Zeitig in den Ruhestand Wie sich gesetzlicher und tatsächlicher Renteneintritt unterscheiden
Wer hierzulande in Rente geht, tut das nicht unbedingt genau dann, wenn er die gesetzliche Regelaltersgrenze erreicht, sondern oft schon früher. Der Datenanbieter Statista verdeutlicht in einer Grafik, wie sehr der tatsächliche Rentenbeginn vom gesetzlich festgelegten im Laufe der vergangenen Jahre abgewichen ist. Die zugehörigen Daten stammen vom Bund-Länder Demografieportal, einem Informationsportal der Bundesregierung.
Die Grafik zeigt: Die Regelaltersgrenze lag bis zum Jahr 2012 konstant bei 65 Jahren. Seitdem steigt sie schrittweise. Angefangen mit dem Geburtsjahrgang 1947 wird sie bis 2023 jährlich um einen Monat angehoben. Ab dem Geburtsjahrgang 1964 liegt sie dann bei exakt 67 Jahren – der neue Zielwert.
Das tatsächliche Renteneintrittsalter hat damit allerdings nicht Schritt gehalten. Vielmehr bewegt es sich im Mittel immer noch auf ähnlichem Niveau wie vor der Umstellung.

Dass viele Menschen bereits in Rente gehen, bevor sie die Regelaltersgrenze erreichen, liegt unter anderem an der Rentenreform von 1972, erinnert man bei Statista. Damals hat der Gesetzgeber Vorruhestands- und Frühverrentungsmöglichkeiten deutlich ausgeweitet. Viele Menschen nahmen daraufhin die neuen Freiheiten wahr und verabschiedeten sich früher in den Ruhestand. Einen Tiefpunkt erreichte der tatsächliche Rentenbeginn 1982, als Männer mit durchschnittlich 62,3 Jahren, Frauen mit 61,5 Jahren in Rente gingen.

Hallo, Herr Kaiser!
Eine deutliche Trendwende brachte dagegen die 1997 eingeführte Regel, dass wer früher die Arbeit ruhen lässt, auch weniger Rente erhält.
Statista erinnert darüber hinaus, dass die Gruppe der über 65-Jährigen in Deutschland insgesamt stark angestiegen ist. 1950 fiel jeder elfte Bundesbürger in diese Altersklasse, 2019 war es bereits jeder fünfte. Es gibt damit heute erheblich mehr Rentner als vor 70 Jahren. Ein Problem für das deutsche Rentensystem, das auf ein Umlageverfahren baut: Die aktuell Erwerbstätigen finanzieren die Renten der Älteren und erwerben so eigene Rentenansprüche. Wenn die Alterspyramide nach oben hin immer voluminöser wird, droht das System zu kippen.
Das befeuert aktuell die Diskussion, ob Menschen nicht sogar noch länger arbeiten sollten als nur bis 67. Im vergangenen Jahr brachten Berater der Bundesregierung eine neue Grenze aufs Tapet: die Rente mit 68. Die Idee konnte sich politisch bislang nicht durchsetzen. Aber die Debatte um eine Anpassung des deutschen Rentensystems läuft.