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Von in Markt & TrendsLesedauer: 8 Minuten
Junger Berufstätiger vor dem Bildschirm
Die Möglichkeit, auch aus dem Homeoffice arbeiten zu können, kommt auch unter Vermögensverwaltern gut an | Foto: Midjourney
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Die Branche unabhängiger Vermögensverwaltungen in Deutschland steckt in einem Dilemma: Einerseits wächst das Kundeninteresse stetig, andererseits bremst der Fachkräftemangel die Expansion vieler Häuser aus. Eine neue Studie zeigt, wie New Work – zeitgemäße Arbeitsmodelle – diesem Problem entgegenwirken könnten.

„Der Branchenverband VuV (Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland) spricht bereits von einem 'Kampf um Talente'“, erklärt Studienautor Timo Veeneman. Mit seiner Studie, die auf umfangreichen Befragungen beruht, wolle er aufzeigen, was Mitarbeitern unabhängiger Vermögensverwalter heutzutage wichtig ist, und konkrete Handlungsempfehlungen geben.

 

„Gerade in der Pandemie rückte das Thema New Work in den Fokus“, sagt Veeneman, der für seine Studie verschiedenste Aspekte von Digitalisierung über mobiles Arbeiten bis hin zu flexiblen Arbeitszeitmodellen untersuchte. „New Work ist in der Branche sehr relevant, allerdings ist die Umsetzung unterschiedlich weit fortgeschritten.“

Die Ergebnisse arbeitete Veeneman im Rahmen seiner Masterarbeit an der Hochschule Osnabrück auf. Er ist selbst seit 15 Jahren in der Vermögensverwaltung tätig, seit 2018 bei Spiekermann & Co. Seine Studienergebnisse präsentierte er kürzlich in einem Webinar der Münchner V-Bank.

Was Mitarbeiter wirklich wollen: Überraschende Studienergebnisse

Was macht die Arbeit für einen unabhängigen Vermögensverwalter attraktiv? Veenemans Erkenntnisse  überraschen: Weder der Firmenwagen noch die Vier-Tage-Woche stehen ganz oben auf der Wunschliste der Mitarbeiter. Als entscheidend gelten vielmehr die interne Kommunikation, das Betriebsklima und die Möglichkeit, selbstbestimmt zu arbeiten.

Das ist wichtig fürs Wohlbefinden bei unabhängigen Vermögensverwaltern 

Grafik: Kriterien für Wohlbefinden bei Vermögensverwaltern
© T. Veeneman

Interessante Erkenntnis: Diese Prioritäten ziehen sich durch alle Altersgruppen. „Es ist ein Irrtum zu glauben, dass Arbeitgeber unbedingt eine Vier-Tage-Woche einführen müssen, um jüngere Talente unter 30 Jahren zu gewinnen“, stellt der Studienautor klar. „Im Grunde wollen alle Generationen dasselbe. Vor allem kommunikative Faktoren spielen eine entscheidende Rolle.“

Dagegen landen vermeintliche Zugpferde wie der Dienstwagen oder die Option auf ein Sabbatical überraschend weit hinten auf der Prioritätenliste. „Viele Anreize, die in Stellenanzeigen groß herausgestellt werden, sind für Bewerber weniger wichtig als gedacht“, resümiert Veeneman. Ganz am Ende der Beliebtheitsskala findet sich übrigens das kostenlose Obst im Büro – ein Ergebnis, das selbst den Forscher verblüffte: „Dass der Obstkorb so schlecht abschneidet, hätte ich nicht erwartet.“

Bei den Eigenschaften, die Beschäftigte von ihren Vorgesetzten erwarten, zeigt die Studie klare Prioritäten: „Mit deutlichem Abstand steht die Kommunikationsfähigkeit an erster Stelle.“ Gleich dahinter folgt der Wunsch, dass Führungskräfte ihren Mitarbeitern Vertrauen schenken. Auch die Bereitschaft, Aufgaben zu delegieren und die Fähigkeiten der Teammitglieder weiterzuentwickeln, zählen zu den wichtigsten Anforderungen.

Was müssen Führungskräfte bei Vermögensverwaltern im New-Work-Kontext mitbringen? 

Grafik Kompetenzen von Führungskräften
© T. Veeneman

Zwischen Homeoffice und Büropräsenz: Der Mix entscheidet

Ein weiterer Teil der Studie befasste sich mit hybriden Arbeitsmodellen. Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild: Die meisten Befragten gaben an, dass ihnen bei ausschließlicher Fernarbeit der Austausch mit Kollegen fehlen würde. Gleichzeitig bestätigten sie, dass Kunden heute flexible Erreichbarkeit erwarten.

