Protektionismus droht Wie sich die Geldflut auf Handelsbilanzen auswirkt
Die gewaltigen Konjunkturprogramme der US-Regierung und die Politik der Notenbanken haben die Nachfrage enorm angetrieben. In den USA liegen der Warenkonsum und der Einzelhandel bereits zweistellig im Plus. Dies hat Folgen für den Außenhandel – und könne durchaus ein Risiko darstellen, meint Michael Heise.
Der Chefökonom von HQ Trust hat sich die Handelsbilanz der USA zu knapp 200 Ländern weltweit angesehen und hat analysiert, mit welchen Ländern die Vereinigten Staaten einen Überschuss und mit welchen ein Defizit erwirtschaften. Zudem hat er geschaut, wie sich die Aussage verändert, wenn man die jeweilige Handelsbilanz in Relation zum Bruttoinlandsprodukt setzt.
Die wichtigsten Erkenntnisse der Analyse:
Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis der USA noch relativ ausgeglichen aus: 107 Ländern mit einer positiven Handelsbilanz stehen nur 88 mit einer negativen gegenüber.
Zu den Staaten mit einem Übergewicht der US-Exporte gehören beispielsweise die Niederlande oder Hongkong. Bei China und Mexiko überwiegen die Importe.

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Setzt man die jeweilige Handelsbilanz allerdings in Relation zum Bruttoinlandsprodukt ist das Bild ein anderes. Der Überschuss in der Handelsbilanz beträgt im Schnitt gerade einmal 0,6 Prozent, das Defizit liegt im Mittel aber bei 4,8 Prozent.
Michael Heises Einschätzung zur Situation in den USA:
Der starke Importsog durch die Maßnahmen der US-Regierung dürfte 2021 zu einem Leistungsbilanzdefizit der US-Wirtschaft von mehr als 800 Milliarden Dollar führen. Das sind rund 3,5 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts. Solche Werte gab es auch schon in der Vergangenheit. Sie müssen nicht unbedingt rasch Probleme nach sich ziehen.
Allerdings kann eine Debatte wieder aufflammen: Dass die USA der Weltwirtschaft starke Impulse geben, die enorme Staatsverschuldung der USA aber vor allem dem Ausland zugutekommt. Dies könnte zu Protektionismus führen: Es kann zu einer Diskussion kommen, ob Zölle oder andere Handelshemmnisse eingeführt oder verstärkt werden müssen – mit entsprechenden Folgen für die Weltwirtschaft.