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Aktualisiert am 12.05.2009 - 14:47 Uhrin Alternative InvestmentsLesedauer: 5 Minuten

Wipfelstürmer – Emissionshäuser entdecken Holzinvestments

Wipfelstürmer – Emissionshäuser entdecken Holzinvestments
„Wenn’s einfach wäre, hätte ich keinen Job“, überschreibt Jack Lutz den zweiten Teil seiner Auswertung der Korrelationen von Waldinvestments mit der Inflation. Der Forst-Ökonom von der amerikanischen Forest Research Group versucht festzustellen, ob die relativ hohe positive Korrelation von Waldrendite und Inflation nur zufällig ist – beide liefern seit Jahrzehnten fast jedes Jahr Werte im Plusbereich – oder ob es Ursache und Wirkung gibt. Und die scheint es tatsächlich zu geben, denn jeweils ein Jahr nachdem Forstinvestments Plus- und Minus-Rekorde feierten, gab es Inflations-Hochs und -Tiefs. Lutz Erklärung: Die Waldrendite hängt stark von den Holzpreisen ab, und wenn die steigen, bleibt auch die Inflation davon nicht unberührt. Doch wie gesagt, so einfach ist es nicht. Denn die Rendite von Waldanlagen ist nicht wirklich zu messen. „Der beste verfügbare Indikator ist der NCREIF Timberland Index“, so Lutz. Er spiegele jedoch nur einen kleinen Teil des US-Marktes wider und beruhe zudem auf quartalsweisen Schätzungen. Lutz kommt nach eingehender Analyse zum Schluss, dass Anleger mit Forstinvestments ihr Portfolio gegen Inflation absichern können, aber nur, wenn sie geografisch (innerhalb der USA) streuen. Negative und positive Korrelationen Unklarer als der Zusammenhang mit der Inflation bleibt die Abhängigkeit vom Aktien- und Rentenmarkt. Im Zeitraum von 1960 bis 2006 bewegten sich Aktien und Renten leicht gegensätzlich zur Waldrendite, im Zeitraum von 1987 bis 2006 waren alle Korrelationen positiv, aber immerhin noch relativ gering. Die Korrelation des Aktienindex S&P 500 zum NCREIF Timberland liegt bei knapp über 0,3. Erst 1,0 würde einen Gleichlauf der Anlagen bedeuten. Holz kann also durchaus als Stabilisator in einem Aktien- Renten-Portfolio wirken. Die genannten Untersuchungen beziehen sich alle auf den US-Markt. Das kommt nicht von ungefähr: Die USA sind der größte Produzent und Verbraucher von Holzprodukten. Und dort gibt es mit 57 Millionen Hektar mit Abstand am meisten Waldflächen, die Investoren erwerben können. Da überrascht es auch nicht, dass einige Emissionshäuser sich für ihre Waldfonds die USA als Investitionsziel ausgesucht haben. Jamestown, KGAL und Deutsche Fonds Holding investieren ausschließlich in Wälder im Süden der Vereinigten Staaten. Die Kölner Jamestown, ein Spezialist für US-Immobilien, hat ihre in Atlanta ansässige Immobilienmannschaft um ein Forst-Team erweitert. Dieses soll für den Timber 1 Waldflächen kaufen und bewirtschaften. Beim Fonds handelt es sich um einen Blindpool: Erst wenn das Geld eingesammelt ist, geht das Team einkaufen. Investiert wird in Mischwälder mit Bäumen unterschiedlicher Altersklassen. Timber 1 ist ein reiner Eigenkapitalfonds. „Es ist wichtig, dass der Fonds keine regelmäßigen Verbindlichkeiten hat. So können wir fällen, wenn der Holzpreis stimmt“, sagt Jamestown-Geschäftsführer Markus Derkum. Ansonsten bleiben die Bäume einfach stehen und wachsen weiter. Je älter der Baum, desto wertvoller ist er. Für teures Möbelholz eignen sich erst Bäume ab 25 Jahren. Junge Bäume und Restholz wie Äste hingegen werden vor allem zur Papierproduktion, aber auch zur Energieerzeugung genutzt. Über 2 Milliarden Menschen, also fast jeder Dritte weltweit, sind auf Holz als Energieträger zum Kochen und Heizen angewiesen. Fonds setzen auf Partner Im Gegensatz zu Jamestowns Eigeninitiative verlassen sich die anderen Fonds lieber auf Partner und investieren indirekt. Der Timberclass 1 vom Münchner Emissionshaus KGAL etwa beteiligt sich am Campbell Opportunity Timber Fund der Campbell Group, die für den Fonds bereits ein Portfolio von 625.000 Hektar Waldflächen in vier Bundesstaaten im Süden der USA