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Keine Verbrenner mehr Wie sich die Auto-Industrie dramatisch wandelt

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Und ohne die eigene Herstellung der Batteriezellen geht den Autoproduzenten ein großer Teil der Wertschöpfung verloren. Massenentlassungen wäre die Folge. Außerdem wollen die westlichen Autokonzerne offenbar ihre Abhängigkeit von asiatischen und hier vor allem von chinesischen Batteriezellen-Herstellern verringern.

Doch der Einstieg in die eigene Zellenfertigung kann eigentlich nur der erste Schritt sein. Dadurch wird die Abhängigkeit in der Lieferkette nur verschoben, aber nicht aufgelöst. Denn bislang stammen rund 90 Prozent des weltweit hergestellten Lithiumcarbonats und -hydroxids aus der Volksrepublik. Fast nur dort stehen die sogenannten Converter, die lithiumhaltiges Material, welches entweder aus Salzseen oder aus Gestein stammt, zu Lithium in Batteriequalität veredeln. Ein paar weitere dieser Chemiefabriken produzieren noch in Australien. In Europa herrscht wieder einmal – zumindest bislang – Fehlanzeige. Immerhin haben die niederländische Advanced Metallurgical Group (AMG) und der deutsch-kanadische Lithiumexplorer Rock Tech Lithium angekündigt, in den kommenden Jahren Converter auch in Europa zu bauen.

Lieferkette zu Ende denken

Doch die Autokonzerne werden noch weiter gehen müssen. Über kurz oder lang werden sie sich auch die Batterierohstoffe selbst wie Lithium und Cobalt sichern müssen, um ihre Lieferketten von Anfang bis Ende zu kontrollieren. Bislang kommt beispielsweise Lithium zu einem großen Teil aus politisch fragilen Ländern wie Chile und Argentinien. Wie so oft agiert hier wieder einmal Tesla als Pacemaker. Der Elektroauto-Pionier hat sich ein rund 4.000 Hektar großes Grundstück in Nevada gesichert, wo angeblich Lithium lagert.

Aber auch hier zeichnet sich bei den Europäern ein Umdenken ab. Dieses Mal gibt Renault den Vorreiter. Die Franzosen gaben vor kurzem bekannt, sich ab 2026 jedes Jahr bis zu 17.000 Tonnen Lithium von Vulcan Energy liefern zu lassen. Das eigentlich australische Unternehmen will am Rheingraben aus Thermalwasser Lithium gewinnen. Eine erste Pilotanlage soll noch in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen. Allerdings sind massive Proteste von Umweltschützern zu erwarten. Unabhängig davon ist es generell wünschenswert, dass die Produktion von Lithium umweltverträglich erfolgt, egal ob in Deutschland oder anderswo.

So oder so: Die Automobilindustrie steht vor den größten Veränderungen seit der Einführung des Fließbands. Sicherlich werden nicht alle Autohersteller und Zulieferer überleben. Es wird aber auch neue erfolgreiche Newcomer geben - und zwar entlang der gesamten Lieferkette. Anleger sollten die Branche genau analysieren, bevor sie hier einsteigen.

Über den Autor:
Andreas Enke zählt zu den Inhabern und Vorständen der Vermögensverwaltung Geneon Vermögensmanagement. Der Diplom-Kaufmann hat mehr als 25 Jahre Berufserfahrung damit, vermögende Privat- und Geschäftskunden bei verschiedenen Großbanken zu beraten.

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