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Wohltätige Anleihen: Investieren als gäbe es ein Morgen

Hubert Thaler
Hubert Thaler
Durch „Mission-“ oder „Social Impact Investing“ kann der Staat private Finanzierung und soziale Aufgaben miteinander verbinden. Investoren winken bessere Renditen als bei Staatsanleihen. Für Stiftungen könnte das an Bedeutung gewinnen.

Viele westliche Staaten sind bis unter die Decke verschuldet, in den USA wird dieses Jahr die Schuldenneuaufnahme sogar die gesamten Staatseinnahmen übersteigen – und dies bei einem bestehenden Schuldenstand in Höhe des jährlichen Bruttonationalproduktes. Das kann so gar nicht weitergehen. Denn das Geld für die Schuldentilgung fehlt für wichtige soziale Dinge. Das Problem ist offensichtlich: Fremdkapital gehört in Unternehmerhände, damit der Zinsdienst erwirtschaftet werden kann und das Staatswesen ist in seiner aktuellen Form offensichtlich nicht unternehmerisch genug gestaltet. Also benötigt das Staatswesen andere Formen der Finanzierung.

Ein verfolgenswerter Ansatz ist das so genannte Mission Investing oder Social Impact Investing. Ein erster Social Impact Bond mit vier Jahren Laufzeit ist im August diesen Jahres von der Stadt New York begeben worden: Die Käufer der Anleihe investieren letztlich in eine gemeinnützige Organisation, welche es sich zum Ziel gemacht hat, die Rückfallquoten von Straftätern aus dem Rikers Island Gefängnis zu reduzieren. Gelingt dies bis zu einem bestimmten Grad, zahlt die Stadt New York die Anleihe mit einem erfolgsabhängigen Zinssatz zurück. Der Clou für die Stadt: Eine verringerte Rückfallquote spart der Stadt bares Geld durch eine geringere Zahl von Gefängnisplätzen, niedrigeren Gerichts- und Polizeikosten.

Auch die börsennotierte britische Dienstleistungsgesellschaft Serco ist ein Vorreiter in Sachen Social Impact Investing und betreibt in Neuseeland das Mount Eden Gefängnis gegen eine erfolgsabhängige Vergütung. Zehn Prozent der Vergütung hängen von einer deutlichen Verringerung der Rückfallquote für Strafinsassen ab. Das Unternehmen Ingeus Deloitte hat sich in Großbritannien darauf spezialisiert Sozialhilfeempfänger für die Arbeit fit zu machen. Auch hier sind erfolgsabhängige, kapitalmarktfinanzierte Modelle angedacht.

Insgesamt können einige britische Dienstleistungsunternehmen, durch die von der Thatcherregierung in den 80er Jahren veranlasste Privatisierungswelle, bereits langjährige Erfahrungen vorweisen, um als potentielle Vertragspartner bei kapitalmarktfinanzierten Social Impact Anleihen zu fungieren. Für einige hoch verschuldete Staaten könnte damit der meist wichtigste Ausgabenblock für Soziales und Arbeit zumindest in Teilen durch eigenkapitalähnliche Instrumente finanziert werden statt wie bisher über erfolgsunabhängige Staatsanleihen.

Das Thema „Mission Investing“ haben auch bereits einige in Deutschland aktive Stiftungen erkannt, die nicht nur auf der Aktivseite Gutes tun wollen, sondern auch bei der Geldanlage positive Impulse setzen wollen. Eine aktuelle Studie des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen beleuchtet einige Fallbeispiele, bei denen es sich bisher aber eher um punktuelle Investitionen handelt. So kann eine Stiftung, die sich für die regionale Versorgung psychisch Kranker einsetzt, ein Darlehen zur Renovierung einer Tagesklinik vergeben, oder eine Stiftung, die soziales Unternehmertum fördert, investiert ihr Kapital in Mikrofinanzinstitute. Obwohl das Stiftungsinteresse an solchen Investitionen grundsätzlich hoch wäre, sind die Risikoprofile möglicher Investitionskandidaten häufig mit dem Primat des Kapitalerhaltes nicht vereinbar. Eine stärkere Kapitalmarktorientierung solcher Investitionsoptionen mit verbindlichen Standards und größerem Diversifikationspotential wäre demnach wünschenswert.

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