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Sutor-Bank-Experte im Interview Wieso stellt Ihre Bank jetzt Krypto-Geldautomaten auf, Herr Giesen?

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Aber identifizieren müssen sich Kunden auch bei kleinen Summen?

Giesen: Ja, das gilt selbst für 50 Euro, den niedrigsten Betrag.

Kann man den Betrag auch per EC-Karte von einem Konto abbuchen lassen?

Giesen: Nein, im Moment funktionieren die Automaten nur mit Bargeld.

Was müssen Kunden steuerlich beachten?

Giesen: Der Kunde muss am Ende des Jahres angeben, was er an Kryptos gekauft und verkauft hat. Und wie viel Gewinn er damit gemacht hat. Er bekommt von uns per E-Mail eine Abrechnung, die das belegt.

Lässt sich – andersherum – auch Kryptogeld in Bargeld verwandeln, und der Automat zahlt es aus?

Giesen: In der ersten Stufe funktioniert es nur in die eine Richtung, in der nächsten ist es aber auch andersherum geplant. Das ist geldwäscherechtlich allerdings schwieriger zu behandeln.

A propos Geldwäsche: Mit Blick auf den Krypto-Handel wird oft ins Feld geführt, dass er Geldwäschern Tür und Tor öffnet. Wie wollen Sie das verhindern?

Giesen: Wir haben von jedem Kunden Legitimierungsdaten. Jeder Kunde gibt außerdem die Adresse seiner Wallet an, also seiner persönlichen Krypto-Geldbörse. Wer den Automaten nutzt, wird fotografiert. Bevor wir das Geschäft durchführen, ermitteln wir für jede Wallet außerdem einen Risiko-Score. Wenn der eine bestimmte Schwelle überschreitet, bekommt der Kunde die Kryptos nicht geschickt, dann wird der Prozess abgebrochen. Und wir kontrollieren, was mit den Bitcoin nach dem Kauf geschieht.

Wie können Sie das feststellen?

Giesen: Wir setzen eine sogenannte Know-your-Transaction-Software ein. Damit sehen wir nach, was mit dieser Wallet vorher schon passiert ist, ob die Adresse in irgendeiner Weise inkriminiert ist. Weil sie etwa Bitcoin von dubiosen Destinationen erhalten oder dorthin gesendet hat. 

An Kryptowährungen wird doch gerade gerühmt, dass der Handel so anonymisiert funktioniert.

Giesen: Blockchain-Operationen sind nicht anonym, sondern pseudonym. Das bedeutet, man weiß nicht, welche Person dahintersteht, aber Sie können jeden Bitcoin oder auch jeden Bruchteil davon, von seinem Ursprung bis zu seinem jetzigen Ort zurückverfolgen. Wenn wir es wollten, könnten wir die Software so einstellen, dass sie beliebig lange die Bitcoins weiterverfolgt. Jede Transaktion bedeutet einen sogenannten Hop. Wir können zum Beispiel sagen, dass wir alle Bitcoins, die wir verkauft haben, drei Hops weiterverfolgen wollen, um gewisse Muster zu erkennen. So sehen wir: Landen sie nach zwei Hops zum Beispiel im Darknet? Dann können wir den Kunden, der die Bitcoin am Automaten gekauft hat, sperren und den Verdachtsfall entsprechend melden.

Aber woran erkennen Sie verdächtige Adressen?

Giesen: Das kann man aus gewissen Verhaltensmustern sehen. Sie können nicht sehen, wer hinter einer Wallet steht, aber Sie können sehen, wie er oder sie sich verhält. Es gibt sogenannte Mixer oder Tumbler. Das sind Wallets, die versuchen, Spuren zu verwischen. Sie wollen verschleiern, wo ein Bitcoin herkommt. Wenn ein Wallet sich nur wenige Hops von einem Verwischer-Element befindet, erhält es einen hohen Risikoscore und wird gesperrt.   Wenn ein Kunde ein solche Wallet als Empfangsadresse angibt, würde die Transaktion und der Kunde blockiert. Sendet er Kryptowerte nach einem Kauf dorthin, kann diese Transaktion zwar nicht verhindert werden, aber der Kunde würde dann gesperrt, so dass er keine weiteren Bitcoin oder Ether kaufen und versenden kann.

Welche Währungen kann man an Ihren Automaten kaufen?

Giesen: Vorläufig nur Bitcoin und Ether. Ich kann mir vorstellen, dass noch ein oder zwei weitere hinzukommen. Aktuell entfallen allerdings geschätzte 80 Prozent aller Krypto-Transaktionen auf Bitcoin.


Über den Interviewten:
Hartmut Giesen ist bei der Sutor Bank für digitale Geschäftsmodelle zuständig. Zu seinen Aufgaben gehören die Geschäftsentwicklung im Bereich Fintech, Krypto & Blockchain, der Auf- und Ausbau der Sutor-Banking-Plattform und die Betreuung interner Digitalisierungsprojekte.

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