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Windkraft: Zu viel Strom im Norden, zu wenig im Süden

23.030 Windenergieanlagen stehen in Deutschland. Vor allem im Norden und Osten liefern sie große Mengen Energie. Der Anteil der Stromeinspeisung aus Windenergie ist auf heute 45 Terawatt pro Stunde angestiegen – mehr als acht Prozent des deutschen Bruttoverbrauchs.

Das Potential ist da


Es könnte noch viel mehr sein. Würden 2 Prozent der deutschen Landfläche für Windenergie genutzt, ließen sich damit rund 65 Prozent des Stromverbrauchs decken, ergibt eine Studie des Bundesverbands Windenergie.

Besonderes Potenzial bescheinigt er dabei auch Ländern, die bislang noch wenig im Fokus von Investoren standen und über eine entsprechend geringe Anzahl von Windkraftanlagen verfügen (siehe Grafik).



So ist der Studie zufolge Bayern, wo mit derzeit 554 Anlagen nur rund ein Zehntel so viele Windräder wie in Niedersachsen stehen, einer der attraktivsten Binnenstandorte Deutschlands. Aufgrund der Größe des Landes bietet Bayern die größten nutzbaren Flächen für Windenergie und das mit 41 Gigawatt größte Energiepotenzial aller Bundesländer.

„Dieses Flächenpotenzial kann Bayern aufgrund seiner günstigen klimatischen Bedingungen gut umsetzen“, weiß Ingo  Grabowsky, Vertriebsdirektor der Regensburger Lacuna AG. „So herrschen laut bayerischem Windatlas in der Region Hof durchschnittliche Windgeschwindigkeiten von 4,0 bis 7,5 Meter in der Sekunde.“ Das sei zwar weniger als an den norddeutschen Küsten, aber auch nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes ausreichend für den wirtschaftlichen Betrieb von Windkraftanlagen.

Für einen Ausbau der Windenergie fernab der Küsten spricht aber nicht nur das Wind- und Flächenpotenzial. Ebenso entscheidend ist die lokale Versorgung der Industrieregionen in Bayern und Baden-Württemberg. Denn der Ausbau leistungsfähiger Stromnetze, vor allem der dreier Trassen von Nord nach Süd, ist ins Stocken geraten.

Grabowsky: „Von den geplanten 2800 Kilometern Höchstspannungsleitungen wurden erst 214 Kilometer gebaut, nur 11 davon sind in Betrieb.“ Weil das Netz fehlt, kann der von Windanlagen im Norden und Osten produzierte Strom nicht dahin transportiert werden, wo er gebraucht würde.

Stattdessen werden Windparks in windreichen Zeiten immer häufiger abgeschaltet: Die Windräder stehen still, weil kein Netz zur Verfügung steht. Rund 400 Gigawattstunden Strom gingen einer Studie des Beratungsunternehmens Ecofys zufolge 2011 verloren. Etwa 116.000 Haushalte hätten mit dem nicht eingespeisten Strom für ein Jahr mit Energie versorgt werden können.

Dezentraler Ausbau ist gefragt

Ein zügiger Ausbau ist wegen hoher Kosten und Protesten von Bürgern indes unwahrscheinlich. „Eine Möglichkeit zur Kostensenkung sehen Experten im dezentralen Ausbau erneuerbarer Energien, um so die Kapazitäten vor Ort zu erhöhen und den Bedarf nach Fernübertragung zu reduzieren“, so Grabowsky.

In Bayern hat dies bereits begonnen. Mit einem Zubau von 188 Megawatt aus 76 Anlagen kommt das Bundesland 2012 immerhin auf den sechsten Platz und knapp 8 Prozent der gesamten neu installierten Leistung. Einen nicht geringen Anteil daran hat ein Projekt in der Region des fränkischen Hof, das Lacuna bis 2014 zum größten zusammenhängenden Windpark Bayerns ausbauen will.

In fünf Teilabschnitten sollen 24 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von über 60 Megawatt entstehen. Ein eigenes Umspannwerk sorgt für die Einspeisung des produzierten Stroms. „Bereits seit Januar 2012 produzieren die als Private Placements konzipierten Anlagen von Trogen 1 erneuerbaren Strom“, erklärt Grabowsky.

Mittlerweile ist auch der zweite Abschnitt, der Lacuna Windpark Feilitzsch, mit vier Windrädern in Betrieb; das dritte Projekt, Trogen 2, soll im Herbst ans Netz gehen. An beiden können sich Anleger beteiligen, wobei sich der Lacuna Windpark Trogen 2 als Bürgerwindpark vor allem an regionale Anleger richtet. Die Fonds sollen 20 Jahre laufen.

Bei allen Windparks setzt Lacuna auf die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vorgesehene Möglichkeit der Direktvermarktung: Fällt der am freien Markt gezahlte Strompreis höher aus als die EEG-Vergütung, kann der Strom zum höheren Preis veräußert werden. Bei einem niedrigeren Strompreis darf der Betreiber in den EEG-Tarif zurückkehren.

Zusätzliche Ertragsquellen

Dass Direktvermarktung einen deutlichen Mehrwert bieten kann, zeigt der bereits seit gut einem Jahr ans Netz angeschlossenen Windpark Trogen 1: Die Erlöse der Anlage lagen 2012 etwa 5 Prozent über dem EEG-Tarif. In der Ertragsprognose werden diese höheren Erträge jedoch nicht berücksichtigt.

Grabowsky: „Unser Anliegen war es, Investoren eine konservative Kalkulation auf Basis der Mindesteinnahmen des im EEG für 20 Jahre festgesetzten Einspeisetarifs zu bieten, sodass zusätzliche Ertragsquellen als das wahrgenommen werden, was sie sind – eine Chance, die Rendite zu erhöhen.“

Eine weitere Chance, Rentabilität mit Nachhaltigkeit zu verbinden, können Anleger in Kürze wahrnehmen: Derzeit bereitet Lacuna das Beteiligungsangebot für das vierte Projekt des fränkischen Windparks vor. Der Vertriebsstart ist noch im Frühjahr geplant.

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