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Bildung hilft „Wir brauchen konzertierte Maßnahmen gegen den Klimawandel und soziale Ungleichheit“

Mit Bildung gegen den Klimawandel
Mit Bildung gegen den Klimawandel: Mädchen mit höherem Bildungsniveau heiraten später und bekommen weniger Kinder. Sie tragen damit maßgeblich zu einer Reduzierung des Bevölkerungswachstums und der damit verbundenen Erderwärmung bei. | Foto: Imago Images / ZUMA Wire
Alex Bernhardt, BNP Paribas AM

Der Klimawandel und die Ungleichheit in Bezug auf Geschlecht, ethnische Herkunft, Alter und Fähigkeiten der Menschen auf unserem Planeten sind untrennbar miteinander verbunden. Die Globalisierung hat die Dynamik des Klimawandels sowie der Ungleichheit maßgeblich verstärkt. Der globalisierte Handel hat die Kohlenstoffemissionen, die Abholzung von Wäldern und die Ausbeutung von Ressourcen vorangetrieben, die allesamt stetig zur Verschärfung des Klimawandels beitragen. Zugleich ging in den vergangenen 40 Jahren die Schere bei den Vermögens- und Einkommenskennzahlen immer weiter auseinander – sowohl im globalen Vergleich als auch innerhalb vieler Volkswirtschaften.

Maßnahmen zur Emissionsbekämpfung treffen vor allem sozial Schwache

Die Auswirkungen des Klimawandels treffen die ohnehin Benachteiligten ungleich härter als privilegierte Gruppen der Gesellschaft. Diese Entwicklung führt zu einem negativen Rückkopplungseffekt, wodurch oft die ärmsten Teile der Bevölkerung vom Wirtschaftswachstum ausgeschlossen sind. Milliarden von Menschen verfügen damit nicht über die finanziellen Mittel, um zur Bewältigung der Klimakrise beizutragen.

Als Reaktion auf den Klimawandel haben Regierungen weltweit eine Vielzahl von Maßnahmen zur CO2-Reduzierung erlassen, darunter die Bepreisung von Kohlenstoff, die von vielen Ökonomen als eines der wirksamsten Mittel zur Emissionssenkung gesehen wird. Werden die Maßnahmen jedoch unachtsam umgesetzt, zeigen Systeme zur Bepreisung von Kohlenstoff einen fatalen Fehler: Sie haben negative Auswirkungen auf einkommensschwache Familien oder Einzelpersonen, auch in den entwickelten Märkten. Sie stoßen auch dort nicht selten auf starken Widerstand, wie wir es etwa bei den „gilets jaunes“, den Gelbwesten, in Frankreich erlebt haben. Vor diesem Hintergrund sehen einige Experten die politische Unterstützung für CO2-Steuern in wichtigen Volkswirtschaften in Gefahr.

Als Alternative könnte eine Art Gebühren- und Dividendenpolitik die Wogen glätten, wie sie im Rahmen des US Energy Innovation and Carbon Dividend Act vorgeschlagen wird. Vorgesehen ist dabei eine allmählich ansteigende Kohlenstoffsteuer auf die Emissionen fossiler Brennstoffe, wobei Kohlenstoffdividenden beziehungsweise -rabatte an die Haushalte ausgeschüttet werden. Ein solcher Ansatz könnte den regressiven Charakter ungenau angesetzter Kohlenstoffsteuerinstrumente in gewisser Weise ausgleichen.

Frauen sind der Schlüssel zu einem besseren Klima

Neben dem Abstellen von sozialen Härten können parallel dazu auch Maßnahmen zur Beseitigung sozialer Ungleichheiten CO2-Emissionen nachhaltig senken. Um die ambitionierten weltweiten Klimaziele für 2050 zu erreichen, setzt sich die gemeinnützige Organisation Project Drawdown vehement dafür ein, in die Gesundheit von Frauen und in die Bildung von Mädchen zu investieren. „Bildung von Mädchen wirkt sich nicht nur auf das einzelne Kind aus, sondern auch auf seine Familie und sein soziales Umfeld. Fast überall zeigen Untersuchungen seit den 1980er-Jahren: Frauen mit einem höheren Bildungsniveau heiraten später, bringen weniger und gesündere Kinder zur Welt, leben länger und schaffen mehr wirtschaftlichen Wohlstand“, so Project Drawdown.

Die Vereinten Nationen gehen derzeit davon aus, dass die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 von heute 8 Milliarden auf 9,8 Milliarden Menschen anwachsen wird. Der größte Teil dieses Wachstums entfällt auf die Entwicklungsländer, einschließlich Regionen wie Afrika südlich der Sahara. Im westafrikanischen Mali (20 Millionen Einwohner) beispielsweise bekommen Frauen mit Sekundarschulbildung oder höherem Abschluss im Durchschnitt drei, Frauen ohne Bildung im Durchschnitt sieben Kinder.

