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in GeldpolitikLesedauer: 4 Minuten

Chefvolkswirt von AB Wirtschaftswachstum auf Kosten der Zukunft?

US-Slalomfahrerin Mikaela Shiffrin
US-Slalomfahrerin Mikaela Shiffrin feiert ihre Silbermedaille: Die USA sind eine der Volkswirtschaften, die laut AB-Chefvolkswirt Darren Williams 2021 wachsen dürften. | Foto: IMAGO / Bildbyran
Darren Williams, Chefökonom bei Alliance Bernstein (AB)

Der Fortschritt bei der Impfung gegen Covid-19 sowie das Zusammenspiel von expansiver Geldpolitik und steuerpolitischen Stützmaßnahmen könnten dazu führen, dass sich das globale Wirtschaftswachstum stark beschleunigt – vor allem wenn Verbraucher nicht mehr zu Sparverhalten gezwungen sind. Wenn die wirtschaftliche Erholung allmählich einsetzt, könnte jedoch der Konsens der großen entwickelten Volkswirtschaften im Hinblick auf niedrige Anleiherenditen bröckeln. Während die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BOJ) sich auf die eine oder andere Weise zur Steuerung der Zinskurve verpflichtet haben, könnte sich die Federal Reserve (Fed) angesichts steuerpolitischer Stimuli veranlasst sehen, ihre eigene Unterstützung für die Wirtschaft wieder zu reduzieren.

Abgesehen davon, dass die Virus-Situation weiterhin für böse Überraschungen sorgen könnte, besteht noch ein weiteres bedeutendes Risiko: Inflation. Die Güternachfrage steigt bei eingeschränktem Angebot, wir sehen das schnellste Wachstum der Geldmenge seit den 1980er Jahren und akzeptieren zunehmend, dass steuerpolitische Maßnahmen durch die Geldpolitik finanziert werden.

USA: Wachstum jetzt – auf Kosten von übermorgen

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2021 wird die Wirtschaft der USA von bedeutenden steuerpolitischen Stützmaßnahmen profitieren und wir erwarten, dass sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr auf ungefähr 6,5 Prozent belaufen wird – mehr als das Dreifache der konstanten Wachstumsrate. Trotz des Wachstums dürfte die Inflation nur geringfügig ansteigen, da zwischen dem aktuellen Niveau und dem Potenzial der Wirtschaft eine große Lücke klafft. Entsprechend rechnen wir in diesem Jahr nicht mit Zinsanhebungen und gehen davon aus, dass die Fed ihre quantitative Lockerung unvermindert fortsetzt.

Doch es gibt auch einige Risiken: Diskussionen um eine mögliche Verlangsamung der Anleihekäufe im Rahmen der quantitativen Lockerung könnten sich vor allem später in diesem Jahr aufheizen und Marktschwankungen verursachen. Auch sind die Bewertungen in vielen Assetklassen bereits hoch – und könnten angesichts eines starken Finanzmarktes noch weiter steigen. Eine große Gefahr ist zudem langfristiger Natur: Der kräftige Cocktail aus Ersparnissen der Haushalte, anhaltender steuerpolitischer Unterstützung und akkommodierender Geldpolitik sorgt zwar 2021 und 2022 für Partystimmung an den Märkten und in der Wirtschaft, doch der darauffolgende Kater aus steigender Staatsverschuldung und ihren Folgen dürfte in einigen Jahren die Laune vermiesen.

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