DAS INVESTMENT: Herr Borowski, lassen Sie uns über Kryptowährungen reden.
Didier Borowski: Gern, wobei ich schon mit dem Begriff ein Problem habe.
Weil es eigentlich gar keine Währungen sind?
Borowski: Diese Dinge haben einfach nicht die Vorzüge von Währungen. Sie taugen nicht dazu, Werte aufzubewahren, sie sind keine universellen Zahlungsmittel, und ich glaube auch nicht, dass sie in der nächsten Finanzkrise stabil bleiben. Natürlich sind sie neu und aufregend. Aber ich denke, wir sollten eher von Krypto-Assets sprechen.
Weil das das bessere Wort ist?
Borowski: Ja, es sind keine traditionellen Anlagen, und es sind auch keine Aktien, Rohstoffe oder Sachwerte. Aber es sind zum Teil Vermögenswerte, die Währungen nachahmen und irgendwann auch für bestimmte Zwecke ersetzen sollen.
Das wird der Zentralbank aber gar nicht gefallen.
Borowski:...
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DAS INVESTMENT: Herr Borowski, lassen Sie uns über Kryptowährungen reden.
Didier Borowski: Gern, wobei ich schon mit dem Begriff ein Problem habe.
Weil es eigentlich gar keine Währungen sind?
Borowski: Diese Dinge haben einfach nicht die Vorzüge von Währungen. Sie taugen nicht dazu, Werte aufzubewahren, sie sind keine universellen Zahlungsmittel, und ich glaube auch nicht, dass sie in der nächsten Finanzkrise stabil bleiben. Natürlich sind sie neu und aufregend. Aber ich denke, wir sollten eher von Krypto-Assets sprechen.
Weil das das bessere Wort ist?
Borowski: Ja, es sind keine traditionellen Anlagen, und es sind auch keine Aktien, Rohstoffe oder Sachwerte. Aber es sind zum Teil Vermögenswerte, die Währungen nachahmen und irgendwann auch für bestimmte Zwecke ersetzen sollen.
Das wird der Zentralbank aber gar nicht gefallen.
Borowski: Es geht um ein dezentrales Finanzwesen, daher wollen viele Banken das sicher nicht. Die Zentralbanken sind dagegen, weil Krypto-Assets zu wenig reguliert sind. Cyber-Kriminalität, Sicherheitsprobleme, steuerliche Fragen und nicht zuletzt der enorme Energiebedarf sorgen bei Regierungen und Behörden für Vorbehalte, die zunächst zu klären sind.
Ist so ein Markt nicht auch ein Zeichen von Misstrauen gegenüber dem Euro?
Borowski: Nicht gegenüber dem Euro, sondern gegenüber traditionellen Währungen allgemein.
Zu denen auch der Euro gehört.
Borowski: Aber auch Dollar, Pfund, Franken und Yen. Und bei allen haben wir in den vergangenen Jahren ultralockere Geldpolitik gesehen. In der Tat gibt es deshalb ein grundsätzliches Misstrauen von Anlegern gegenüber dem System mit seinen stetig wachsenden Zentralbankbilanzen.
Können Sie sich vorstellen, dass im Rahmen von Kryptowährungen ein Schwarzmarkt entsteht, mit eigenen Zinssätzen, eigenen Regeln und einem separaten Einlagensystem?
Borowski: So weit würde ich noch nicht gehen. Zunächst reden wir über sehr viele Krypto-Assets, Tendenz weiter steigend. Und wir reden über dezentrale Finanzsysteme, die vielen Menschen, insbesondere in ärmeren Ländern, Zugang zu Finanzdienstleistungen ermöglichen. Das ist ein echter Regimewechsel, den Regierungen und Zentralbanken durchaus mögen. Menschen brauchen dann nur einen Internet-Anschluss, um am Finanzsystem teilzunehmen. Das wäre ein großer Fortschritt. Mehr als 1,7 Milliarden Menschen haben heute nach Daten der Global Findex Database keinen Zugang zu Banksystemen.