Politische Reaktion auf den Klimawandel rechtzeitig einpreisen

BNP Paribas Asset Management unterstützt die Initiative Inevitable Policy Response (IPR). Sie geht davon aus, dass die Märkte trotz der bereits verabschiedeten Maßnahmen noch keine energische politische Reaktion auf den Klimawandel eingepreist haben. Aber genau dieser massive politische Schritt ist letztlich unvermeidlich, denn nur so lassen sich die verhängnisvollen Folgen einer zunehmenden Erderwärmung noch abwenden. Folgt man der unerbittlichen Logik der IPR-Initiative, werden die Regierungen nicht umhinkommen, bald weitaus entschiedener als bisher gegen den Klimawandel vorzugehen. Unterliegen die Anlegerportfolios schon jetzt großen Risiken, wären sie dann einem weiteren beträchtlichen Risiko ausgesetzt. Doch je länger sich diese politische Reaktion verzögert, desto abrupter, chaotischer und disruptiver wird sie über die Aktienmärkte kommen.

Die IPR-Szenarien warnen davor, bei der Ausgestaltung der Klimapolitik den Gesichtspunkt eines gerechten Übergangs für alle außer Acht zu lassen. Doch das historisch hohe Niveau der Ungleichheit in vielen Ländern dürfte sich ganz gewiss in sozialen und politischen Unruhen niederschlagen. Das gilt auch für die USA, wo sich die Einkommens- und Vermögenskluft zwischen den Reichsten und Ärmsten seit den 1980er-Jahren besonders stark ausgeprägt hat. Die Geschichte zeigt: Ungleichheit endet nur durch einen politischen Wandel, dem meist schwere politische Unruhen vorausgehen, und der sich, wo es möglich ist, auch an den Wahlurnen manifestiert. Einer Analyse von Wissenschaftlern der Otto-Friedrich-Universität im bayerischen Bamberg und des Zentrums für angewandte makroökonomische Analyse der Australian National University zufolge ist die Einkommensungleichheit der größte Treiber der Polarisierung.

Ein gemeinsames Konzept für Klimaschutz und soziale Befriedung

Wir müssen also dringend handeln, aber anders als gewohnt. Bisher wurden klimapolitische Maßnahmen nach dem Prinzip „Umwelt zuerst“ konzipiert. Es zeichnet sich jedoch ab, dass der zunehmende soziale Druck einen politischen Wandel herbeiführen wird. Dies liegt auch daran, dass die soziale Ungleichheit greifbarer ist als die ungleichen und akuten Auswirkungen von extremen Wetter- und Klimakatastrophen. Auch die Pandemie, in deren Verlauf sich die Ungleichheit zwischen gesellschaftlichen Gruppen für alle sichtbar verschärft hat, dürfte hierbei eine wichtige Rolle spielen.

Gemeinsam agieren ist das Gebot der Stunde. Initiativen, die den Klimaschutz vorantreiben wollen, sollten sich mit sozialen Bewegungen zusammentun, die sich dem Kampf gegen die Ungleichheit verschrieben haben. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass sich nicht alle politischen Maßnahmen zur Beseitigung sozialer Ungleichheit automatisch positiv auf den Klimaschutz auswirken werden. Eine Anhebung des Mindestlohns verbessert die Einkommensgleichheit für Arbeitnehmer, kann aber gleichzeitig die Emissionen erhöhen, da die Menschen mehr konsumieren.

Dies ist allerdings kein Grund, die Bemühungen um eine Anhebung der Mindestlöhne aufzugeben. Stattdessen könnten Mindestlohnerhöhungen mit umweltpolitischen Maßnahmen gekoppelt werden. So ließen sich negative Umweltauswirkungen des erhöhten Konsums durch die Bepreisung von Kohlenstoff eindämmen.

Dringender Handlungsbedarf für Politik und Investoren

Ein gemeinsamer Maßnahmenkatalog muss her. Die politischen Entscheidungsträger sollten also für ihre ökologischen und sozialen Herausforderungen ein schlüssiges Gesamtkonzept entwickeln. Die beiden Bereiche sind einfach zu eng miteinander verknüpft und zu dringlich, um sie getrennt zu betrachten und anzugehen.

Für Investoren wiederum gilt: In ihren Anlagestrategien sollten sie sowohl Klima- als auch soziale Belange einbeziehen, die derzeit rund um die Welt noch nicht genügend berücksichtigt werden. Anleger sollten außerdem gezielt in Unternehmen investieren, die über ihre Stakeholder zum Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft beitragen oder diesen zumindest verantwortungsvoll angehen.

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