LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 5 Minuten

„Wir erleben in den nächsten Wochen beispiellose Eingriffe in den Markt“

Seite 2 / 2


Womit müssen die Märkte rechnen?

Aus meiner Sicht werden wir in den nächsten Wochen beispiellose Eingriffe in den Markt erleben, vermutlich schon nach den Parlamentswahlen in Frankreich und den Neuwahlen in Griechenland am 17. Juni. Die aktuelle Krise wird der Ende 2008 in nichts nachstehen.

Seitdem aber hat sich das den Regierungen und Zentralbanken zur Verfügung stehende Instrumentarium haushalts- und geldpolitischer Maßnahmen zum Ankurbeln der Wirtschaft nahezu erschöpft.

Vielleicht gelingt es aber doch, mit der Verpflichtung, sich innerhalb von zehn statt bisher fünf Jahren an das „Handbuch für moderne Volkswirtschaften“ zu halten, und mit mehr Haushaltsmitteln aus Deutschland für wachstumsfördernde Maßnahmen so etwas wie Vertrauen an die Aktienmärkte zurückzubringen. Schließlich hatte auch niemand ein langfristiges Refinanzierungsgeschäft (LTRO) für möglich gehalten. Und weitere unorthodoxe Maßnahmen sind nicht ausgeschlossen.

Für die Anleihemärkte beziehungsweise für den Euro sieht die Sache jedoch anders aus. Der Euro wird weiter an Wert verlieren, während die Anleiherenditen mit nachlassender Flucht in Sicherheit wieder steigen werden.

Vergessen wir nicht, dass Aktien in den Portfolios der Anleger inzwischen so gering wie noch nie gewichtet sind, während 10-jährige, auf Euro lautende Bundesanleihen mit 1,4 Prozent rentieren. Um damit einen Kapitalgewinn zu erzielen, muss die Weltwirtschaft schon rasant auf Talfahrt gehen.

Soll man also weiteres Kapital investieren?

Für die Mutigen unter uns ist jetzt möglicherweise der richtige Zeitpunkt, aus der Deckung zu kommen. Denn wählen die Hellenen eine Regierung, mit der die Troika arbeiten kann, und die Staats- und Regierungschefs schmieden einen überzeugenden Plan, dann steht einem Kursfeuerwerk nichts im Wege.

Aber gewählt wird in Griechenland erst im Juni, und die Amerikaner werden vor den Präsidentschaftswahlen am Jahresende von zu radikalen Maßnahmen absehen.

Schlussendlich aber wird man die richtige Lösung finden. Der Euro wird überleben – mit oder ohne Griechen. Am Ende dieser Turbulenzen wird nicht das Auseinanderbrechen der Eurozone stehen, sondern ein vereinteres Europa, das seine Stärken bündelt und einzelnen Mitgliedern, die sich nicht an die Regeln halten, die Mitgliedschaft im Club kündigt.

Um die Folgen des unvermeidlichen Anpassungsprozesses abzufedern, wird man aktivere Maßnahmen für die einzelnen Regionen ersinnen.

Historisch günstig

Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf die Bewertungen: Aktien aus Europa sind heute so günstig wie vor 30 Jahren, so als hätte es die seitdem erzielten unbestreitbaren Fortschritte in den Unternehmen nicht gegeben.

Wir engagieren uns in der Regel bei Firmen, die eine führende Rolle an den Weltmärkten einnehmen und deren Wachstum weniger durch gesamtwirtschaftliche als durch langfristige Faktoren wie die Notwendigkeit, effizient zu wirtschaften, oder durch demografische Entwicklungen vorangetrieben wird.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion