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„Wir mögen Indonesien“

Roy Scheepe, Client-Portfoliomanager für asiatische Strategien bei ING Investment Management.
Roy Scheepe, Client-Portfoliomanager für asiatische Strategien bei ING Investment Management.
DAS INVESTMENT: Der Markt für Schwellenländeranleihen in lokaler Währung wächst seit Jahren schneller als der für die Hartwährungen Dollar und Euro. Werden Hartwährungsanleihen bald überflüssig?

Roy Scheepe:
Nein. Sie sind immer der erste Schritt für ein Land, neu als Anleihe- Emittent aufzutreten. Für Anleihen in lokaler Währung gibt es in solchen Fällen noch keine ausländischen Käufer. Außerdem geben die meisten Unternehmen in Schwellenländern ihre Anleihen für ausländische Investoren noch in Hartwährungen aus. Wer Unternehmensanleihen kaufen will, findet die meist nur im Dollar- oder Euro-Segment. Etwa die Hälfte kommt hier von Unternehmen.

Die Renditeniveaus in diesen Währungen sind recht tief.

Scheepe:
Solche Anleihen sind eher Wetten auf Kreditwürdigkeit. Staaten und Unternehmen haben häufig noch Renditeaufschläge von mehreren Hundert Basispunkten gegenüber Staatsanleihen aus den USA oder Deutschland. Sollten sich die Bonitäten verbessern, etwa durch die Wirtschaftslage, werden sich die Renditeaufschläge verringern und die Kurse zumindest relativ besser entwickeln.

Und auf so etwas wettet man mit Anleihen in lokaler Währung nicht?


Scheepe:
Nicht in erster Linie. Hier setzt man auf das erhöhte Zinsniveau in ebenjenem Land und darauf, dass die Währung gegenüber Dollar und Euro aufwertet. Das ist eine eigene Dynamik.

Welche Renditen werfen Hartwährungsanleihen derzeit im Durchschnitt ab?


Scheepe:
Gemessen am Index sind es derzeit 4,1 Prozent aufs Jahr gerechnet. Die Ratings sind in einem zwar volatilen, aber langfristig stetigen Aufwärtstrend. Im Durchschnitt liegen sie schon im Investment- Grade-Bereich.

Und Papiere in lokalen Währungen?


Scheepe:
Da sind es im Schnitt 3 bis 3,5 Prozent.

Müssten die wegen des zusätzlichen Währungsrisikos nicht höher liegen?


Scheepe:
Müssten schon, sie tun es aber nicht. Das zeigt, dass die Länder finanziell in sehr guter Form sind. Regierungen stellen fast 95 Prozent aller Schuldner in diesem Segment.

Viel Anlagegeld kommt nur für kurze Anlagedauer von Investoren aus Industrienationen. Haben Sie keine Angst, dass dieses sogenannte Hot Money plötzlich abfließt und die Kurse einbrechen lässt?

Scheepe: Direkte Angst habe ich nicht. Aber tatsächlich stellt sich die Frage, wie stabil die Zuflüsse sind. Wenn die Schuldenprobleme in Europa und den USA noch weiter anhalten – und das glaube ich durchaus –, sehe ich keine Umkehr des Trends. Sicher könnten spekulative Anleger trotzdem aus irgendeinem Grund einen Ausverkauf provozieren. Das würde aber nichts an den Eigenschaften der Anlage selbst ändern: dass sie ein Depot sinnvoll diversifiziert, und dass die langfristigen Perspektiven sehr gut sind.

Gibt es Länder, die Sie nicht anfassen?

Scheepe:
Ja, wenn sie gar keine vernünftig investierbaren Märkte haben. Zudem haben wir als Investmenthaus die freiwillige Selbstverpflichtung „Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren“ der Vereinten Nationen unterzeichnet.

Nennen Sie einige Portfolio-Highlights?

Scheepe: Von den lokalen Anleihen mögen wir Indonesien. Das Land hat seit der Asienkrise viel gelernt und steht finanziell seitdem deutlich besser da. Es wird gut geführt, ist reich an Rohstoffen, hat aber wirtschaftlich noch enormen Nachholbedarf. Aus Risikosicht ist dagegen Singapur interessant. Es ist ein echtes AAA-Land mit starken Banken und großen Währungsreserven.

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