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Interview zum Weltkrebstag „Wir warten nicht auf Wundermittel“

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Und wann investieren Sie?

Van den Eynde: Wir investieren nur in größerem Rahmen in Behandlungen, die durch aussichtsreiche klinische Daten gestützt werden, selbst wenn diese auf einer relativ kleinen Anzahl an Patienten beruhen. Im Vergleich zu vor vielen Jahren ist die Finanzierung ein sehr viel kleineres Problem geworden. Start-up-Unternehmen, die wirklich innovative Lösungen auf unserem Gebiet vorstellen, haben im Allgemeinen kein Problem mit der Erstfinanzierung. Das Anfangskapital stammt von klugen Risikokapitalinvestoren, die über sehr hohes Fachwissen verfügen und das Potenzial bestimmter Innovationen erkennen. Auch an der Börse gelistete Unternehmen können Mittel aufbringen, indem sie Aktien emittieren. Und schließlich gibt es noch speziellere Finanzierungsmethoden, wie unsere, mit der starke Forschungs-Pipelines im Auftrag risikobewusster Investoren gefördert werden.

Welche Entwicklungen im Bereich der Krebsbehandlung finden Sie als Investor im Moment am interessantesten?

Van den Eynde: Eine der interessantesten neueren Methoden wird als gezielte Protein-Degradation bezeichnet. Wir haben in unserem Körper einen Mechanismus, um „überflüssige Proteine“, die das Ende ihrer Lebensphase erreicht haben, zu zerstören. Diese alten Proteine enthalten Marker (Ubiquitine), die den „Proteinreinigern“ (Proteasomen) anzeigen, dass sie bereit für die Zerstörung sind. Pharmaunternehmen haben herausgefunden, wie dieser Prozess so genutzt werden kann, dass sich die „Reiniger“ auf Krebszellrezeptoren richten. In der Vergangenheit wurden Antikörper zur Bekämpfung von Krebszellen verwendet, aber in Fällen, wo diese keinen Erfolg haben, könnten Ärzte in der Lage sein, stattdessen die Protein-Degradation zu nutzen. Wir haben einige vielversprechende klinische Daten zur Anwendung dieser Methode bei der Behandlung von Brustkrebs gesehen. Mehrere Healthcare-Unternehmen arbeiten daran und wir beobachten dies sehr genau.

Auch im Bereich der Antikörper gibt es ermutigende neue Forschungen. Dies ist kein neuer Bereich – die ersten Arzneimittel aus Antikörpern zur Krebsbehandlung wurden in den späten 1990er-Jahren zugelassen. Jetzt arbeiten Unternehmen an sogenannten „bi-spezifischen“ Antikörpern, die die Killer-T-Zellen unseres Immunsystem an die Krebszellen binden können. Auf der Grundlage jüngerer klinischer Daten gehen wir davon aus, dass diese neue Methode vielen Krebspatienten, insbesondere jenen mit hämatologischen Tumoren, helfen wird.

Das klingt sehr spannend…

Van den Eynde: In der Tat! Weitere laufende Forschungsprojekte konzentrieren sich auf eine neue Behandlung, mithilfe derer kleinste Leitungsbahnen zwischen den Zellen blockiert werden, welche vom Krebs genutzt werden, aber für Antikörper zu klein sind, um einzudringen. Die Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, wie diese Leitungsbahnen blockiert werden können, und es werden Arzneimittel entwickelt, die den Krebs bekämpfen, ohne die normalen Prozesse, die zur gesunden Funktion des menschlichen Körpers erforderlich sind, zu blockieren. Zweifelsohne wird es auch Entwicklungen zu mRNA geben.

Wie bereits gesagt, sollte man jedoch bedenken, dass es mitunter verschiedene Wege gibt, um dasselbe Ziel zu erreichen. Die Schwierigkeit bei der Krebsbehandlung ist, dass Krebszellen sehr schnell mutieren und behandlungsresistent werden. Zur Verlängerung des Lebens der Patienten benötigen Ärzte Kombinationstherapien oder die aufeinanderfolgende Anwendung gänzlich verschiedener Behandlungen. Für einige Krebsformen lässt sich eine vollständige Heilung eventuell niemals erreichen. In solchen Fällen besteht das Ziel darin, den Krebs aus einer akuten in eine chronische Erkrankung mit weiterführenden Behandlungen umzuwandeln, sodass die Patienten viele weitere Lebensjahre mit so wenigen Nebenwirkungen wie möglich gewinnen. Jeder Schritt, den wir in diesem langen Kampf gehen, ist ein Schritt zu einer besseren Versorgung und jedes neu zugelassene Arzneimittel ist eine Verbesserung gegenüber dem, was zuvor möglich war.

Und Candriam selbst sieht sich hier als Vorreiter bei Investitionen in Biotechnologie und im Gesundheitswesen – die spezielle Anlageerfahrung umfasst 25 Jahre – in der Pflicht?

Van den Eynde: Das Beste, was wir tun können, ist jede schrittweise Entwicklung, die unsere Behandlungen voranbringt, zu erkennen, und aus den vielversprechendsten Therapieansätzen Realität werden zu lassen. Darüber hinaus engagiert sich Candriam als Vermögensverwalter über Investitionen hinaus im Kampf gegen Krebs. Daher hat Candriam kurz nach der Einführung der Onkologie-Strategie beschlossen, 10 Prozent der vereinnahmten Nettoverwaltungsgebühren an verschiedene Verbände beziehungsweise Organisationen zu spenden, die gegen Krebs kämpfen, indem sie im Bereich der wissenschaftlichen Forschung und der Entwicklung von Behandlungen, in sozialen Projekten für Familien, der Aufklärung, der öffentlichen Bewusstseinsbildung und in der Krebsprävention tätig sind. Die Spenden von Candriam tragen dazu bei, eine gesündere und nachhaltigere Zukunft für uns alle zu schaffen.

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