Wisdomtree-Europachef beobachtet Wie sich die Produktklasse ETF in zehn Jahren gewandelt hat
Zehn Jahre ist es her, dass der US-amerikanische ETF-Anbieter Wisdomtree seine Produkte auch auf den europäischen Markt brachte. Seitdem hat sich dort viel getan. „ETFs waren einmal ein Synonym für Aktien-Tracker“, erinnert sich Europachef Alexis Marinof. Allerdings: „In den zehn Jahren seit unserem Markteintritt in Europa hat sich die ETF-Landschaft im Hinblick auf die verfügbaren Produkte, das verwaltete Vermögen und die Nutzer drastisch gewandelt.“
Vom reinen Indextracking zu aktiven Strategien
Die Geschichte der ETFs reicht dabei weiter zurück: Der erste ETF datiert auf das Jahr 1990 – mit dem TIPs, der den kanadischen Toronto 35 Index Participation Index (TSE 35) abbildete. In Europa starteten die ersten ETFs im Jahr 2000. Mittlerweile gibt es – laut dem auf ETFs spezialisierten Datenanbieter ETFGI – europaweit 2.175 ETFs, Tendenz steigend (Stand Ende Oktober 2024).
Die Vorteile von ETFs sieht Marinof in deren Transparenz, Liquidität, ihrem Marktzugang über die Börse sowie den niedrigeren Kosten im Vergleich zu klassisch gemanagten Fonds. „Viele Anleger haben ihre Bestände in Publikumsfonds durch ETFs ersetzt“, sagt er. Während ein aktiv gemanagter Fonds je nach Strategie zwischen rund 1,5 und 2,5 Prozent kostet, sind einige ETFs mittlerweile für 0,1 Prozent zu haben. Nach oben kann es bis etwa 0,8 Prozent gehen.
ETFs standen in der Anlegerwahrnehmung lange synonym für passives Anlegen. Doch „passiv“ ist längst kein zwingendes Merkmal von ETFs mehr. Inzwischen gibt es eine ganze Produktklasse, die mit aktivem Management wirbt. Während einige ETFs Reste passiven Herangehens zeigen, handeln andere vollständig unabhängig von automatisierten Prozessen. „ETFs haben ihren einstigen Ruf als passive Vehikel widerlegt“, bestätigt Marinof. Sie eigneten sich „für alle Arten von Anlagestrategien.“ Allerdings findet sich Wisdomtree laut einer Erhebung des Analysehauses Scope von Ende August 2024 bislang nicht unter den Anbietern aktiver ETFs in Deutschland.
Steigende Nachfrage trotz Vertriebshürden
Vom Produktsegment ETF generell verspricht sich Wisdomtree weiteres Wachstum: Immer mehr Anleger setzen auf ETFs, darunter auch zunehmend Privatanleger. Ebenso nutzen Privatbanken, private Vermögensverwalter und Finanzberater die Produkte häufiger. Die Krux dabei: ETFs enthalten keine Vertriebsgebühren. Das macht sie in der Einzelfondsvermittlung für Teile des Finanzvertriebs weniger attraktiv. Wo keine Rückvergütung im Produkt enthalten ist, sind Vermittler auf andere Einnahmen angewiesen, etwa auf Servicegebühren – ein Modell, nach dem nur eine Minderheit im deutschen Finanzvertrieb arbeitet. Stattdessen halten ETFs jedoch zunehmend Einzug in Fonds-Vermögensverwaltungen.
ETFs im Fokus
„Die Nutzer von ETFs sind neugieriger und aufgeschlossener als noch vor zehn Jahren, als ETFs vor allem für Investitionen in Large-Cap-Aktien eingesetzt wurden“, beobachtet Marinof. Eine Umfrage von Wisdomtree aus dem Sommer 2024 unter 817 professionellen Investoren ergab, dass beinahe alle Befragten in ETFs investierten. Fast die Hälfte will ihre ETF-Anlagen in den folgenden zwölf Monaten zudem noch ausbauen.
Zukunftsaussichten
Dabei nutzen die Profis ETFs längst nicht mehr nur zum Tracken großer Aktienindizes. „Die frühere Skepsis gegenüber der Realisierbarkeit von ETF-Anlagen über Aktien hinaus hat sich deutlich gewandelt“, fasst Marinof zusammen. Professionelle Investoren setzen ETFs vermehrt ein, um auch Nischen-Anlageklassen abzudecken, etwa Rohstoffe oder Kryptowährungen. „Die Einbettung von Bitcoin in börsengehandelte Produkte hat den Zugang zur größten Kryptowährung der Welt demokratisiert“, ist er überzeugt. Krypto-ETFs beziehungsweise -ETPs senken die Einstiegshürden beim Investieren.
In der Wisdomtree-Umfrage wünschen sich nahezu alle Befragten mehr neue Anlageprodukte. Jeder Vierte glaubt, dass gerade solche Neuerungen das Wachstum bei europäischen ETFs beflügeln dürften. „Die Zukunft von ETFs bietet viel Potenzial“, ist Marinof überzeugt. Er kann sich sogar vorstellen, dass die Nachfrage nach ETFs in Europa mit jener aus den USA gleichziehen könnte. Das indessen erscheint sehr optimistisch gedacht. Denn immerhin bieten in den USA ETFs ihren Anlegern Steuervorteile, die es in Europa nicht gibt.
Über Wisdomtree
Die Fondsgesellschaft Wisdomtree hat ihren Hauptsitz in New York, ist aber auch in Europa vertreten. Das auf börsengehandelte Produkte spezialisierte Haus bietet hierzulande gut 260 Strategien an: vor allem Aktienprodukte wie Dividendenstrategien, aber auch Themen-ETFs und Produkte, die den Rohstoff- und Edelmetallmarkt abbilden. Wisdomtree verwaltet weltweit umgerechnet rund 107 Milliarden Euro, davon in Europa mehr als 30 Milliarden Euro.