gekauft hat. Der 88 Materia Holz- und Waldportfolio, den die Deutsche Fonds Holding zusammen mit Wells Germany aufgelegt hat, kauft Anteile an der amerikanischen Gesellschaft Wells Timberland Reit. Diese soll in zehn Jahren an die Börse gehen und der Fondsgesellschaft so einen Ausstieg ermöglichen. Die Wells Timberland Reit hat bereits 131.000 Hektar Forstflächen in den USA gekauft, weitere sollen hinzukommen. Weitab der USA ist Nordcapital aktiv. Der Waldfonds 1 kauft Wälder in Rumänien, die die dortige Tochter der österreichischen Esterhazy-Gruppe bewirtschaftet. Mehr als ein Viertel Rumäniens ist mit Wald bedeckt. Die Flächen würden aber wenig bewirtschaftet. „Unser Konzept sieht daher vor, eine Infrastruktur aufzubauen und den Wald nachhaltig zu bewirtschaften“, sagt Florian Maack, Geschäftsführer von Nordcapital. Erste Investments sind getätigt. Der freie Vertrieb ist nicht nach Rumänien eingeladen, die Dresdner Bank hat sich den Fonds exklusiv gesichert. Frühstarter im Waldfondsgeschäft war die Deutsche-Bank-Tochter DWS. Deutschlands größte Investmentfondsgesellschaft, die mittlerweile auch Zertifikate emittiert, hat mit dem DWS Access Global Timber Anfang des Jahres den Vorstoß zu den KG-Modellen gewagt. Wie erfolgreich dieser Vorstoß war, behält DWS vorerst für sich. Auf 200 Millionen Dollar basiert die Prognoserechnung im Prospekt, die Hoffnungen liegen jedoch höher: Eine 600-Millionen-Dollar- Tranche hat sich DWS am Phaunos- Timber Fund gesichert. Four Winds Capital managt diesen in Guernsey beheimateten Fonds für institutionelle Investoren, der auch an der Londoner Börse notiert ist, und kauft Wälder und Plantagen weltweit. Auch Aquila Capital war früh dabei. Die Hamburger Investmentboutique hat bereits ihren ersten Waldfonds mit knapp 29 Millionen Dollar Eigenkapital geschlossen. Der zweite Privatanleger- Fonds, der Waldinvest III, soll aber erst starten, wenn der erste voll investiert ist. Und das geht im Zielland Brasilien gar nicht so fix. Die Prüfung der Flächen, die Due Diligence, muss noch etwas genauer sein als in den USA. Denn in Brasilien ist nicht immer klar, wem das Land gehört, und die Landbetrüger, die Grileiros, lauern überall. Verzögert hat Aquilas Investments jedoch nicht die Land-Mafia, sondern die Regierung, die sich Zeit lässt, die Ernterechte festzulegen. Forstinvestments sind nicht risikofrei. Das zeigen schon die meist vagen Renditeprognosen der Emissionshäuser, die nicht nur die laufenden Einnahmen, sondern auch mögliche Verkaufspreise der Flächen enthalten. Für Anleger, die Wert auf regelmäßige Ausschüttungen legen, sind die Fonds definitiv nichts. Auch sollten sie nur einen kleinen Teil der Gesamtportfolios ausmachen. Nur als Beimischung Die im Zusammenhang mit Holzinvestments gern genannte Stiftung der USUniversität Yale investiert 25 bis 30 Prozent in Sachwerte, die Inflationsschutz fürs Portfolio bringen sollen. Dazu zählen neben Holz auch Immobilien und Rohstoffe. Zurückhaltender sind große deutsche Vermögensverwalter. Die Bayerische Versorgungskammer will ihrem 45 Milliarden Euro schweren Portfolio nächstes Jahr Holz beimischen – allerdings nur zu einem Prozent. Die ABN-Amro-Tochter DBM Fund Invest wollte ihren Fonds Tectona Grandis eigentlich ab einer kleineren fünfstelligen Einstiegssumme anbieten. Die Mutterbank bekam jedoch Befürchtungen, dass der Fonds auch in Anlegerdepots gelangt, wo er nach ihrer Ansicht nicht hingehört. Konsequenz: Die Teakholz- Plantage in Costa Rica wurde in ein Private Placement umfunktioniert. Mindesteinstiegssumme: rund 350.000 USDollar (Gegenwert des für Private Placements erforderlichen Einsatzes von 200.000 Euro). Eine andere Zielgruppe spricht Querdenker- Chef Leo Pröstler mit seinem Fonds Bauminvest an. Er sucht Investoren, für die der Umweltschutz an erster Stelle steht und direkt dahinter das soziale Engagement. Dafür reichen auch schon 5.000 Euro.

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