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Aktualisiert am 01.09.2021 - 15:22 Uhrin FondsLesedauer: 5 Minuten

Blackrock-Fondsmanager Tony Kim „Wir lieben nur die Marktführer“

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Von welchen Investments lassen Sie auf absehbare Zeit die Finger?

Wir neigen dazu, uns von Unternehmen und Branchen fernzuhalten, die nicht wachsen, auf dem absteigenden Ast sind oder hinterherhinken. Während es kurzfristig Möglichkeiten für taktische Positionsänderungen geben kann, halten wir uns grundsätzlich von Unternehmen fern, die mit strukturellen Herausforderungen für das Geschäft zu kämpfen haben. Außerdem schließen wir alle Firmen aus, die in ihren Branchen nicht führend sind.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis Ihres Fonds liegt bei gut 40, weit höher als im Wettbewerbsschnitt und im MSCI World Technology. Sehen Sie darin ein Risiko?

Nein, wir sind generell der Meinung, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis nicht die aussagekräftigste Kennzahl für die Bewertung von Technologiefirmen ist. Es kann innovative Unternehmen geben, die schnell wachsen, dennoch keinen Gewinn machen – ebenso wie Firmen, die Gewinn abwerfen, aber rückläufiges Wachstum erleben. Wir konzentrieren uns auf schnell wachsende Unternehmen, auch in Frühphasen ihrer Entwicklung, in denen sie nicht unbedingt Erträge erzielen.

Wenn man das KGV oder andere traditionelle Kennzahlen verwendet, entsteht aus unserer Sicht sogar erst recht ein großes Risiko. Nämlich die Opportunitätskosten, die anfallen, wenn man sich eben nicht an innovativen, wachstumsstarken Unternehmen beteiligt, die bald dynamische Renditen erzielen können. Dies hängt mit dem zentralen Punkt zusammen, dass wir langfristige Investoren sind. Wir sind bereit, eine lange Laufzeit zu akzeptieren und haben einen großen Zeithorizont; im Gegensatz zu einer eher kurzfristigen Rechnung, bei der wir die Erträge von heute mit denen von morgen vergleichen.

Welche Rolle spielt China und wie fällt Ihr Ausblick aus?

China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und somit ein wichtiger Teil der Technologiebranche. Homogen zeigt sich die Volksrepublik in diesem Bereich aber nicht. So gibt es für einige Branchen ein aussichtsreiches Umfeld, für andere eher Hindernisse. Die großen Consumer-Internet-Unternehmen beispielsweise sehen sich derzeit mit regulatorischem Druck seitens der Regierung konfrontiert, der sie wenig attraktiv erscheinen lässt. In der Zukunft werden wir wohl auch im Reich der Mitte das Entstehen neuer Bereiche sehen, von Bildung bis hin zum Gesundheitswesen, die den inländischen Markt dominieren werden. Davon unabhängig suchen und finden wir in China weiterhin große Chancen als Investoren. Wir arbeiten zwar im Silicon Valley, sind aber global tätig und suchen weltweit nach lukrativen Anlagemöglichkeiten.

Technologietitel haben an der Börse bereits eine lange Erfolgsgeschichte hinter sich. Kann diese so weitergehen?

Technologie ist über 1, 3, 5, 10, 15 und 20 Jahre der Sektor mit der besten Performance im Aktienindex MSCI ACWI. Sein Anteil am S&P 500 stieg in den vergangenen 20 Jahren ebenfalls von rund 20 auf 40 Prozent. Der Sektor ist damit mittlerweile der größte der Welt. Und warum? Wir glauben, dass dies auf die Innovation zurückzuführen ist. Die Tech-Branche war der Motor eines gewaltigen gesellschaftlichen Wandels. Dessen Treiber sind Fortschritt und Disruption. Unsere moderne Gesellschaft stützt sich auf Technologie; ohne diese gäbe es viele Triebkräfte der Wirtschaft gar nicht. Die Frage ist, ob sich das Tempo der Veränderungen in der Welt verlangsamen wird. Wir glauben das nicht. Schließlich haben wir es mit dem größten Wirtschaftssektor zu tun, der durch seine kreative Disruption vielfältiger und dynamischer als alle anderen ist. 

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