Die klare Mehrheit ist überzeugt, dass die Möglichkeit zum hybriden Arbeiten hilft, Fachkräfte zu gewinnen und im Unternehmen zu halten. Nur ein kleiner Teil der Teilnehmer hatte überhaupt keine Option, von zu Hause aus zu arbeiten. Veenemans Schlussfolgerung: „Vermögensverwalter sollten ihren Mitarbeitern mehr Freiheit bei der Wahl ihrer Büropräsenzzeiten einräumen.“

In den Freitext-Antworten, in denen die Befragten individuell kommentieren konnten, finden sich mit Blick auf flexibles Arbeiten einerseits positive Aspekte, wie: „Das Zeitmanagement ist deutlich einfacher geworden, da sich Kundentermine und mobiles Arbeiten hervorragend ergänzen. Auch private und berufliche Verpflichtungen lassen sich besser unter einen Hut bringen.“ Andererseits gab es auch kritische Stimmen, aus denen der Verdacht spricht, dass Arbeiten im Homeoffice ausgenutzt werden könnte: „Manche Kollegen kümmern sich nun während der Arbeitszeit um ihren Garten und ihre Kinder.“

Als größten Vorteil hybrider Arbeitsformen nannten die Befragten besonders häufig die gewonnene Flexibilität, gefolgt von höherer Mitarbeiterzufriedenheit und einer besseren Work-Life-Balance.

Technische Hürden überwinden

Als Hindernisse für hybrides Arbeiten wurden vor allem IT-Sicherheitsbedenken und Datenschutzfragen genannt. Ein Teilnehmer betonte: „Es ist daher entscheidend, klare Richtlinien und Vereinbarungen für hybride Arbeitsmodelle zu entwickeln, die sowohl den Bedürfnissen der Mitarbeitenden als auch den Anforderungen des Unternehmens gerecht werden.“

Die Untersuchung zeigt, dass die meisten unabhängigen Vermögensverwalter ihren Mitarbeitern grundlegende technische Ausstattung wie Laptops, Headsets und Smartphones, oft auch Material darüber hinaus, für flexibles Arbeiten zur Verfügung stellen.

Das stellen unabhängige Vermögensverwalter fürs mobile Arbeiten zur Verfügung 

Grafik Ausstattung für mobiles Arbeiten
© T. Veeneman

 

Über die Studie

Die Erhebung erfolgte über einen Online-Fragebogen im Zeitraum 1. Juli bis 12. August 2024. Von 270 begonnenen Umfragen wurden 188 vollständig ausgefüllt. Der Fragebogen umfasste fünf Hauptbereiche: demografische Daten, New Work im Unternehmen, Mensch und Arbeit, Arbeitsformen und Arbeitsort sowie digitale Kompetenz und Technik.

Rund drei Viertel der Teilnehmer waren männlich – was die Geschlechterstruktur der Branche widerspiegelt – und gehörten hauptsächlich zur Generation X (42-56 Jahre). Die meisten verfügten über einen akademischen Abschluss, in der Regel Bachelor oder Master. Regional dominierten Vermögensverwalter aus Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen.

Fazit

„Die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter ist keineswegs nur von Traditionalisten geprägt. Insgesamt sehen wir bereits eine gute Umsetzungsquote beim Thema New Work“, zieht Veeneman ein positives Fazit. „Zeitliche und räumliche Flexibilität werden in den meisten Unternehmen schon praktiziert. Nur bei etwa 10 Prozent der Firmen spielen New-Work-Modelle überhaupt keine Rolle.“

Für die Zukunft sieht er gute Chancen, durch attraktive Arbeitsmodelle Fachkräfte aus anderen Bereichen zu gewinnen: „Es geht nicht darum, dass sich Vermögensverwalter gegenseitig Mitarbeiter abwerben, sondern die Tätigkeit für Interessenten aus dem Kosmos der Banken attraktiver zu machen.“

Konkret empfiehlt Veeneman den Vermögensverwaltern, ihren Mitarbeitern eine ausgewogene Kombination aus Büro- und Fernarbeit zu ermöglichen. Gleichzeitig sollten Unternehmen klare Vereinbarungen festlegen, um keine Ungerechtigkeiten zu schaffen. „Auch gefühlte Benachteiligungen müssen vermieden werden“, betont er und nennt als Beispiel Situationen, in denen ein Mitarbeiter nur einen Tag im Homeoffice arbeiten darf, während ein Kollege drei Tage von zu Hause aus tätig sein kann. Nicht zuletzt müsse auch die IT-Struktur so ausgerichtet sein, dass sie moderne Arbeitskonzepte optimal unterstützt.

Der Studienautor unterstreicht abschließend den übergeordneten Nutzen von New-Work-Modellen: „Bei New Work denkt man zunächst vor allem an zufriedenere Mitarbeiter. Doch letztlich arbeiten Unternehmen dadurch auch produktiver und erzielen bessere Gesamtergebnisse.“

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