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Diskussion um nachhaltige Portfolios LFDE-Fondsmanager: „Wir wollen Firmen im Wandel nicht kategorisch ausschließen“

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Was heißt das etwa für die umstrittene Atomkraft?

Merle: Im Echiquier Positive Impact Europe schließen wir Nuklearenergie und auch fossile Energie aus. Mit dem Echiquier Climate & Biodiversity wollen wir dagegen auch in Unternehmen im Wandel investieren. Dort haben wir etwa die Recyclingfirma Veolia im Portfolio, die auch Nuklearabfälle verarbeitet. Damit hilft das Unternehmen, die Auswirkungen von Atomkraft zu verringern.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Ein Dauerthema bei nachhaltiger Geldanlage ist die Regulierung. Bringen EU-Gesetze wie die Taxonomie mehr Klarheit für Anleger?

Merle: Die Regulierung ist der richtige Schritt, es bleibt aber noch viel zu tun. Bei der EU-Taxonomie sind erst zwei der sechs Umweltziele konkret ausformuliert. Das hilft uns Investoren noch wenig. Bislang sind auch nur wenige Unternehmen in der Lage, der Taxonomie entsprechend zu berichten. Das gilt besonders für kleinere Firmen. Die Reportings binden Ressourcen und kosten Geld – das können sich manche Unternehmen schlicht nicht leisten. Hinzu kommt, dass es zu vielen Themen in den beteiligten Ländern unterschiedliche Einschätzungen gibt. Ein Beispiel ist die genannte Atomkraft: In Frankreich wird Kernenergie als Möglichkeit betrachtet, CO2-Emissionen einzusparen. In Deutschland sieht man das anders. Die Diskussion hat gezeigt, wie schwierig es ist, mit 27 Ländern einen Konsens zu finden.

Welche Auswirkungen haben die aktuellen Krisen auf Ihre nachhaltigen Fonds?

Merle: Viele unser Portfoliounternehmen sind von den steigenden Zinsen betroffen. Das hat die Performance im vergangenen Jahr gedrückt – damit standen wir aber nicht alleine da. Wir sind Langzeitinvestoren und halten auch in schwachen Marktphasen an unseren Strategien fest. Auf lange Sicht werden sich Investitionen in Firmen auszahlen, die wichtige Umwelt- und Sozialthemen voranbringen. Nicht zuletzt sind die Bewertungen dieser Unternehmen niedriger als vor etwa einem Jahr. Daher können wir nun günstig zukaufen.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

In welchen Branchen haben Sie jüngst aufgestockt?

Merle: Wir haben vor allem bei defensiven Aktien zugekauft, etwa im Gesundheitswesen, bei Versorgern und Basiskonsumgütern. Damit sind wir für einen Konjunkturabschwung gut aufgestellt. Gleichzeitig haben wir zyklische Werte in den Portfolios reduziert.

Viele Fondsgesellschaften haben jüngst Strategien von Artikel 9 auf Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung heruntergestuft. Wie gehen Sie bei Ihren nachhaltigen Fonds vor?

Merle: Unsere Fonds sind eher konservativ klassifiziert. Lediglich unsere Impact-Fonds haben wir als Artikel-9-Fonds eingestuft und sind nach wie vor von unserer Methodik überzeugt. Wir warten jedoch noch auf methodische Klarstellungen und Antworten der Aufsichtsbehörde auf offene Fragen, die sich auf unsere nachhaltigen Investitionsmethoden und damit auch auf die Klassifizierung unserer Fonds auswirken könnten.

Über den Interviewten:
Paul Merle ist als Portfoliomanager im ESG-Team von La Financière de l'Echiquier (LFDE) für europäische Standardwerte und Wachstumsaktien zuständig. Mit Adrien Bommelaer und Luc Olivier managt er die Fonds Echiquier Climate & Biodiversity Impact Europe (ISIN: FR0013517273) und Echiquier Positive Impact Europe (FR0010863688).

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