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Interview mit dem Schroders-Deutschland-Chef
Alexander Prawitz: „Wir bleiben ein rein aktiver Manager“
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Interview mit dem Schroders-Deutschland-Chef Alexander Prawitz: „Wir bleiben ein rein aktiver Manager“

Alexander Prawitz
Alexander Prawitz: Seit Jahresbeginn hat Schroders Deutschland einen neuen Chef. | Foto: DAS INVESTMENT

DAS INVESTMENT: Herr Prawitz, Sie leiten seit Jahresbeginn das Deutschland-Geschäft von Schroders. Empfinden Sie es als Bürde, diese Aufgabe von einem Vorgänger zu übernehmen, der immerhin 15 Jahre lang am Ruder war?

Alexander Prawitz: Überhaupt nicht. Ich habe Monate vor der Übergabe eng mit Achim Küssner zusammengearbeitet und den Wechsel vorbereitet. Zudem habe ich mich intensiv mit meinen Kollegen ausgetauscht. Deshalb war ich zum Start im Januar gut gerüstet. Ich freue mich über die Aufgabe, es sind spannende Zeiten.

Mit Achim Küssner geht eine lange Ära zu Ende. Gibt es eigene Impulse, die Sie setzen wollen?

Prawitz: Achim Küssner ist einer der wenigen Menschen in der Fondsbranche, die wirklich etwas bewegt haben. In seiner Zeit gab es viele Umbrüche. Trotzdem ist Schroders kontinuierlich gewachsen, es gab nur in zwei Jahren Netto-Mittelabflüsse. Heute sind wir eine der größten Fondsgesellschaften am deutschen Markt. Daran lässt sich gut anknüpfen. Um eigene Impulse zu setzen, ist es noch recht früh. Wenn Sie Mitarbeiter haben, die so gut vernetzt sind und sich im Markt gut auskennen, ist es ja nicht so, dass vorher alles schwarz gemacht wurde, und jetzt machen Sie alles weiß. Es geht eher um Nuancen. Ich glaube aber, egal, wer das Geschäft leitet: Die kommenden zehn Jahre werden deutlich anders werden als die zurückliegenden zehn Jahre.

Wie meinen Sie das?

Prawitz: Die Unterstützung durch die Notenbanken fällt weg. Seit der Finanzkrise 2008 waren die Notenbanken als wichtige Käufer am Markt unterwegs. Anleger waren mit einem einfachen Portfolio aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen noch bis Anfang 2022 im Prinzip sehr gut aufgestellt. In den kommenden Jahren werden die Renditen wohl deutlich geringer ausfallen. Und die Schwankungsbreite nimmt zu. Man kann sagen: Die Beta-Rally ist vorbei. Damit wird die Rolle von aktiven Managern, wie wir es sind, immer wichtiger.

 

Von welchen Anlageklassen versprechen Sie sich in naher bis mittlerer Zukunft am meisten?

Prawitz: Eine Anlageklasse der Wahl wird es für die nächsten drei bis fünf Jahre wohl nicht geben. Man sollte nicht nur Risiken im Portfolio managen, sondern zukünftig auch taktischer bei der Wahl der Anlageklassen vorgehen. Da kann ein aktiver Manager seine Stärken ausspielen.

Seit dem vergangenen Jahr erhöhen viele große Notenbanken weltweit die Zinsen. Ist die Zeit für Renten-Investments zurück?

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Prawitz: Der Bereich Unternehmensanleihen ist aktuell wieder extrem attraktiv. Und auch einige klassische Staatsanleihen sind interessant. Aber Renten sind auch in der Vergangenheit immer ein wichtiger Bestandteil unserer Portfolios gewesen.

In den vergangenen Jahren gab es einen regelrechten Run auf nicht börsennotierte Märkte. Werden die nun unattraktiv, weil es auch anderweitig wieder Zinsen gibt?

Prawitz: Im Negativzinsumfeld haben Anleger auch außerhalb klassischer Vermögenswerte nach Anlageklassen gesucht, die noch Rendite bringen. Allerdings sind Private Assets gerade für Endkunden wegen der Regulatorik nur in bestimmten Hüllen zugänglich. Institutionelle Kunden haben auf dem Gebiet mehr Möglichkeiten. Wenn jetzt Aktien und Anleihen für Anleger wieder attraktiver werden, ist das für Private Assets eine Herausforderung. Insgesamt lässt sich diese Anlageklasse aber nicht mehr vom Markt wegdenken. Sie gehört meiner Ansicht nach in fast jedes Portfolio – bei Endkunden zumindest insoweit, wie sie auch investierbar ist.

Es wird geunkt, dass Private Assets auch deshalb einen Siegeszug erlebt haben, weil Fondsgesellschaften sie mit besonderem Eifer verkauft haben. Denn dort können sie höhere Management-Gebühren verlangen.

Prawitz: Das ist ein fairer Einwand. Allerdings hängt die Gebühr, die man als Fondsgesellschaft von einem Investor nehmen kann, immer von den erwarteten Renditen ab. Die sind bei Private Assets strukturell höher als bei börsengelisteten Investments, und das wird so bleiben. Ich glaube aber, dass sich in Zukunft die Spreu vom Weizen deutlich trennen wird. Denn nicht nur der Regulierer schaut genau hin, sondern auch die Kunden prüfen, was sie mit ihrem Investment erreichen. Bei Private Assets wird es vermutlich eine Konsolidierung am Markt geben.

Immer mehr Investoren interessieren sich für Passivanlagen – auch Privatanleger. Viele klassische Fondsgesellschaften haben reagiert und bieten nun auch Indexfonds und ETFs an. Planen Sie das ebenfalls?

Prawitz: Als das Thema aufkam und wir die vielen Fusionen klassischer Fondsgesellschaften mit Passiv-Managern gesehen haben, haben wir darüber nachgedacht. Wir haben aber entschieden, da nicht mitzumachen.

Hat Sie das Thema wirklich überhaupt nicht gereizt?

Prawitz: Wir haben uns durchaus den Bereich der aktiven ETFs angeguckt, also die Symbiose zwischen aktivem und passivem Investieren. Aus verschiedensten Gründen haben wir uns aber dagegen entschieden. Wir bleiben ein rein aktiver Manager.

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