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Interessante Einstiegsgelegenheiten „Wir sehen Chancen bei Unternehmensanleihen“

Öltanker im Hafen von Long Beach, Kalifornien
Öltanker im Hafen von Long Beach, Kalifornien: Die Energiebranche profitiert von den gestiegenen Preisen für Öl und Gas. Dadurch könnten Unternehmen aus dem Sektor für Anleiheinvestoren einen Blick wert sein. | Foto: Imago Images / UPI Photo

Kris Moreton: Herr Tannuzzo, seit Jahresbeginn ist die Wertentwicklung von Anleihen äußerst negativ – und zwar auf ganzer Linie. Egal, ob man auf eine kurze, mittlere oder lange Duration gesetzt hat, auf Papiere mit hoher oder niedriger Bonität: Man hat wahrscheinlich Geld verloren. Das ist sehr untypisch für den Anleihemarkt. Wie kommt es zu dieser Entwicklung?

Gene Tannuzzo,
Global Head of Fixed Income

Gene Tannuzzo: Ja, das ist richtig. Um das aktuelle Marktgeschehen zu verstehen, müssen wir etwas zurückblicken: Noch im Sommer 2020 ging die US-Notenbank selbst davon aus, dass sie die kurzfristigen Zinssätze frühestens im Jahr 2023 über die Nullprozentmarke anheben würde. Aufgrund der V-förmigen wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie haben sich die Erwartungen an die Fed in den vergangenen drei bis sechs Monaten aber deutlich geändert. Jetzt preist der Markt einen stetigen Pfad von Zinserhöhungen im Laufe des Jahres 2022 ein.

Dadurch haben sich die Bewertungen verändert. Jetzt sehen wir ein ungewöhnliches Umfeld: Die Zinsaufschläge haben sich ausgeweitet beziehungsweise Unternehmensanleihen sind günstiger geworden, während gleichzeitig die risikofreien Zinssätze gestiegen sind. Das ist normalerweise nicht der Fall. Eigentlich sind Staatsanleihen ein guter Diversifikator für das Kreditrisiko von Unternehmen oder sogar das Aktienrisiko. Zuletzt war das aber nicht so.

Welche Rolle spielt der Krieg in der Ukraine für die Anleihemärkte und den geldpolitischen Ausblick?

Tannuzzo: Es gibt zwei mögliche Szenarien. Das Wachstum könnte sich stärker verlangsamen als erwartet. Das würde die Zentralbanken wohl dazu veranlassen, die geldpolitische Straffung zu verschieben und die Zinssätze niedrig zu halten. Wenn aber – das zweite Szenario – die Wirtschaftslage stabil bleibt und die Inflation stärker steigt als erwartet, könnten die Zentralbanken die Zinssätze noch stärker anheben als in vergangenen Zyklen.

Diese Bandbreite an möglichen Szenarien führt am gesamten Anleihemarkt zu einer enormen Volatilität – und zwar von den sichersten bis hin zu den risikoreichsten Bereichen. Dennoch sehen wir interessante Investmentmöglichkeiten, insbesondere im Bereich Unternehmensanleihen.

Wie denken Sie darüber, Herr Ross?

Alasdair Ross,
Head of European Fixed Income

Alasdair Ross: Ja, insgesamt sind Unternehmensanleihen im Vergleich zu Staatsanleihen derzeit attraktiver. Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind ziemlich gut, besser als 2018 oder 2019. Viele von ihnen haben während der Pandemie ihre Kosten gesenkt und den Fremdkapitalanteil abgebaut. In Kombination mit den verbesserten Bewertungen macht das die Anlageklasse interessant.

Die Märkte für Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating bieten eine Reihe von Möglichkeiten. Natürlich können Investoren einfach in den breiten Markt investieren. Aber: Warum sollte man nicht auf besonders interessante Sektoren setzen? Ein Beispiel ist die Energiebranche, die von den gestiegenen Preisen für Öl und Gas profitiert. Ebenfalls besonders im Blick haben wir Versorger. Es geht immer darum, die sich bietenden Chancen zu nutzen.

Wie beurteilst du die Auswirkungen der steigenden Inflation? Sind die Unternehmen bisher in der Lage, die höheren Kosten weitgehend an den Endkunden weiterzugeben?

Ross: Wir waren positiv überrascht. Die Unternehmen konnten die gestiegenen Kosten größtenteils weitergeben. Vereinzelt wurde die Gewinnspanne zwar auch kleiner, aber das ist eher die Ausnahme als die Regel.

Dabei kommt es für die Firmen weniger auf die Branche an oder wie nah sie am Verbraucher sind. Vielmehr geht es um ihre Preissetzungsmacht. Diese setzt sich aus dem Produktmix, dem Branchenumfeld und dem Marktanteil zusammen.

Einer der Vorteile im Investment-Grade-Bereich ist, dass die Unternehmen in der Regel einen großen Marktanteil haben. Kleine Akteure aus sehr wettbewerbsintensiven Branchen sind keine typischen Vertreter. Für die Jahre 2022 und 2023 erwartet unser Analystenteam stabile Margen und sogar eine kleine Verbesserung.

Wie bewerten Sie die Lage am Markt für Hochzinsanleihen, Herr Lavin?

Brian Lavin,
Head of US High Yield Fixed Income

Brian Lavin: Hochzinsanleihen haben seit Jahresbeginn insgesamt um rund 4 Prozent nachgegeben. Das liegt aber weniger am erhöhten Ausfallrisiko, sondern an den geo- und geldpolitischen Risiken.

Wir sind mit wirklich starken Fundamentaldaten ins Jahr 2022 gegangen, mit einem mittleren einstelligen Umsatz- und Cashflow-Wachstum, das voraussichtlich das Niveau von 2019 übertreffen wird. Gleichzeitig sinkt der Verschuldungsgrad wieder und die Ausfallrate dürfte niedrig bleiben. Auf Branchenebene ist die Situation ähnlich wie im Investment-Grade-Bereich. Am besten abgeschnitten hat der Rohstoffbereich, also Energie, Metalle und Bergbau.

Wie sollten Anleger im Anleihesegment jetzt handeln, Herr Tannuzzo? Wird sich die schwache Wertentwicklung fortsetzen oder ist es im Gegenteil ein guter Zeitpunkt, um Positionen aufzubauen?

Tannuzzo: Ich denke, dass wir einen attraktiven Einstiegspunkt auf dem Anleihemarkt sehen. Die Fundamentaldaten sind stark und die Zahlungsausfälle niedrig. Angesichts der Neubewertungen bietet sich Anlegern die Gelegenheit, ihre Portfolios neu zu strukturieren.

Dieser Beitrag basiert auf der aktuellen Ausgabe des Podcasts Credit Threads, bei dem Experten von Columbia Threadneedle Investments die aktuellen Entwicklungen an den Anleihemärkten analysieren. Den englischsprachigen Podcast in voller Länge können Sie hier anhören.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.