Barbara Bocks
15.01.2024

ETFs kaufen zum Investmentstart Wie viele ETFs brauche ich eigentlich?

Frau sagt in Sprechblase „What on earth am I going to do?“ - übersetzt
Frau sagt in Sprechblase „What on earth am I going to do?“ - übersetzt: „Was in aller Welt soll ich nur tun?“: Viele Anleger:innen überschätzen meist zu Beginn, wie viele ETFs sie im Depot halten sollten. 3 ETFs reichen für den Start aus.
© Imago Images / Ikon Images

Ende des Jahres 2023 kam es zu einer richtigen Kursrally beim deutschen Leitindex, dem Dax. Am 14. Dezember 2023 knackte der Index zum ersten Mal kurzzeitig die 17.000er Marke. Und am 4. Januar steht er morgens immer noch bei knapp 16.686 Zählern. 

Könnte also ein guter Einstiegszeitpunkt sein, wenn du bei der weiteren Rekordjagd des Dax und amerikanischen Börsenindizes wie dem S&P 500 in diesem Jahr dabei sein willst. Manchen Investoren sind diese Rekordstände allerdings ein Dorn im Auge. Sie warten lieber auf günstigere Einstiegskurse.

Wenn du genauer erfahren willst, woran du einen guten Einstiegszeitpunkt erkennst, kannst du das hier nachlesen.

Einstiegszeitpunkt hin oder her; zu Beginn des Investierens herrscht unter vielen Einsteigern oftmals der Irrglaube, unbedingt in zehn bis 15 ETFs investieren zu müssen, um eine gute Diversifikation zu erlangen.

Kannst du machen, ist aber nicht nötig.

Und es gibt auch sowieso nicht DIE eine ideale Zahl an ETF-Investments für jedes Depot.

Woran das liegt?

Jede Person, die am Kapitalmarkt in ETFs oder andere Finanzprodukte investiert:

  • hat unterschiedlich lang Zeit, auf die Erträge zu warten, also einen anderen Anlagehorizont
  • andere Anlageziele wie die eigene Altersvorsorge aufzubessern, einen Urlaub oder eine Weiterbildung zu finanzieren
  • und vor allem eine unterschiedliche Risikotoleranz.

Daher solltest du dir über diese drei Punkte vor dem Start deiner ETF-Auswahl erst einmal klar werden.

Für den Start rät Finanzexpertin Anke Pauli: „Dadurch, dass viele Indizes bereits eine Vielzahl von Ländern, Regionen und Branchen abdecken, reichen in der Regel zwei bis drei ETFs aus."

 

So ähnlich formuliert es auch der von Mira Murati programmierte Chatbot Chat GPT: „Ein guter Ausgangspunkt könnte darin bestehen, in drei bis fünf ETFs zu investieren, die verschiedene Anlageklassen abdecken und Ihren Anlagezielen entsprechen.“

Und weiter: „Wenn Sie mehr Erfahrung und Kenntnisse im Bereich ETFs haben, können Sie Ihre Portfoliozusammensetzung entsprechend anpassen.“

ETF-Depot: 70 Prozent Industrieländer und 30 Prozent Schwellenländer

Es ist letztlich weniger entscheidend, wie viele ETFs du für dein Depot auswählst.

Es ist viel wichtiger, dass du mit deiner ETF-Auswahl möglichst viele Firmen aus unterschiedlichen Ländern abdeckst, dein Portfolio also diversifizierst.

Eine Regel, die viele Expert:innen Anleger:innen raten, ist dein Depot zu 70 Prozent aus Industrieländern und 30 Prozent aus Schwellenländern zusammenzustellen.

In wie viele Firmen sollte ich denn dann investieren?

Am besten solltest du in möglichst viele Firmen aus unterschiedlichen Branchen und Ländern investieren.

Am einfachsten geht das, gerade am Anfang, wenn du breit gestreute Indizes auswählst, sogenannte Welt-ETFs. Diese investieren in Firmen auf der ganzen Welt.

Mit einem Investment in den bekannten MSCI-World-Aktienindex investierst du beispielsweise in knapp 1.500 Firmen. Diese Firmen decken 85 Prozent der Marktkapitalisierung aus 23 Industrienationen ab. 

 

Der Vorteil davon: Du bekommst eine Auswahl an Aktien der größten Firmen weltweit. Die Unternehmen mit der größten Marktkapitalisierung haben dabei den größten Anteil am Index.

ETFs auf den MSCI-World enthalten vor allem Firmen aus den USA

Aber Vorsicht: Im MSCI World dominieren amerikanische Tech-Unternehmen mit einem Anteil von aktuell knapp 70 Prozent.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die zehn größten Firmen im MSCI World ihren Sitz in den USA haben.

Die drei größten sind Stand Ende November 2023 die US-Tech-Firmen Apple, Microsoft und Amazon mit einem Anteil von knapp 5,2 Prozent beziehungsweise 4,6 und 2,3 Prozent.

Auf den Plätzen zwei und drei folgen Japan und Großbritannien mit nur noch 6 und 4 Prozent. 

Wer es sonst noch in die Top 10 des MSCI-World-Indexes geschafft hat und wie hoch deren Anteil am Index war, erfährst du in der Tabelle.

