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Robert Halver zur Notenbank-Politik Das Inflations-Monster ist los

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Und die Rohstoffpreise? Förderkürzungen der Opec verbreiten keine schlimmen Inflationsängste mehr wie in den 70er Jahren. Ihnen wird durch Förderausweitungen bei Fracking-Öl entgegengewirkt. Ohne Zweifel sind die Rohstoffpreise im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen. Aber wenn die Weltwirtschaft erst einmal genügend Rohstoffe gebunkert hat, werden sich der Preisauftrieb und ebenso die Inflationserwartungen ab Herbst auch wieder beruhigen. 

Grafik 1: Rohstoffindex in Euro im Vorjahresvergleich und Inflationserwartungen

Dafür spricht auch der Konsumhunger, der irgendwann auch wieder gesättigt ist. So wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, scheint also auch das zwischenzeitliche Strohfeuer der Inflation keinen Einsatz der geldpolitischen Feuerwehr nötig zu machen.

Die Geldpolitik denkt, aber die Politik lenkt

Offensichtlich erzeugt das I-Wort bei Notenbanken also kein Igitt-Gefühl mehr. Dennoch muss man sich fragen, warum die EZB ihren traditionellen Stabilitätsauftrag, Inflation schon beim kleinsten Auftauchen präventiv zu bekämpfen, aufgibt und sie selbst bei ihrem Erscheinen nicht reagiert. 

Die Antwort ist ganz einfach: Sie gibt dem Druck der Politik nach.

Auf dem Papier ist sie zwar unabhängig. Aber wer ernennt denn die Notenbanker? Richtig, die Politik. Und warum sollten ausgabefreudige Regierungen die Geldquelle mit Stabilitätsaposteln besetzen, die den Wasserhahn lieber nach rechts als nach links drehen? Haben sich meine Katzen jemals für Futterrationierung ausgesprochen? 

Die Angst der Politiker ist riesengroß, dass das Konjunkturfeuer nur ein Scheunenbrand, aber nicht selbsttragend ist. Daher will man das Aufputschmittel des billigen und vielen Geldes möglichst lange verabreichen. Harte Stabilitätspolitik wird heutzutage als Risiko für den Euro-Frieden betrachtet, das im Extremfall zu einer finalen Eurosklerose führt. Daher soll die EZB lieber weiter als Friedensengel auftreten, der großzügige Geldgeschenke finanziert.  

Ohnehin muss das europäische Haus kernsaniert werden. Der Keller ist feucht, der Putz bröckelt von den Wänden und das Dach ist undicht. Europas miese Standortqualitäten müssen beseitigt werden. Und Digitalisierung und grüner Umbau kosten viel Geld, das kein EU-Land hat. Überhaupt, da Wettbewerbsfähigkeit auch in Amerika von der Fed finanziert wird, verlangen europäische Politiker geldpolitische Waffengleichheit. 

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