4 Vermögensprofis erläutern Wie stellen Sie sich angesichts der Inflationssorgen auf?
„Technologie reduziert und Qualitätsaktien aufgestockt“
Uwe Eilers, FV Frankfurter Vermögen:
„Eine längerfristig anziehende Inflation sowohl in den USA als auch Europa ist unserer Ansicht nach wahrscheinlich. Dafür gibt es viele Gründe:
- Aufgrund steigender Nachfrage sind viele Rohstoffpreise deutlich gestiegen. Derzeit sieht es nicht nach einer großen Entspannung aus, auch wenn beispielweise die vielfach in den Medien zitierten hohen Holzpreise in den USA einen Rückgang verzeichneten. Fast alle Metalle sind auf enorm hohen Preisniveaus. Als Vorprodukte der zu fertigenden Güter ist der Einfluss auf die Güterpreise deutlich.
- Die Lohnkosten scheinen nicht nur bei sehr gut ausgebildeten Fachkräften, sondern auch im Niedriglohnsektor nach oben zu gehen. Im Gastgewerbe etwa haben viele Mitarbeiter während des Corona-Lockdowns die Branche gewchselt. Neue Mitarbeiter sind meist nur zu deutlich höheren Lohnkosten zu bekommen.
- In China steigen die Lohnkosten teils drastisch. Die inflationsdämpfende Wirkung der 2000er Jahre, ausgelöst durch Produktionsverlagerung in sogenannte Billiglohnländer, läuft aus. Dieser Trend wird sich nicht mehr umkehren, die Importpreise werden dauerhaft steigen.
- Die großen Konjunkturprogramme in Europa und den USA laufen erst jetzt langsam an. Das wird die Nachfrage, vor allem auch in Infrastrukturprojekte, in den kommenden Jahren deutlich anschieben.
- All diese Faktoren sollten zu steigenden Zinsen führen, zunächst in den USA, wo die Fed bereits vorsichtige Signale geäußert hat.
Bislang haben Kunden kaum Angst vor steigenden Inflationsraten. Vielmehr fürchten sie Negativzinsen, die von fast allen Banken eingeführt wurden oder werden.
Die Frankfurter Vermögen hat bereits in den letzten Monaten nach und nach reagiert, Technologieaktien in den Portfolien deutlich reduziert und Qualitätsaktien aufgestockt. Die Aktienquote insgesamt wurde bereits teilweise reduziert. Das US-Dollar-Exposure haben wir bei Unternehmensanleihen mit kurzen Laufzeiten erhöht.
Liquide Mittel werden durchaus vorübergehend liquide gehalten und ein Negativzins zähneknirschend akzeptiert. Es ist besser 0,5 Prozent p.a. zu zahlen als Kursverluste in anderen Größenordnungen zu erleiden.“