MSCI World: Die Top-10-Firmen und ihr Anteil am Index in der Übersicht

Unternehmen

Anteil am MSCI World in Prozent

Branche

Apple

5,18

Informationstechnologie

Microsoft

4,64

Informationstechnologie

Amazon

2,34

E-Commerce

Nvidia

2,00

Informationstechnologie

Alphabet A

1,37

Kommunikationsdienstleistungen

Meta Platforms A

1,26

Kommunikationsdienstleistungen

Alphabet C

1,23

Kommunikationsdienstleistungen

Tesla

1,19

Elektromobilität

United Health Group

0,86

Pharmabranche

Lilly (Eli) & Company

0,83

Pharmabranche

Quelle: MSCI-Factsheet, 30. November 2023

Neben dem MSCI World gibt es auch noch den Index MSCI Emerging Markets. Dieser legt seinen Fokus auf Schwellenländer wie Indien und Brasilien.

Die Bezeichnung MSCI Emerging Markets ist etwas irreführend.

Chinesische Unternehmen sind beispielsweise der größte Bestandteil des MSCI Emerging Markets. Das Reich der Mitte mit seiner riesigen Wirtschaftskraft würden viele intuitiv wohl nicht als Schwellenland bezeichnen.

ETFs auf den MSCI ACWI umfassen 2.900 Unternehmen

Breiter aufgestellt als der MSCI World und MSCI Emerging Markets, ist der Index MSCI ACWI, kurz für All-Countries-World-Index.

Der MSCI ACWI Index ist quasi eine Mischung aus dem MSCI Emerging Markets und MSCI World. Er enthält knapp 2.900 Firmen aus 23 Industrienationen und 24 Schwellenländern.

 

Auch im MSCI ACWI dominieren amerikanische Firmen. 60 Prozent der Unternehmen des MSCI ACWI sitzen beispielsweise in den USA, 5,5 Prozent in Japan und 3,8 Prozent in England.

Der L&G Gerd Kommer Multifactor ETF, der im Juni 2023 gestartet wurde, hat ebenfalls einen weltweiten Fokus. ETF-Experte Kommer kombiniert in dem Produkt große und kleine Unternehmen. Er berücksichtigt bei der Ländergewichtung anders als der MSCI World neben der Marktkapitalisierung auch die Wirtschaftsleistung und gewichtet diese. Weitere Unterschiede zum MSCI World sind, dass die USA einen Anteil unter 50 Prozent haben und keine Aktie mehr als 1 Prozent des Portfolios ausmacht.

„Den ETF haben wir als Ein-ETF-Lösung für den risikobehafteten Portfolioteil des Weltportfolio-Konzepts von Gerd Kommer oder generell als eine Ein-ETF-Lösung für ein breit diversifiziertes globales Aktieninvestment entwickelt“, erklärt ETF-Experte Gerd Kommer im Interview.

Seit dem Start hat der ETF bisher nur eine Performance von -0,35 Prozent bei laufenden Kosten in Höhe von 0,50 Prozent. Zwischen 1975 und 2022 hat der MSCI World im Durchschnitt eine jährliche Rendite von 9,2 Prozent erzielt. Der Vergleich hinkt aber etwas, da ein Halbjahreszeitraum nur bedingt aussagekräftig für einen neuen ETF ist. 

ETF-Musterdepots als Inspiration

Als Idee für deine eigene Depotzusammenstellung kannst du dir auch einmal unsere Musterdepotvorschläge für ängstliche Anleger:innen, für Normalos und für Zocker anschauen. Sven Stoll, unser Fondsprofi aus der Redaktion, hat diese zusammengestellt.

5 ETFs zur Auswahl: ein Musterdepot für Vorsichtige

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Bist du jemand, der allein schon vom Begriff Aktien graue Haare bekommt? Dann könnte Svens Musterdepot für vorsichtige Einsteiger:innen eine Inspiration für dich sein.

Vollständig auf Aktien zu verzichten, ist zwar auch für vorsichtige Anleger:innen oder ältere Personen nicht empfehlenswert. Aber Sven hat den Aktienanteil in diesem Musterdepot deutlich reduziert. Die Depotbausteine sind eher defensiv. 

Neben Wandelanleihen sind beispielsweise auch Schuldtitel mit Inflationsschutz, defensive Aktien oder Dividendenaktien, deren Kurse in der Regel weniger stark schwanken, dabei.

 

3 ETFs zur Auswahl: Ein Musterdepot für Normalos

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Du würdest dich weder ein Zocker, noch sehr vorsichtig? Dann könnte dich das "Normalo"-Musterdepot inspirieren.

Als Basis für den Vermögensaufbau hat unser Redakteur Sven Stoll drei breit gestreute Indexfonds ausgewählt. Die Anleihen und Rohstoffe, die zusätzlich in dem Depot drin sind, sollen das Anlagerisiko senken.

Das sind die drei ausgewählten ETFs mit ihrer ISIN und ihrem prozentualen Anteil in Klammern:

  1. SPDR ACWI IMI UCITS ETF (IE00B3YLTY66, 70 Prozent)
  2. iShares High Yield Corp Bond UCITS ETF USD (IE00BYXYYL56, 15 Prozent)
  3. L&G Multi-Strategy Enhanced Commodities UCITS ETF (IE00BFXR6159, 15 Prozent)

 

5 ETFs zur Auswahl: Ein Musterdepot für Zocker:innen

FR0010361683,IE00B1XNHC34,IE00BM67HK77,IE00BQXKVQ19,LU1079841273

Ein Depot mit niedrigem bis mittlerem Risiko ist dir zu langweilig? Dann könnte dich das dritte Musterdepot inspirieren.

Diese fünf ETFs hat unser Fondsprofi Sven ausgewählt, mit ISIN und Anteil in Klammern:

Aber Vorsicht: Dieses fortgeschrittene Depot für risikofreudigere Anleger erfordert etwas mehr Aufwand. Denn bei Branchen- und Themeninvestments musst du regelmäßig die Gewinne abschöpfen.

Detaillierte Informationen zu den Musterdepots und weitere Tipps zu ETFs findest du auch hier.

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