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Aktualisiert am 02.01.2013 - 15:32 UhrLesedauer: 4 Minuten

„Wir schaffen 35 Prozent weniger Volatilität als der Index“

Alexandre Narboni ist beim Comgest Magellan fürs Hedging zuständig.
Alexandre Narboni ist beim Comgest Magellan fürs Hedging zuständig.
DAS INVESTMENT: Ihr neuer Fonds Comgest Growth Emerging Markets Flex ist der Klassiker Magellan, mit einem Airbag versehen.

Alexandre Narboni:
Richtig. Nach der Krise 2008 hatten wir Gespräche mit Kunden, die wir schon lange betreuen. Sie waren überzeugt von unserem Stockpicking- Ansatz und der langfristigen Outperformance des Fonds gegenüber dem Index, gerade auch in schlechten Zeiten. Aber sie störte der Verlust, den wir 2008 verzeichneten – minus 42 Prozent.

Damit lagen wir zwar immer noch 8 Prozentpunkte vor dem Index, aber die Kunden fragten, ob man derartige Kursverluste in extremen Marktphasen nicht begrenzen könnte. Wir haben uns damit zunächst schwer getan, weil wir das Ziel haben, den Index und die Benchmark langfristig zu schlagen, und man als Investor dafür nach unserer Ansicht ein gewisses Aktienmarktrisiko in Kauf nehmen muss.

Wie haben Sie das Problem gelöst?

Narboni:
Wir wussten von Anfang an, dass ein Multi-Asset-Ansatz nicht infrage kommt. Das liegt auch nahe. Unsere Kernleistung ist die, dass wir wachstumsstarke Unternehmen mit überschaubarem Risiko aussuchen und dann lange im Portfolio behalten. Wenn wir jetzt eine Strategie gewählt hätten, bei der wir zwischen Aktien und Renten hinund herschichten, wären wir gezwungen gewesen, diese guten Unternehmen kurzfristig zu verkaufen. Die Bedingung war also, das Aktienportfolio unangetastet zu lassen und zusätzlich die Volatilität erheblich zu reduzieren.

Das Aktienportfolio ist das gleiche wie beim Magellan?


Narboni:
Richtig. Das Aktienportfolio ist im Rahmen der Möglichkeiten identisch mit dem des Magellan.

Und wie funktioniert das Hedging dann?


Narboni: Über Futures. Das grundsätzliche Problem dabei ist, dass es auf den MSCI Emerging Markets viel zu wenige Derivate gibt, die so liquide sind, dass wir sie für unsere Zwecke einsetzen können – ein großes Problem. Wir haben uns dann die langfristige Historie der Märkte angeschaut und dabei entdeckt, dass der Verlauf der Weltaktienindizes in Panikphasen relativ gleich verläuft. 2008 lag die Korrelation zwischen dem Magellan und dem S&P 500 zum Beispiel bei über 90 Prozent. In dem Jahr war es praktisch egal, in welchem Land sie eine Aktie gehalten haben, Sie haben immer eins auf die Nase gekriegt. Daraus haben wir die erste Erkenntnis gewonnen.

Nämlich?

Narboni:
Dass wir nicht unbedingt mit dem MSCI Emerging Markets arbeiten müssen, sondern dass wir auch den S&P 500, einen der ältesten und liquidesten Indizes der Welt, als Stellvertreter nutzen können. Allerdings mit Einschränkungen. Im Backtest stellten wir nämlich auch fest, dass der S&P 500 nicht immer eine so hohe Korrelation mit dem Magellan zeigt, wie es 2008 der Fall war.

2011 war sie zum Beispiel sehr niedrig. Nur einen Index zu verwenden war also auch nicht richtig. Wir arbeiten deshalb mit Futures auf neun verschiedene Indizes. Jede einzelne Aktie im Magellan schauen wir uns an und analysieren rückblickend für die vergangenen ein, zwei Jahre, welche Kombination dieser Futures die größte Korrelation mit dem Kursverlauf dieser einen Aktie gezeigt hat.

Ein Beispiel bitte.


Narboni:
Bei der Aktie Taiwan Semiconductor kann das zum Beispiel eine Kombination aus 65 Prozent S&P 500 und 35 Prozent Hang Seng sein oder 35 Prozent Taiwan. Das machen wir für jede einzelne der 45 Positionen. Der Computer addiert das auf und hat dann das optimale Portfolio aus Futures mit der größtmöglichen Korrelation zum Aktienportfolio des Magellan. Diese Zusammensetzung passt der Computer tagtäglich an. Er weiß also: Wenn ich heute absichern muss, brauche ich so und so viele Futures auf den S&P 500, so und so viele auf den Hang Seng und so weiter.

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