzielle Situation im Ruhestand. Wie eine Studie der Versicherung Ergo zeigt, hat beinahe die Hälfte der befragten Selbstständigen Angst vor Altersarmut. Eine generelle Vorsorgepflicht befürworten 46 Prozent.
Aus meiner Sicht als Finanzexperte ist die Einzahlung in die gesetzliche Rente, die seit vielen Jahren aufgrund des Umlagesystems nicht funktioniert, für Selbstständige keine Lösung. Es ist vielmehr ein Eingeständnis der eigenen Inkompetenz. Die bessere Herangehensweise wäre, sich Wissen über die Altersvorsorge anzueignen, um das Geld sinnvoll anzulegen. Ich möchte an dieser Stelle die wesentlichen Punkte ansprechen, die es einem Selbstständigen erlauben, seine Altersvorsorge in die eigenen Hände zu...
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Viele Selbstständige und Unternehmer haben durch die Corona-Pandemie Einbußen hinnehmen müssen. Die Folge ist, dass sie weniger Geld für ihre Altersvorsorge bereitstellen können. Mittlerweile macht sich eine hohe Zahl von Selbstständigen und Unternehmern große Sorgen um ihre finanzielle Situation im Ruhestand. Wie eine Studie der Versicherung Ergo zeigt, hat beinahe die Hälfte der befragten Selbstständigen Angst vor Altersarmut. Eine generelle Vorsorgepflicht befürworten 46 Prozent.
Aus meiner Sicht als Finanzexperte ist die Einzahlung in die gesetzliche Rente, die seit vielen Jahren aufgrund des Umlagesystems nicht funktioniert, für Selbstständige keine Lösung. Es ist vielmehr ein Eingeständnis der eigenen Inkompetenz. Die bessere Herangehensweise wäre, sich Wissen über die Altersvorsorge anzueignen, um das Geld sinnvoll anzulegen. Ich möchte an dieser Stelle die wesentlichen Punkte ansprechen, die es einem Selbstständigen erlauben, seine Altersvorsorge in die eigenen Hände zu nehmen.
Alle Verträge kommen auf den Tisch
Zunächst sollte man sich nicht verrückt machen lassen. Die Sorge darf nicht die Oberhand gewinnen und die Angst keine Lösung verhindern. Das Thema kann allerdings nicht länger aufgeschoben werden. Man muss sich in aller Ruhe hinsetzen und den Status Quo festhalten. Es sollten dabei alle Verträge, die Geldanlage und Altersvorsorge betreffen, auf den Tisch gelegt werden. Dazu gehören Bausparverträge, Verträge für die Riester-Rente, Rentenversicherungen, Basisrentenverträge, Verträge für die betriebliche Altersvorsorge, Kapitallebensversicherungen, Depots und Tagesgeldkonten.
Im zweiten Schritt muss das gesamte Kapital in kurzfristig, mittelfristig und langfristig unterteilt werden. Als kurzfristig gilt die klassische Rücklage, bei der im unternehmerischen und privaten Bereich die Fixkosten für jeweils sechs Monate beiseitegelegt werden. In die mittelfristige Abteilung gehört eine Rücklage für betriebliche und private Investitionen, die in den nächsten Monaten und Jahren anstehen.
Für den langfristigen Topf empfehle ich einen Prozentsätze von 20 und 10. Das heißt, auf privater Ebene sollten 20 Prozent des ausgezahlten Nettogehalts in die Langfristigkeit gehen, während es 10 Prozent vom Nettogeldeingang auf der unternehmerischen Seite sind. Wenn auf privater Ebene Kapital vorhanden ist, das möglicherweise in den oben erwähnten Verträgen steckt, gehört es ebenfalls in den langfristigen Topf.
