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Von in InterviewsLesedauer: 8 Minuten
Oliver Brüß
Oliver Brüß: Der Gothaer-Vertriebsvorstand sprach mit DAS INVESTMENT über Prämienerhöhungen in der Kranken- und der Sachversicherung, den Absatz von Fondspolicen und betriebliche Vorsorgekonzepte. | Foto: Gothaer
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DAS INVESTMENT: Welche Produkte werden 2024 an Bedeutung gewinnen? Wo dürfte die Nachfrage in die Höhe schießen und warum?

Oliver Brüß: In der Sachversicherung wird im Firmenkundengeschäft die Nachfrage nach Cyber-Schutz anhalten, da das Risiko von Hackerangriffen auch für KMU weiter steigt. Vor dem Hintergrund des immer größer werdenden Fachkräftemangels erwarte ich für die betriebliche Altersversorgung (bAV) und die betriebliche Krankenversicherung (bKV) weitere Zuwächse. Denn immer mehr Arbeitgeber erkennen, dass die betriebliche Alters- und Gesundheitsvorsorge genauso wie eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit im Kollektiv wirksame Instrumente zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften sind. In der privaten Krankenversicherung rechne ich mit einer weiterhin starken Nachfrage nach Zusatzversicherungen. Denn das Thema Gesundheit ist und bleibt nach meiner Einschätzung ein Wachstumsmarkt.

Die Beiträge in der Kfz-Versicherung sind zuletzt innerhalb eines Jahres im Schnitt um mehr als 14 Prozent gestiegen. Das zeigt eine Auswertung des Geldratgebers Finanztip. Sehen Sie eine weitere Produktkategorie, in der es im kommenden Jahr zu starken Preiserhöhungen kommen könnte?

Brüß: Der GDV geht davon aus, dass aufgrund der stark gestiegenen Leistungsausgaben in der privaten Krankenversicherung (PKV) mit Beitragsanpassungen zu rechnen sei. Die Inflation wird sich nach Einschätzung des Verbandes wahrscheinlich auch auf die Prämienentwicklung in der Sachversicherung auswirken.

Und wie sieht es mit den anderen Sachversicherungen wie privater Haftpflicht, Hausrat-, Rechtsschutz- und Unfallversicherung aus?

Brüß: Die Anpassungen in den genannten Sachversicherungen werden deutlich moderater ausfallen als im Kraftfahrzeugbereich. Aufgrund der steigenden Inflation und der damit verbundenen höheren Kosten im Schadenfall kann eine Beitragsanpassung in den nächsten Jahren jedoch nicht ausgeschlossen werden. 

Welche Auswirkungen hatte die Zinswende im Jahr 2022 auf Ihr Lebensversicherungsgeschäft?

Brüß: Die Lebensversicherung hat für die Kunden zwei wesentliche Aspekte: Eine verlässliche Rendite, die immer über der Inflationsrate liegen sollte, sowie den Sicherheitsaspekt. Die Zinswende hat die Perspektive für beide Aspekte verändert: Kurzfristig können wir mit unseren konservativen Produkten keine Inflationsspitzen brechen – das wollen wir auch gar nicht. Aber durch die höheren Zinsen können wir im konventionellen Teil der Produkte wieder höhere Überschüsse anbieten. Das erhöht die Rendite. Auf der Neugeschäftsseite verzeichneten wir marktkonform Einbußen im Einmalbeitragsgeschäft. Dagegen läuft das Neugeschäft gegen laufenden Beitrag, insbesondere im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) hervorragend. Der Bedarf nach sicherer und langfristiger Vorsorge ist gerade in unsicheren Zeiten ungebrochen.

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Und wie geht es 2024 weiter?

Brüß: Mit der sich abschwächenden Inflation wird 2024 mehr Ruhe in die Wirtschaft einkehren und damit auch die Möglichkeit des langfristigen Sparens wieder stärker in den Fokus der Verbraucher rücken.

 

Rechnen Sie damit, dass die Bürger angesichts der inflationsbedingt gestiegenen Lebenshaltungskosten an Altersvorsorge sparen oder ihr Geld in das nun besser als in den vergangenen Jahren verzinste Tages- und Festgeld anlegen werden?

Brüß: Bei der Altersvorsorge und Vermögensplanung kann es nicht um ein Entweder-Oder gehen. Wer es richtig macht, ist möglichst breit aufgestellt. Die gute Nachricht ist, dass die Kunden derzeit auch kurzfristig mehr Rendite bekommen. Das brauchen sie angesichts der kurzfristig hohen Inflationsspitzen auch. Das ersetzt aber nicht das langfristige Sparen in sichere Altersvorsorgeprodukte. Übrigens verzeichnen wir seit dem Zinsanstieg kein erhöhtes Stornoaufkommen. Das bestätigt genau diese Sichtweise.

Wie wird sich der Absatz einzelner LV-Produkte entwickeln? Laut mehreren Studien ist in diesem Jahr die Nachfrage nach Fondspolicen stark gestiegen. Rechnen Sie damit, dass sich dieser Trend auch 2024 fortsetzt?

Brüß: Die bAV wird weiterwachsen. Wir gehen davon aus, dass sich das Geschäft in der privaten Altersversorgung gegen Einmalbeitrag auch im Privatkundengeschäft wieder erholt. Und ja: Auch wir sind überzeugt vom Trend zu Fondsprodukten. Wir planen gerade die Entwicklung einer neuen Fondsrente ohne Garantien, die im kommenden Jahr auf den Markt kommen soll. Außerdem gehen wir von steigender Nachfrage nach unserer in diesem Jahr neu eingeführten SBU aus.

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