9 Vermögensverwalter schätzen ein Wie viel Nachhaltigkeit steckt in nachhaltigen ETFs?
„Anleger können Kriterien kaum erkennen“
Frank Wieser, PMP Vermögensmanagement:
„Der Effekt nachhaltiger ETFs ist deutlich geringer als bei 'echten', also aktiv gemanagten Fonds. Denn dort werden lediglich die nachhaltigsten Unternehmen aus einem Index ausgesucht. Eine permanente Überprüfung fehlt. Ein nachhaltiges Unternehmen, das durch Umweltsünden auffällt, würde erst einmal im Index und damit im ETF bleiben. Ein aktiv gemanagter Fonds dagegen würde ihn sofort verkaufen. Anleger können kaum erkennen, wie und nach welchen Kriterien ETFs Nachhaltigkeit implementieren. Nimmt man beispielsweise die Daten von MSCI oder von Oekom? Wie kommen die Daten zustande? Gehen Datenanbieter nach einem Best-in-class-Prinzip oder nach Ausschlussverfahren vor – und wie wird dann der ETF gebaut? Für den normalen Anleger ist das kaum nachvollziehbar, er muss den Produktanbietern trauen.
Greenwashing bei ETFs ist schwer zu erkennen. Allerdings kann man sich verschiedene ETF-Anbieter anschauen und prüfen, wie diese bislang mit „Problemtiteln“ umgegangen sind. Wurde mal eine Wirecard in den ETF gekauft und – wenn das erfolgt sein sollte – wie schnell wurde der Titel wieder verkauft? Gerade aktiv gemanagte Fonds haben ganz andere Möglichkeiten als ETFs. Einige Anbieter lassen ihre Titelliste noch einmal von einem externen Beirat prüfen. Der Fondsmanager sucht die nachhaltigsten Titel aus, macht aber eine zusätzliche „Prüfschleife“ über externe Experten. Wichtig ist, dass die Prüfinstanz wirklich unabhängig ist, sonst kann es Interessenkonflikte geben.“