Gefühl für das nötige Gesamtkapital
Im dritten Schritt soll ein Ziel definiert werden. Dabei muss man überlegen, wie viel Geld man heute benötigen würde, wenn man keine Einnahmen mehr hätte. Hinzu kommen ein durchschnittlicher Steuerbetrag von 30 Prozent sowie 10 Prozent für die Kranken- und Pflegeversicherung. Im Anschluss muss die jährliche Inflationsrate von 2 Prozent bis zum angenommenen Renteneintrittsalter addiert werden. Damit hat man seinen monatlichen Bruttobedarf, den man sich notieren sollte. Um ein Gefühl für das nötige Gesamtkapital zu bekommen, kann man diese Summe mit 240 multiplizieren.
Als Nächstes sollte man sich die langfristigen Verträge anschauen, um zu prüfen, ob das nötige Kapital mit ihnen erwirtschaftet werden kann. Wenn das nicht der Fall ist, muss die Differenz zwischen dem nötigen und dem tatsächlich vorhandenen Kapital festgehalten werden. Das ist die Summe, um die man sich Gedanken machen muss.
Jeden Vertrag stets einzeln betrachten
Im fünften Schritt sollte jeder Vertrag einzeln betrachtet werden. Mithilfe eines Kurz-Checks findet man heraus, was seit Vertragsbeginn eingezahlt wurde und wie viel Kapital zum aktuellen Zeitpunkt enthalten ist. Häufig kommt dabei heraus, dass mehr Kapital eingezahlt wurde, als sich momentan im Topf befindet.
Auch wenn ein Gewinn erzielt wurde, ist man nicht automatisch auf der sicheren Seite. Man kann den jährlichen Zinssatz, der sich aus dem Gewinn ergibt, mit einem kostenlosen Online-Tool berechnen. Liegt der Gewinn unterhalb von 4 Prozent, besteht Handlungsbedarf. Eine intensive Prüfung der Verträge ist somit unumgänglich.
Von Finanzexperten helfen lassen
Die intensive Prüfung ist also der sechste Schritt. Es gilt, jeden Vertrag genau zu analysieren, bis man ihn verstanden hat. Natürlich kann man sich auch von einem unabhängigen Finanzexperten dabei helfen lassen. Man muss in jedem Fall zu einer Entscheidung kommen, ob es sinnvoll ist, den Vertrag fortzuführen oder ihn stillzulegen. Möglicherweise löst man ihn auch lieber auf, um das Geld anderswo zu investieren. Nach meiner Erfahrung werden bei einer solchen Prüfung einige Verträge aussortiert, die zur Stilllegung oder Auflösung anstehen.
Beim siebenten Schritt geht es darum, das freigewordene Geld besser anzulegen. Dabei sollte man sich an den Erkenntnissen der Finanzwissenschaft orientieren. Wissenschaftliche Erkenntnisse sorgen für eine sichere Anlage, die einen entspannten Lebensabend garantiert. Was die Ergebnisse betrifft, kann aufgrund der individuellen Entscheidung über die Summen und den Anlagehorizont keine exakte Aussage getroffen werden. Wenn man es richtig macht, sind aber Renditen zwischen 4 und 8 Prozent pro Jahr möglich. Wer Genaueres über Anlagestrategien wissen möchte, kann sich gern an uns wenden.
Gründlich mit Altersvorsorge befassen
Man sollte also die Ruhe bewahren und sich gründlich mit der Altersvorsorge befassen. Ein guter Ratgeber kann einem dabei viel Zeit ersparen, sodass man sich nicht über Wochen mit dem Thema beschäftigen muss. Der Ratgeber hilft einem dabei, den Status Quo festzuhalten, ein Ziel zu definieren und bestehende Verträge intensiv zu prüfen. Wenn man Klarheit über den aktuellen Stand hat, kann man mit einem guten Gefühl anstehende Entscheidungen treffen.
Über den Autor:
David Tappe ist Gründer und Vorstand von Tappe Consulting. Das Unternehmen mit Sitz in Bielefeld berät deutschlandweit Privatpersonen dabei, ein Vermögen für ihre Altersvorsorge aufzubauen. Für die Kunden ist Tappe Consulting ausschließlich auf Honorarbasis tätig und gehört nach eigenen Angaben zu den größten Honorarberatern in Deutschland.