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Anleiheexperte im Interview „Wir halten den US-Häusermarkt für interessant“

Dan Ivascyn, Investment-Chef bei Pimco
Dan Ivascyn, Investment-Chef bei Pimco: „Die meisten unserer immobilienbezogenen Anlagen innerhalb des Anleiheportfolios sind nicht von weiteren Anstiegen der Wohnungspreise abhängig, obwohl diese zweifellos weiter anziehen könnten.“ | Foto: Pimco

Herr Ivascyn, wie sieht der allgemeine Wirtschaftsausblick von Pimco aus?

Dan Ivascyn: Unsere längerfristigen Aussichten sind verhalten. Der Grund sind eine Reihe von Störfaktoren, die wir in unserem jüngsten Ausblick „Eskalierende Marktumbrüche“ erörtern. Dazu zählen die geopolitischen Spannungen – insbesondere zwischen den USA und China –, der Populismus und der technologische Wandel. Die Zentralbanken dürften weniger effektiv darin sein, Wirtschaft und Märkte zu stützen. Das führt zu einer stärkeren Abhängigkeit von den fiskalpolitischen Maßnahmen zur Ankurbelung des Wachstums – und in den USA ist hier der künftige Kurs noch unklar.

In den nächsten fünf Jahren rechnen wir mit geringeren Renditen und erhöhter Volatilität – sowohl an den Anleihe- als auch an den Aktienmärkten. Ein derart herausforderndes Umfeld sollte die Anleger zu einer defensiveren Denkweise anregen.

Wie sehen Sie die kurzfristige Lage?

Ivascyn: Auf kurze Sicht blicken wir vorsichtig optimistisch auf das Wachstum im Laufe des kommenden Jahres. Diese Basiseinschätzung hängt jedoch von einer Eindämmung der Covid-19-Pandemie, dem Zeitpunkt der Impfstoffeinführung und der Verfügbarkeit wirksamer Therapien ab. Sollten die Anstrengungen im ersten Quartal des kommenden Jahres zunehmend Früchte tragen und zusätzliche Hilfsprogramme in angemessenem Umfang beschlossen werden, dürften die USA sich recht kräftig erholen. Gleichwohl wird das Wachstum vermutlich bis Ende 2021 nicht auf die Niveaus von 2019 zurückkehren.

Wie schätzen Sie die weitere Zinsentwicklung ein?

Ivascyn: Die Zinsen sind deutlich gesunken und liegen auf niedrigem Niveau – vor allem in den Industrieländern. Unseres Erachtens wird die Inflation in den nächsten Jahren unter Kontrolle bleiben. Das bedeutet, dass sich die Renditen in einer relativ engen Bandbreite bewegen sollten. In jüngster Zeit haben die Zinsen aufgrund der positiven Nachrichten von der Impfstoffentwicklung leicht angezogen. Nichtsdestotrotz erwarten wir, dass der Anstieg letztlich eher moderat ausfallen wird.

Im Anleiheportfolio bevorzugen wir weiterhin US-Zinspapiere. Am Markt für japanische Staatsanleihen bleiben wir dagegen untergewichtet. Außerdem halten wir ein gewisses Durationsengagement über gezielte Anlagen in Schwellenländern. Im Allgemeinen glauben wir, dass hochwertige Anleihen ihre risikomindernden Eigenschaften beibehalten sollten, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß wie bisher.

Wie beurteilen Sie die Märkte für Unternehmensanleihen unter Berücksichtigung der kräftigen Wertentwicklung aus dem zweiten und dritten Quartal dieses Jahres?

Ivascyn: Die Spreads haben ihre sehr hohen Niveaus von Ende März weit hinter sich gelassen. Dabei kam es in einigen Sektoren zu einer schnelleren Einengung oder Rückkehr zu eher historischen Niveaus als in anderen. Entscheidend sind hierbei ein aktiver Verwaltungsstil, eine strenge Bottom-up-Titelanalyse und eine Diversifikation über diverse Alpha-Quellen und Risikofaktoren hinweg.

Obwohl wir das Portfolio ab Ende März mit einem gewissen Engagement in Unternehmensanleihen verstärkt haben, richten wir uns in letzter Zeit etwas defensiver aus. Wir behalten unsere Positionen in Schlüsselsegmenten des Sektors bei, wobei wir Positionen reduzieren, die wir vor einigen Monaten erworben haben. Das tun wir trotz ihrer positiven Wertentwicklung, da sie derzeit unseres Erachtens ein etwas höheres Risiko in Relation zu ihrem potenziellen künftigen Ertrag bergen.