Preisschocks und Engpässe drohen Energiewende treibt Nachfrage nach Metallen in die Höhe
Auch die europäischen Raffinerie-Kapazitäten für Lithium oder Seltene Erden sind begrenzt. Zudem reichen die entsprechenden Erzreserven nicht aus, um die Importmengen zu ersetzen. Dies wird zu Versorgungsproblemen führen und könnte die Verbreitung von kohlenstoffarmen Energietechnologien aufhalten.
Ab etwa 2040 dürfte die Rohstoffnachfrage in Europa zurückgehen und im Hinblick auf Wiederverwendung und Recycling somit ein größeres Volumen an Materialien zur Verfügung stehen. Bis zur Jahrhundertmitte könnte die sekundäre Versorgung 45 bis 65 Prozent der europäischen Nachfrage nach kritischen Metallen decken, wobei sie bei Lithium und Seltenen Erden auf einen Anteil von über 75 Prozent ansteigen und somit eine ausgedehntere Selbstversorgung ermöglichen sollte.
Investitionen in öffentliche Verkehrsmittel und Recycling nötig
In der Studie werden mehrere Lösungsansätze zur Bewältigung dieser Versorgungsprobleme beschrieben: Konzentration auf nachhaltige Importe, Ausbau des einheimischen Bergbaus und der Raffinerien sowie höhere Recycling-Anteile. Allerdings wird es auch entscheidend sein, gleichzeitig die Nachfrage zu drosseln. Zurzeit sind 7 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen auf PKWs zurückzuführen. Außerdem werden im Rahmen der Energiewende Elektrofahrzeuge immer mehr zum Hauptverursacher der steigenden Nachfrage nach Metallen.
Deshalb sollten alle Akteure Investitionen in öffentliche Verkehrsmittel, Eisenbahnnetze und Carsharing unterstützen sowie in Technologien investieren, die den Bau von leichteren Fahrzeugen ermöglichen und so weniger Metall benötigen. Maßnahmen zur Verringerung der Nachfrage, wie etwa Investitionen in Recyclinganlagen zur Vermeidung von Elektroschrott, würden die ökologischen und sozialen Auswirkungen verringern, die derzeit Exportländer wie Chile und die DRK zu spüren bekommen. Für die biologische Vielfalt würde dies die nachteiligen Folgen neuer Bergbaustandorte begrenzen sowie sonstige ESG-Bedenken zerstreuen.
Die Studie von Eurométaux konzentriert sich auf das „Well below 2°C“-Szenario der Internationalen Energieagentur. Das ehrgeizigere „Net-Zero-Szenario bis 2050“ (NZE), das eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad vorsieht, setzt eine noch drastischere Energiewende voraus. Entsprechend würden die Metallmärkte noch stärker belastet und die oben beschriebenen Maßnahmen hätten eine noch höhere Priorität.

Über den Autor:
Julien Bouyssou ist ESG-Analyst bei BNP Paribas Asset Management und arbeitet seit März 2019 im Sustainability Centre des Asset Managers. Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die Integration von ESG in Private Debt und Real Assets und er befasst sich zudem mit den Sektoren Bergbau, Stahl und Zement. Bevor er zu BNPP AM kam, war Bouyssou zwei Jahre lang bei Deloitte als Finanzprüfer tätig.